4. Zika-Virus? Die Absagen einiger Sportlerinnen und Sportler sind überzogen.
Carol Delmazo: Absolut. Wie viele schwangere Frauen gibt es unter den Athleten? Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge stellen Schwangere die einzige Bevölkerungsgruppe dar, der nicht empfohlen wird, in von der Zika-Epidemie betroffene Länder zu reisen.
Wie viel Geld verdient ein Golfspieler in einem normalen Turnier? Das können sie bei den Spielen nicht. Ist Zika also der wahre Grund? Nur mal zum Vergleich: In Brasilien ist gerade Winter und die Wahrscheinlichkeit, sich im Winter mit Zika zu infizieren ist so hoch wie ein Lottogewinn.
Liane Killmann: Martin Kaymer hat es ja klar formuliert: "Wir sind extrem verwöhnt in unserer Sportart. Wir verdienen viel Geld." Etwa 20 Spitzengolfer haben Zika vorgeschoben. Rory McIlroy hat das es inzwischen als das entlarvt, was es ist: eine Ausrede. Olympia sei für ihn als Golfer "belanglos". Aha. Komischerweise gehen die Ladies der LPGA-Tour Zika zum Trotz mit allen Topstars an den Start. Ich denke, wenn man sich gut vorbereitet, kann gerade im Winter das Risiko minimiert werden.
Jan Höfling: Dass vor allem die Medien vor den Spielen nicht mit den schlimmsten Schauergeschichten gegeizt haben, dürfte wohl selbst wenig Olympia-Interessierten aufgefallen sein. Olympische Spiele, Großereignisse generell, generieren seit jeher immer auch Ängste. Die lassen sich perfekt in Schlagzeilen umsetzen. In Peking 2008 stand der Smog im Mittelpunkt, in London vier Jahre später die Angst vor Terroranschlägen. Abgesehen von den Finanz- und Gewaltproblemen bestimmte vor den Spielen 2016 das Zika-Virus einen Großteil der Diskussion.
Bernd Wolfarth, der deutsche Olympia-Arzt, beschrieb die "Ausprägung für immun-gesunde Normalpersonen" gegenüber der FAZ deshalb als überschaubar. Die WHO sah zuletzt "keine besondere Gefährdung", auch eine internationale Ausbreitung sei nicht zu erwarten. Touristen können jederzeit auf eine Reise verzichten, wenn ihnen das Risiko zu hoch ist. Sollte ein Sportler die Teilnahme absagen, ist dies als persönliche Entscheidung ebenfalls jederzeit zu akzeptieren.
Rodrigo Perpetuo: Hier stimme ich zu 100 Prozent zu. Die US-Torhüterin hat sich bei den Brasilianern für die harsche Vorberichterstattung der US-Medien entschuldigt und für alle gesprochen.