Verlierer
Washington: Den Geschäftsführer pünktlich zum Start der Free Agency feuern? Eher kein Modell für die Zukunft. Gepaart mit dem bereits vorher feststehenden Abgang von Offensive Coordinator Sean McVay, den Abgängen der Receiver DeSean Jackson und Pierre Garcon sowie des besten D-Liners Chris Baker und der Tatsache, dass die Redskins Defensive Coordinator Joe Barry Anfang Januar entließen, nur um keinen ihrer Wunschkandidaten zu bekommen und schließlich OLB-Coach Greg Manusky beförderten, zeichnet vor allem ein Bild: Eine Franchise im Chaos.
Und dabei ist noch gar nicht erwähnt, dass rund um Ex-Geschäftsführer Scott McCloughan ein Machtkampf in Form einer Schlammschlacht entbrannt war, mit öffentlichen Anspielungen auf das aus früheren Zeiten bekannte Alkoholproblem von McCloughan. Im Zuge dessen sollen von Team-Verantwortlichen gar schlicht Lügen verbreitet worden sein.
Dazu kommt die Situation rund um Kirk Cousins. Der erhielt zum zweiten Mal in Folge den Franchise Tag und hat den auch schon unterschrieben, die Gerüchte über einen Wechsel des Quarterbacks nach San Francisco spätestens 2018 halten sich jedoch unbeirrt davon. Mehr noch: Laut CSN Mid-Atlantic schließt Cousins einen neuen langfristigen Vertrag in der Hauptstadt kategorisch aus, solange Bruce Allen der Team-Präsident ist. Mehrere Spieler sollen intern über Allens Umgang mit McCloughan alles andere als einverstanden sein.
Tony Romo: Noch rund 24 Stunden vor dem Start der Free Agency schien die Lage klar: Dallas würde Romo entlassen, ehe der Free-Agent-Markt eröffnet ist und es dem verdienten Quarterback so ermöglichen, einen Deal zu unterschreiben, ehe die Flut an neuen Spielern kommt. So weit die Theorie.
In der Praxis sah das ganz anders aus: Romo wurde bis heute nicht entlassen, allem Anschein nach versucht Cowboys-Besitzer Jerry Jones krampfhaft, irgendwie noch einen Trade einzufädeln. Was genau dahinter steht, ist unklar - Gerüchten zufolge will Jones womöglich nicht, dass Romo beim Texas-Rivalen unterschreibt und im extremsten Fall mit Houston, statt mit Dallas, den Super Bowl gewinnt. Dann wäre wohl Denver die erste Alternative.
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Wie es auch kommt, Romo hat in jedem Fall schon jetzt jede Menge Zeit verloren. Teams haben bereits viel Geld ausgegeben und die Planungen schreiten voran. NFL-Network-Insider Ian Rapoport vermeldete zuletzt, dass sich die Romo-Saga gar bis zum Draft hinziehen könnte. Für den 36-Jährigen wäre das wohl das Worst-Case-Szenario.
Green Bay: Zugegeben: Die Verpflichtung von Martellus Bennett gestaltet die Free Agency aus Sicht der Packers fraglos positiver und ist mehr als nur eine Kompensation für den Abgang von Jared Cook, der sich ganz offensichtlich verzockt hat. Green Bay ist schon traditionell eines der passivsten Teams auf dem Free-Agent-Markt, insofern lenkte Bennett jede Menge Aufmerksamkeit auf sich.
Doch haben die Packers anderswo empfindlich Federn gelassen: Mit T.J. Lang und J.C. Tretter gingen, nach Josh Sitton im Vorjahr, zwei weitere Starter aus der Offensive Line, die in Aaron Rodgers' Spielstil eine enorm hohe Bedeutung hat.
Dazu ließ Green Bay Safety Micah Hyde ziehen, die ohnehin schwache Secondary ist durch den Abgang der DB-Allzweckwaffe eine noch größere Baustelle, trotz der Verpflichtung von Davon House. Pass-Rusher Julius Peppers (zurück nach Carolina) hinterlässt nicht nur eine Leadership-Lücke, sondern auch eine wichtige Rolle in der Pass-Rush-Rotation und der Abgang von Eddie Lacy macht zudem einen neuen Running Back notwendig.
Adrian Peterson: Die Gerüchteküche rund um Adrian Peterson brodelte vor dem Start der Free Agency. Zu hören waren (aus dem eigenen Lager verbreitete) Berichte über mögliche Wechsel zu den Patriots, den Raiders, oder den Seahawks. Herausgekommen ist bislang nicht mehr als ein zunächst ergebnisloser Besuch in Seattle. Petersons vermutete Gehaltsforderungen passen wohl schlicht nicht zu der 2-Down-Rolle, in der ihn Teams in der heutigen NFL noch sehen.
Gleichzeitig sei erwähnt: Peterson steht stellvertretend für alle Running Backs. Ob Jamaal Charles oder LeGarrette Blount - bestenfalls Team-Besuche wurden bisher vermeldet, die Ausnahme bildet seit Dienstag Eddie Lacy. Es bleibt, sofern man nicht über eine Rolle wie etwa Le'Veon Bell in Pittsburgh verfügt, sehr schwierig, für Running Backs auf dem Markt abzuräumen. Das gilt umso mehr, wenn der Draft auf dieser Position so stark ist wie in diesem Jahr.
Arizona: Es war zwar schon im Vorfeld klar, dass Arizona nicht alle seine Defensiv-Free-Agents halten können würde - dieser Aderlass allerdings ist extrem: Mit Calais Campbell (Jaguars, 4 Jahre, bis zu 60 Millionen Dollar), Tony Jefferson (Baltimore, 4 Jahre/34 Mio.), Marcus Cooper (Chicago, 3 Jahre/16 Millionen Dollar) und D.J. Swearinger (Washington, 3 Jahre/13,5 Millionen Dollar) haben vier Defense-Starter die Cardinals verlassen, ein fünfter könnte in Free-Agent-Linebacker Kevin Minter folgen, mit OLB Alex Okafor ging außerdem ein Rotationsspieler. Das bringt zwar Compensatory-Draft-Picks, doch hat Arizona sein Contender-Fenster bereits wieder verpasst?
Cincinnati: Über Jahre galt das Bengals-Team als das talentierteste in der NFL, mit einem quälenden Quarterback-Fragezeichen. Die Realität für 2017 lautet: Für Andy Dalton wird es mehr als schwierig. Nachdem im letzten Jahr unter anderem die Receiver Mohamed Sanu und Marvin Jones Cincinnati verließen, verabschiedeten sich jetzt mit Kevin Zeitler und Andrew Whitworth die beiden besten O-Liner der Vorsaison. Wie auch Arizona scheinen sich die Bengals vom Contender-Status erst einmal zu verabschieden.
Brock Osweiler: Was für ein Absturz! Vor einem Jahr war Osweiler noch der Retter der Houston Texans, jetzt bezahlte das Team einen Zweitrunden-Pick, um das Quarterback-Missverständnis inklusive Vertrag loszuwerden. Vorerst ist Osweiler ein Cleveland Brown, das Vergnügen aber dürfte von kurzer Zeit sein: Es wird spekuliert, dass die Browns Osweiler entlassen, sollten sie ihn nicht weiter traden können. Anschließend winkt mutmaßlich ein Einjahresvertrag mit Backup-Rolle.