Wir beantworten die Fragen zu den Dallas Mavericks nach ihrem Saisonende.
Mavericks: Wie ist die Saison zu bewerten?
Bevor ein Blick in die Zukunft geworfen wird, muss festgehalten werden, wie erfolgreich die Saison der Dallas Mavericks war. Einen Tag nachdem man kurz vor dem ultimativen Erfolg ausgeschieden ist, ist das zwar für Spieler und Fans schwierig zu sehen. Doch viel besser hätte es nicht laufen können für Luka Doncic, Kyrie Irving und Co.
Man denke nur einmal ein Jahr zurück: Da war noch lange nicht vergessen, dass die Mavs zum Ende der Regular Season absichtlich verloren hatten, um die Playoffs zu verpassen und einen besseren Draftpick zu erhalten. Das kam nur knapp zwei Monate nachdem Dallas sich zur Trade Deadline mit Irving verstärkt hatte. Die Verstärkung war damals jedoch nur theoretisch, die Mavs gewannen zum Saisonabschluss nur 9 der 27 Spiele nach Irvings Ankunft.
Der neue Superstar in Dallas spielte zwar gut, hatte jedoch mit Verletzungen zu kämpfen und im Zusammenspiel mit Doncic harmonierte er zu diesem Zeitpunkt kaum. Gerade im Nachhinein ist jedoch auch einfach zu sehen, dass der Supporting Cast des Backcourt-Duos wirklich nicht gut war. Doncic hatte die ersten Monate der Saison über gut verdeckt, doch nach dem Abgang von Jalen Brunson musste er eine noch viel größere Last schultern als es ohnehin schon der Fall war.
Neben Irving und Doncic liefen damals anstatt P.J. Washington, Derrick Jones Jr. und Daniel Gafford noch Tim Hardaway Jr., Reggie Bullock und Dwight Powell in der Starting Five auf. Von der Bank kam ebenfalls nicht viel Verstärkung, da Josh Green nicht die erhoffte Steigerung zeigte und Christian Wood weiter auf dem absteigenden Ast blieb.
Zudem lief Irvings Vertrag ja auch noch aus. Vermutlich hatten die Mavs zwar ein mündliches Einverständnis, dass er eine Vertragsverlängerung im Sommer unterschreiben würde. Doch theoretisch war die Chance da, den Guard ohne Gegenwert zu verlieren, nachdem man einen Erstrundenpick bezahlt und die Playoffs verpasst hatte.
Dereck Lively war ein Volltreffer der Mavs
Irving unterschrieb dann eine Verlängerung für drei Jahre (inklusive Spieleroption) und die Mavs holten sich Dereck Lively II, nachdem sie in einem merkwürdigen Trade mit den Oklahoma City Thunder von Platz 10 auf 12 zurückgegangen waren. Neben dem damals 19-Jährigen waren die größten Additionen in der Offseason Grant Williams und Jones Jr., viel mehr Unterstützung für Doncic und Irving konnte man anhand dessen nicht wirklich erwarten.
Lively öffnete jedoch vielen Beobachtenden schnell die Augen. Schon bei seinem Debüt für die Mavs in der Regular Season legte er 16 Punkte auf bei 7/8 FG und schnappte sich 5 seiner 10 Rebounds am gegnerischen Ring. Sein Wert als Ringbeschützer und Lob Threat für Doncic und Irving bildete sich schnell ab. Schon ab der nächsten Partie startete er, in seinem vierten Spiel krallte er sich 7 Offensivrebounds und spielte 6 Assists.
Es folgte eine überragende Rookiesaison, nur Verletzungen konnten Lively etwas ausbremsen. Er schloss als Sechster in der Wahl um den Rookie des Jahres ab, die Mavs würden mit dem heutigen Wissen vermutlich sogar keinen anderen Spieler seines Jahrgangs außer Victor Wembanyama und Brandon Miller lieber in ihren Reihen haben als Lively. Chet Holmgren (Draft 2022), Jaime Jaquez Jr. und Brandin Podziemski schlossen noch besser ab im Voting.
Lively fiel zwar in den Finals erstmals in der ganzen Saison stark mit Rookiefehlern auf und wirkte gegen die übermächtigen Celtics teilweise verloren, doch ohne ihn hätten die Mavs es vermutlich gar nicht so weit geschafft. Gerade gegen die Wolves in den Western Conference Finals war er der drittbeste Maverick hinter Doncic und Irving.
Die Mavs machten sich per Trade zum Contender
Auch Jones Jr. stellte sich als eine größere Verstärkung heraus, als erwartet wurde. Er spielte deutlich besser als in seinen vorherigen Saisons und erlebte sein bestes Jahr in Dallas, sein Dreier fiel erstmals brauchbar bei mittlerem Volumen. Auch seine Playofferfahrung, die er in Miami gesammelt hatte, zeigte sich in der Postseason. Richtig zum Contender wurden die Mavs aber erst zur Trade Deadline.
Dort ersetzten sie Grant Williams, der als Mav enttäuschte und Berichten zufolge auch als Charakter nicht in die Mannschaft passte, auch wenn GM Nico Harrison dem widersprach. P.J. Washington kam von den Hornets und füllte die Minuten und Rolle von Williams umgehend deutlich besser. Dazu kam Daniel Gafford von den Wizards und bildete mit Lively ein Big-Duo, mit dem die Mavs stets einen guten Shotblocker und Rim Runner auf dem Parkett haben.
Nach dem Abgang von Brunson, der in der Zwischenzeit den Sprung zum Star in New York machte, schien bei den Mavs viel schief zu laufen. Doch Dallas schaffte es im Vergleich zu anderen Franchises ziemlich schnell, die Negativspirale zu stoppen und eine volle Kehrtwende einzuschlagen. Mit einem Luka Doncic an der Speerspitze ist dies natürlich auch einfacher als für andere Teams, doch eine solch erfolgreiche Saison von Dallas hat vor zwölf Monaten wohl kaum jemand kommen gesehen.
NBA Finals - Celtics vs. Mavericks: Die Serie in der Übersicht
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 7. Juni (Fr) | 2.30 Uhr | Boston Celtics | Dallas Mavericks | 107:89 |
2 | 10. Juni (Mo) | 2 Uhr | Boston Celtics | Dallas Mavericks | 105:98 |
3 | 13. Juni (Do) | 2.30 Uhr | Dallas Mavericks | Boston Celtics | 99:106 |
4 | 15. Juni (Sa) | 2.30 Uhr | Dallas Mavericks | Boston Celtics | 122:84 |
5 | 18. Juni (Di) | 2.30 Uhr | Boston Celtics | Dallas Mavericks | 106:88 |
Mavericks: Was fehlte zur Meisterschaft?
Gleichzeitig nicht so viel und doch einiges. Die Antwort ist wenig zufriedenstellend, aber die Wahrheit für Dallas ist: In einem anderen Jahr hätte es diese Mannschaft deutlich knapper machen können. Für den Ausgang der Finals sollte man eher den Celtics ihr hochverdientes Lob aussprechen, als die Makel bei den Mavericks zu suchen. Boston war auf einem Level mit den überragenden Nuggets des Vorjahres und viel besser als die meisten Finals-Teilnehmer der vergangenen Jahre aus dem Osten.
Gegen Boston war Dallas somit schon die deutlich schwächere Mannschaft. Die Celtics riefen nicht einmal ihr volles Potenzial ab und gewannen die Serie deutlich, Dallas hatte wohl nie eine richtige Chance. Dazu fehlte vor allem ein dritter Spieler, der für sich und seine Mitspieler konstant Würfe kreieren kann. In den vorherigen Serien gelang dies phasenweise sogar Lively ganz gut, aber nur im 4-gegen-3, nachdem Doncic gedoppelt wurde.
Hier kommen wir schon wieder zurück zur einzigartigen Qualität der Celtics, die die ganzen Finals über damit auskamen, Doncic kaum zu doppeln. Damit waren sie die Saison über in dieser Form die einzige Mannschaft. Zudem bereiteten sie Irving mit ihren exzellenten Verteidigern große Probleme, sonst wäre das Fehlen eines dritten Playmakers gar nicht so stark aufgefallen. Doch gegen die Celtics fehlte dies, und vielleicht hätte es auch gegen einen anderen Gegner in den Finals gefehlt. Rausfinden wird man es frühestens nächstes Jahr.
Dante Exum und Jaden Hardy bekamen immer wieder ihre Chancen in dieser Rolle und erfüllten sie phasenweise überraschend gut, doch am Ende nicht konstant genug. Mavs-Coach Jason Kidd warf sogar Tim Hardaway Jr. noch ins Feuer in den Finals, als nichts anderes mehr klappte.
Der Flügelscorer entwickelte sich ohnehin in der zweiten Hälfte der Regular Season und final in den Playoffs zum Verlierer der Mavs-Saison. Er hatte in seiner unerwartet erfolgreichen Laufbahn als Maverick zwar immer wieder wichtige Momente, in denen er Doncic mit einer heißen Phase entlastete. Doch Kidd hatte offenbar irgendwann doch die Schnauze voll von Hardaways konstanter Inkonstanz. Oder einfach erstmals die Alternativen, seine Minuten gut zu ersetzen.
Zudem verteidigte Doncic in den Finals phasenweise schlicht auf einem solch schwachen Level, dass man kaum Spiele gewinnen konnte. Daran hatten jedoch sicherlich seine Verletzungen auch großen Anteil daran, so schlecht verteidigte er in den vorherigen Serien nicht. Und auch hier gilt: Keine andere Mannschaft war annähernd so gut gebaut wie die Celtics, um diese Schwäche der Mavs zu bestrafen.
Mavericks: Welche Spieler werden Free Agents?
Das ist nicht für jede Mannschaft eine gute Nachricht, für einen Finals-Teilnehmer meistens doch: Dallas hat kaum relevante Free Agents. Aus der Rotation, die gerade für die Finals ziemlich groß war, läuft nur der Vertrag von Derrick Jones Jr. aus. Der Forward wird nach seiner guten Saison auf dem freien Markt sicher mehr als sein aktuelles Gehalt von 2 Millionen Dollar angeboten bekommen. Falls die Mavs ihn unbedingt halten wollen, werden sie dies jedoch auch können.
Mit den 13 Spielern unter Vertrag für kommende Saison steht Dallas bereits bei 174,9 Millionen, knapp über der erwarteten Grenze von 172 Millionen, ab der Luxury Tax gezahlt werden muss. Die Mavs blieben in der vergangenen Spielzeit mit 3,5 Millionen knapp unter der Grenze. Falls sie dies wiederholen wollen, könnten sie sich von Dante Exum und Jaden Hardy trennen, die sonst gemeinsam 5,1 Millionen an Gehalt einstreichen würden, was nicht garantiert ist.
Beide haben jedoch gute Jahre hinter sich als günstige Rollenspieler und sind noch jung. Die Verantwortlichen in Dallas werden sich dreimal überlegen, ob sie auf solche Spieler verzichten können.
Mavericks: Alle Free Agents in der Übersicht
Spieler (Alter) | Position | Gehalt 22/23 | Anmerkungen |
Derrick Jones Jr. | Forward | 2,0 Mio. | |
Markieff Morris | Forward | 2,0 Mio. | |
Greg Brown III | Forward | Unbekannt | Two-Way |
Brandon Williams | Guard | Unbekannt | Two-Way |
Wie können die Mavericks sich in der Offseason verbessern?
Durch die wenigen Free Agents haben die Mavs auch wenige Möglichkeiten, sich ohne eine große Finanzspritze der neuen Besitzerin Miriam Adelson in der Offseason zu verbessern. An 24. Stelle der ersten Runde im anstehenden Draft werden die Knicks ihren Pick nutzen oder weitertraden, die Mavs haben auch keinen Zweitrundenpick.
In der Free Agency wird Dallas auch keine größeren Manöver einschwenken können. Außer sie wagen mit einem Trade, die Mannschaft mehr oder weniger durchzurütteln. Nach solch einer erfolgreichen Saison erscheint das jedoch unwahrscheinlich.
Vielleicht versucht Dallas, die 16,1 Millionen an Gehalt von Hardaway loszuwerden. Dafür müssten sie den Tauschpartner jedoch mit einem Pick entlohnen, ein Erstrundenpick dafür wäre sehr teuer. Vielleicht lässt sich eine Mannschaft auf ein Paket von Zweitrundenpicks ein und sendet den Mavs im Gegenzug einen halbwegs brauchbaren Spieler zurück. Viel größere Verstärkungen wären unrealistisch. Zumindest auf dem Papier.
Doncic und Irving haben zusammen erst 67 gemeinsame Spiele in der Regular Season absolviert, auch bei Washington und Gafford war einfach zu vergessen, wie neu die beiden noch in der Mannschaft waren, weil sie sich so schnell so gut einbrachten. Die Mannschaft kann gemeinsam aus der Erfahrung lernen und weiter zusammenwachsen.
Zudem kann individuell gerade beim 20-jährigen Lively noch etwas Steigerung erhofft werden. Gleichzeitig muss auch erwartet werden, dass der ein oder andere Spieler eine schlechtere spielen wird. So ist das, wenn so viel in einem Jahr richtig lief. Eine Wiederholung dessen ist selten.
Sind die Mavericks nächstes Jahr wieder Contender?
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Mavericks um Doncic als ein One-Hit-Wonder in die Annalen eingehen werden. Immerhin zeigten sie schon vor zwei Jahren beim Einzug in die Conference Finals ihr Potenzial, viele Stars verloren erstmal in den Finals vor ihrer ersten Meisterschaft. Doncic zahlte zwar Lehrgeld, bewies jedoch gleichzeitig, dass er der beste Spieler eines Champions sein kann.
Garantiert ist dadurch jedoch noch lange nichts, lineare Steigerung sollte auf höchstem Niveau des Profisports ohnehin nicht erwartet werden. Dann ist da ja auch noch die verdammt harte Western Conference. In der Offseason könnte noch der ein oder andere Star aus dem Westen in den Osten wechseln, viel schwächer als in den vergangenen Jahren wird die Conference jedoch vermutlich nicht werden.
Vielleicht brauchen die Mavericks um Doncic also drei Jahre, bis sie wieder in den Finals sind. Oder fünf, oder zehn, oder Doncic schafft es nie wieder. Das wäre selbst bei einem Spieler seines Kalibers nicht das erste Mal. Doch die Chancen für ihn stehen gut.
Im Westen wird es wieder einige Teams geben, die die Conference und dann auch die Finals gewinnen können, falls das meiste für sie richtig läuft. Dazu gehören auch die Mavericks, die von Wettanbietern aktuell gleich auf mit den Thunder mit den drittbesten Chancen auf den Titel 2025 eingeschätzt werden. Hinter den Celtics und Nuggets, knapp vor den Bucks und Wolves.
Die Sixers könnten noch einen großen Sprung machen, falls sich die Gerüchte um Paul George als wahr herausstellen. Auch die Knicks könnten noch um einen Superstar besser werden, dann vermutlich Donovan Mitchell. Doch viele Mannschaften sind mit Blick auf die kommende Saison nicht vor den Mavs anzusiedeln, das wird sich nicht ändern.