Trotz der starken Leistungen flog Dragic lange Zeit unter dem Radar. Beim Voting für das All-Star Game stimmten nur wenige Fans für ihn ab, was zum einen der Qualität auf den Guard-Positionen, aber auch seinem unspektakulärem Spiel geschuldet war.
Dennoch: Die Zahlen sprechen für sich. Unter den 50 Guards mit dem besten Punkteschnitt der vergangenen Saison gibt es in Dwyane Wade nur einen Spieler, der eine bessere Wurfquote aufweist als Dragic. Nicht umsonst wurde er zum Most Improved Player gewählt. Im sechsten Jahr in der Liga ist das schon eine Besonderheit, aber der Dragon hat noch einmal einen entscheidenden Schritt gemacht - er ist vom Mitspieler zum Leader geworden.
Besser als George und Irving
Erneut verbesserte Dragic Punkteschnitt, Rebounding und Scoring-Qualitäten. Das beste Beispiel: Sein Spin-Move und seine Fähigkeit, in der Zone abzuschließen, brauchen den Vergleich mit den Skills von Tony Parker nicht mehr zu scheuen. Mit einem Player Efficiency Rating von 21,4 findet man Dragic in den Top 20 der Liga - noch vor Paul George und Kyrie Irving. Und auch in vielen anderen Kategorien wie der True Shooting Percentage und der Effective Field Goal Percentage wird Dragic unter der besten zehn Guards der NBA gelistet.
Natürlich zählen auf dem Parkett nicht nur die offensiven Fähigkeiten. Dank Hornacek konnte Dragic seine zuvor eher unterdurchschnittliche Verteidigung steigern und ist nun im Defense-Verbund der Suns keine Schwachstelle mehr. Sein ehemaliger Mentor Nash zeigte sich begeistert von dieser Entwicklung: "Er ist sehr, sehr ehrgeizig und seine Skills werden ständig besser. Ich bin sehr stolz auf ihn. Er ist einer der Top-Guards in der Liga. Ich hoffe, ich kann ihm noch eine ganze Weile zuschauen."
Positionswechsel mit Folgen
Auch den amerikanischen Sportjournalisten blieben Dragic' Leistungen nicht verborgen, sie wählten ihn am Ende der Saison ins All-NBA Third Team. Nicht unwesentlichen Anteil daran hat auch Coach Hornacek, unter dem die gesamte Mannschaft einen Schritt nach vorn gemacht hat. Nach der Ankunft von Eric Bledsoe beorderte er Dragic auf die zwei - in der Rolle als Shooting Guard konnte der Dragon seine Effizienz noch einmal steigern.
Die Zukunft des Kreativ-Duos, das als eines der besten der Liga gilt, ist aber noch nicht gesichert - nach wie vor verhandelt Bledsoe mit dem Management über einen neuen Vertrag. Der potenzielle Nachfolger ist bereits da: Isaiah Thomas wurde im Sommer aus Sacramento geholt und könnte die Lücke füllen, die durch einen Abgang des Starting-Playmakers entstehen würde. In jedem Fall wirkt sich die Entscheidung in der Causa Bledsoe auch auf die Zukunft von Dragic aus, der im nächsten Sommer von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen könnte.
Verstärkung für die Helden
Wie bei den Suns hatte Dragic' Entwicklung auch im slowenischen Nationalteam großen Einfluss auf die Qualität des Kollektivs. Den ersten Titel für sein Land feierte Dragic 2004 - der Triumph bei den Jugend-Europameisterschaften kündigte die bisher erfolgreichste Phase der slowenischen Mannschaft an. Von 2005 bis 2013 kamen die Helden, wie das Team in der Heimat genannt wird, bei jedem europäischen Turnier in die Top Ten und erreichten die Endrunden der Weltmeisterschaften 2006 und 2010.
Die Plätze zwölf und acht können sich als Ergebnisse durchaus sehen lassen und auch dieses Mal stehen die Slowenen im Viertelfinale. Dragic war bereits bei der Eurobasket 2011 der beste Scorer im Team, während der Heim-EM 2013 etablierte er sich als unangefochtener Leader und wurde ins All Tournament Team gewählt.
Ein Quantensprung
Beim aktuellen Event in Spanien ragt - wie in der NBA - Dragic' Effizienzsteigerung heraus. Vergangenes Jahr traf der 28-Jährige noch 39,4 Prozent seiner Würfe aus dem Feld, jetzt sind es 53,6 Prozent. Von jenseits der Dreierlinie verbesserte sich seine Trefferquote sogar um fast 20 Prozentpunkte: Von 26,7 auf 45,8.
Beim Achtelfinalsieg gegen die Dominikanische Republik erzielte Dragic 12 Zähler und 6 Assists, nach leichten Schwächen im dritten Viertel stand am Ende ein verdienter 71:61-Erfolg auf der Anzeigetafel. Im Viertelfinale wartete mit den USA natürlich ein ganz anders Kaliber. Trotz der herben Pleite bleibt das Jahr des Drachen ein erfolgreiches.