6. Leerstehende Arenen, Schulden und die Metro sind alles, was den Cariocas nach den Spielen davon bleibt.
Carol Delmazo: Nein, es gibt viel mehr als nur Schulden und die Metrolinie. Die leeren Sportstätten sind jedoch eine echte Herausforderung. Aber es gibt Pläne für sie: Soziale Projekte für Kinder sollen dort ebenso Platz finden wie kommerzielle, sogar der Umbau in Schulen oder Schwimmhallen ist angedacht. Die Frage wird sein: Gibt es dann Politiker, die diese Pläne umsetzen wollen? Ich hoffe es wirklich sehr!
Jan Höfling: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Während man bei Investitionen in Infrastruktur oder auch Wasserreinigung von einer solchen sprechen kann, verhält es sich bei Olympischen Sportstätten anders. Die horrenden Kosten müssten sich dafür amortisieren oder es müsste zumindest ein wirklicher Nutzen entstehen, sobald der Olympia-Zirkus weiter gezogen ist.
Es liegt also primär an den Verantwortlichen, das Beste aus den neuen Anlagen zu machen, denn die Schulden werden zunächst bleiben. Vorschläge wie etwa die Nutzung für soziale Projekte und das Schaffen neuer Schulen sowie Schwimmbäder wären sicherlich sehr gute Ansätze. Ob hier allerdings die wirklich Bedürftigen profitieren werden, steht unter einem anderen Stern.
Liane Killmann: Sportverrückt waren die Cariocas schon vorher. Spaß beiseite: Es steht zu befürchteten, dass sich für Rios Bewohner nach den Spielen wenig ändert. Wobei die Schulden dann gewachsen sein werden und die Steuern für die kleinen Leute vermutlich steigen - denn weder das IOC noch die an Olympia beteiligten Firmen werden auch nur einen Real Steuern in Brasilien lassen müssen. Die dringend notwendigen Investitionen in Bildung und Gesundheit sind nun unwahrscheinlicher.
Rodrigo Perpetuo: Tatsächlich hat Rio in drei Jahrzehnten nicht solch horrende Investitionen von der Bundesregierung erhalten wie zuletzt. Die Abfolge von Großereignissen, die Lula und Dilma (Luiz Lula und Dilma Rousseff, die letzten beiden Präsidenten, Anm. d. Red.) nach Rio gelotst haben, von der Weltmeisterschaft über den Weltjugendtag mit dem Papst bis Olympia, bringen nicht nur das Selbstwertgefühl zurück, sie machen den Staat wieder zur Referenz für Rio. Investitionen gingen weit über die Metro und die Arenen hinaus. Hoffentlich gehen die Cariocas kreativ genug und verantwortungsbewusst damit um, damit die gute Welle weiter anhält.