Tuchels komplettes Erzeugnis

Unter Thomas Tuchel gewann der BVB seine ersten acht Pflichtspiele der Saison
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Das Spiel in Ballbesitz

In der abgelaufenen Spielzeit wurde der BVB vermehrt für sein Spiel mit dem Ball kritisiert. Stand der Gegner eng und verließ sich darauf, dass die Borussia die Spielgestaltung übernehmen würde, hatte das Team von Jürgen Klopp enorme Probleme, Chancen herauszuspielen und zu Toren zu kommen.

Gegenpressing ist der beste Spielmacher, hatte Klopp einmal gesagt. Es fällt aber aus, wenn der Gegner nicht mitspielen will.

Bei Tuchel ist die Mannschaft der beste Spielmacher. Seine Elf beginnt ruhig von hinten heraus. Die Innenverteidiger stehen etwas enger zusammen als noch zuvor, die Außenverteidiger dafür sehr breit und ein Stück nach vorne geschoben. Der Ball läuft von Seite zu Seite - und damit auch die Gegenspieler.

Bisher spielte der BVB ausschließlich gegen sehr tiefe Gegner. Doch selbst in Phasen, in den beispielsweise Gladbach nach vorne schob, zeigte sich die Abwehr erstaunlich ruhig und sicher im Aufbau. Besonders Mats Hummels überragt in seiner Rolle als aufbauender Innenverteidiger.

Der Nationalspieler stößt gegen einen tiefen Gegner mit Ball am Fuß in den linken Halbraum vor, während Sokratis oder Neven Subotic auf der anderen Seite eher den einfachen Weg zum Außenverteidiger wählen.

Gündogan unterstützt dies, indem er wie unter Klopp auf die rechte Seite herauskippt. Allerdings findet das nicht mehr so oft und extrem statt wie noch in der letzten Saison.

Weigl auf der Sechs bewegt sich meist zwischen seinen Gegenspielern und kann über simples Prallenlassen des Balles seinen Teil beitragen. Presst der Gegner mit zwei Stürmern die Innenverteidiger, lässt er sich gelegentlich auch zurückfallen, um Überzahl in erster Linie herzustellen.

Auf dem Weg nach vorne sucht der BVB bevorzugt die linke Seite auf. Der spielstarke Hummels löst mit seinen Pässen ein Überladen des Halbraums aus: Marcel Schmelzer erhält den Ball und wird durch das Juego de Posicion sowie die daraus resultierende Freiheit seiner Mitspieler unterstützt. Durch die Überzahl verschiebt der Gegner zahlreich oder gerät in Unterzahl.

Der BVB kann diese Situation dann ausspielen oder bei Gleichzahl eine schnelle Seitenverlagerung vortragen, um den Rechtsverteidiger im anderen Halbraum in eine gefährliche Eins-gegen-eins-Situation zu schicken. Hier weiß besonders Weigl zu überzeugen, der mit großer Ruhe die Bälle verteilt und stets die Schnittstellte zwischen links und rechts darstellt.

Dortmund besetzt in offensiven Szenen gezielt die Zwischenlinienräume, um mehrere Spieler auf sich zu ziehen. Das öffnet nach schnellen Pässen entweder Räume für Mitspieler oder bindet im Falle des brillanten Mkhitaryan mehrere Gegner, wenn der Armenier mit kurzen, aber schwer zu verteidigenden Dribblings jegliche Ordnung zerstört.

In der finalen Chancenerarbeitung zeigen sich die Dortmunder beeindruckend effektiv. Mit gewissermaßen einfachen Mitteln wie Doppelpässen und Spiel an die Grundlinie spielt der BVB seine Stürmer so frei, dass sie im Grunde nur noch einzuschieben haben.

Entscheidend für die Qualität der Chancen ist, dass die Hereingaben - meist von links - flach, scharf und in den Rücken der Innenverteidiger kommen, da der Flankengeber den Ball bereits im Strafraum erhält und nicht etwa nahe der Eckfahne.

Auffallend sind zudem hohe Bälle in den Rücken der Abwehr aus dem Zentrum heraus. Weigl und Gündogan stechen hier heraus, die mit perfekt getimten Bällen besonders Schmelzer in Szene setzen. Gegen tiefstehende Gegner ein sehr geeignetes Mittel, um deren kompakten Block zu überspielen.

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Seite 4: Das Spiel ohne Ballbesitz

Seite 5: Umschalten nach Ballgewinn & Fazit

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