20,3 Punkte, 5,9 Assists, 3,2 Rebounds, 50,5 Prozent Trefferquote aus dem Feld, 40,8 Prozent von Downtown. Stats eines Allstar-Guards - sollte man zumindest denken. Es ist der statistische Beleg der starken Saison von Goran Dragic. Und nein, er stand beim All-Star Game in New Orleans nicht auf dem Parkett. Dennoch: Die Spielzeit 2013/2014 war für Dragic das lang erhoffte Breakout-Jahr und bis auf die fehlende Nominierung für das Duell zwischen West und Ost ein ziemlich perfektes. Dabei sah es zu Beginn nicht so aus, als sollte aus Dragic überhaupt Basketballer werden.
Als Sohn eines serbischen Vaters und einer slowenischen Mutter wuchs Dragic in Ljubljana auf und trainierte schon als Kind für seine Karriere als Profi-Sportler. Damals allerdings noch mit dem Ziel, Fußballer zu werden. Erst eine Verletzung im Alter von elf Jahren änderte die Vorzeichen, Dragic wechselte zum Basketball.
Profi-Debüt mit 17
Seine Entwicklung mit dem Spalding verlief rasant: Bereits mit 17 Jahren gab Dragic sein Profi-Debüt, seitdem führte der Weg des Linkshänders stetig bergauf. In der slowenischen Liga wurde er 2005 Rookie of the Year, 2006 zum All-Star.
In der Euroleague zog Dragic die Aufmerksamkeit der NBA-Scouts auf sich, 2008 gelang ihm der Sprung in die beste Liga der Welt. Die Suns wussten schon vor dem Draft genau, welchen Spieler sie haben wollten. "Er ist ein großes Talent und wir hatten das Gefühl, dass er der zweitbeste Point Guard des Draftjahrgangs hinter Derrick Rose war", so der damalige GM Steve Kerr: "Ihn in der zweiten Runde zu bekommen, war ein absoluter Steal."
Aus Angst, Dragic würde von einem anderen Team gezogen, tradeten sich die Suns nach oben - von Position 48 auf 45. Für die drei Plätze, die Phoenix in der Draft-Reihenfolge kletterte, zahlte man einen vergleichsweise hohen Preis: Zusätzlich zum getauschten Rang erhielten die San Antonio Spurs einen Zweitrundenpick für das kommende Jahr und etwas Cash.
Startschwierigkeiten
Dragics erste NBA-Saison verlief durchwachsen, unter Coach Terry Porter bekam der Slowene nur wenig Spielzeit. Erst mit dem Wechsel zu Alvin Gentry und einem schnelleren Spielstil fand der Dragon seinen Platz im System der Suns.
Zu Beginn noch recht schmächtig arbeitete Dragic an seinem Körper, wurde kräftiger und etablierte sich als Backup-Point-Guard. In seinem früheren Idol Steve Nash hatte er einen der besten Lehrmeister auf der Spielmacherposition und auch Gentry nahm Dragic unter seine Fittiche. "Hab keine Angst, Fehler zu machen. Sei einfach aggressiv", motivierte er den Slowenen ein ums andere Mal, sich mehr zuzutrauen.
The Dragon on fire
Vor allem in den Playoffs 2010 nahm sich Dragic diese Worte zu Herzen. In Spiel drei der Zweitrundenserie gegen San Antonio lief der Dragon richtig heiß, erzielte im vierten Viertel 23 Punkte und fegte die Spurs quasi im Alleingang vom eigenen Parkett. Sein ehemaliger Teamkollege Grant Hill staunte nach dem Spiel nicht schlecht: "Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das die beste Leistung in einem vierten Viertel in den Playoffs war, die ich je gesehen habe."
Trotz dieses Spiels, das jedem Phoenix-Fan in Erinnerung blieb, und auch ansonsten guter Ansätze tradeten die Suns Dragic im Februar 2011 zusammen mit einem Erstrundenpick für Aaron Brooks nach Houston. Als er in der zweiten Saisonhälfte aufgrund der Verletzung von Kyle Lowry in 26 Spielen von Beginn an ran durfte, zeigte er ansprechende Leistungen und untermauerte seinen Anspruch auf einen Job als Starting-Point-Guard mit dem ersten Triple-Double seiner Karriere.
Nach der Rückkehr zu den Suns, bei denen Dragic im Sommer 2012 einen Vierjahresvertrag über 30 Millionen Dollar unterschrieb, übernahm er immer mehr die Führungsrolle im Team. Er bekam die meisten Minuten, erzielte die meisten Punkte und schraubte seine Stats in fast allen wichtigen Kategorien nach oben. Die Suns wurden mit 25 Siegen Letzter der Western Conference, im Jahr nach der Nash-Ära war das aber weder tragisch noch besonders verwunderlich.
Ein Vorbild an Effizienz
Dann kam die Saison 2013/2014 und es geschah, was kaum jemand für möglich gehalten hatte. Phoenix spielte trotz des Trades von Marcin Gortat um die Playoffs mit, hatte bis zum vorletzten Spieltag die Chance auf Platz acht im Westen. Und großen Anteil daran hatte Goran Dragic. Beeindruckend vor allem die Effizienz, mit der er punktete.
Mehr als 50 Prozent seiner Würfe aus dem Feld fanden ihr Ziel, von jenseits der Dreierlinie waren es mehr als 40 Prozent. Mit diesen Statistiken stieg Dragic in den elitären 20-50-40-Klub auf: Als sechster Spieler der NBA-Historie gelangen dem Dragon solche Quoten bei einer Ausbeute von mehr als 20 Punkten pro Spiel. Die anderen fünf: LeBron James, Kevin Durant, Dirk Nowitzki, Drazen Petrovic und sein aktueller Coach Jeff Hornacek.