"The Squid" (Der Tintenfisch) erledigte jede Aufgabe, die Nelson für ihn hatte, sei es eine individuelle Ganzfeldpresse, ein entscheidender Drive am Ende des Spiels oder eben ein Double-Team. "Er hätte es physisch nicht schaffen können, aber er war vorne und hinten so gut, dass ich ihn am liebsten 48 Minuten auf dem Court gelassen hätte", sagte Nelson.
Nur die Allerbesten waren besser
Das ging zwar nicht, trotzdem etablierte sich Moncrief binnen kurzer Zeit als einer der besten Spieler der NBA. 1983 wurde er ins All-NBA First Team gewählt, an der Seite von Magic, Bird, Dr. J und Moses Malone. Vier weitere Male schaffte er es ins All-NBA Second Team. Und trotzdem: Der Sprung in die allerhöchste Superstar-Kaste blieb ihm verwehrt, vor allem rückblickend.
Den großen Wurf schafften die Bucks nämlich nie. Die Celtics und 76ers regierten die frühen 80er Jahre in der Eastern Conference und Milwaukee besiegte zwar beide Teams mal in Playoff-Serien, nie jedoch wurden in einem Jahr beide Giganten erlegt. Zwischen 1983 und 1986 kamen die Bucks dreimal in die Conference Finals und zogen dreimal den Kürzeren.
Wie schlecht kann Timing sein? In Moncriefs besten Jahren waren Teams wie die legendären "Fo' Fo' Fo'"-Sixers und die 86er Celtics im Weg, die als das vielleicht beste Team aller Zeiten gelten. Milwaukee war das einzige Team, das in den 1983er Playoffs überhaupt ein Spiel gegen Philly gewann. Doch so gut sie auch waren: Zu den All-Time-Teams fehlte am Ende doch immer ein Stück.
"Wir waren gut. Wir haben alles aus diesen Teams rausgeholt, was sie zu bieten hatten, wir haben ihnen alles abverlangt", blickte Moncrief selbst zurück. "Aber wir waren nicht das bessere Team in dieser Ära."
Die Karriere-Statistiken von Sidney Moncrief
Saison | Team | GM | PKT | FG% | REB | AST | Awards |
79/80 | Bucks | 77 | 8,5 | 46,8 | 4,4 | 1,7 | |
80/81 | Bucks | 80 | 14,0 | 54,1 | 5,1 | 3,3 | |
81/82 | Bucks | 80 | 19,8 | 52,3 | 6,7 | 4,8 | All-Star, All-NBA |
82/83 | Bucks | 76 | 22,5 | 52,4 | 5,8 | 3,9 | All-Star, All-NBA, DPOY |
83/84 | Bucks | 79 | 20,9 | 49,8 | 6,7 | 4,5 | All-Star, All-NBA, DPOY |
84/85 | Bucks | 73 | 21,7 | 48,3 | 5,4 | 5,2 | All-Star, All-NBA |
85/86 | Bucks | 73 | 20,2 | 48,9 | 4,6 | 4,9 | All-Star, All-NBA |
86/87 | Bucks | 39 | 11,8 | 48,8 | 3,3 | 3,1 | |
87/88 | Bucks | 56 | 10,8 | 48,9 | 3,2 | 3,6 | |
88/89 | Bucks | 62 | 12,1 | 49,1 | 2,8 | 3,0 | |
89/90 | DNP | ||||||
90/91 | Hawks | 72 | 4,7 | 48,8 | 1,8 | 1,4 |
Sidney Moncrief: Karriereende mit 33
Den Traum vom Ring konnte sich Moncrief so nie erfüllen, zumal seine Prime nicht lange andauerte - sieben gesunde Saisons waren ihm vergönnt, danach meldeten sich die Knie dann doch mehr und mehr und limitierten den einstigen Highflyer zunehmend. Die Medizin war insbesondere bei Knie-Problemen noch lange nicht so fortgeschritten wie heutzutage - dass Moncrief überhaupt so lange durchhielt, war daher schon eine Überraschung.
Nach seiner zehnten Saison bei den Bucks trat Moncrief im Alter von nur 31 Jahren erstmals zurück, nach einem Jahr Pause gab es noch ein Comeback für eine Saison bei den Atlanta Hawks, wo er jedoch nur noch als abgezockter Veteran für 15,2 Minuten pro Spiel zum Einsatz kam. Danach endete seine Karriere endgültig und die Frage, wie gut er mit gesunden Knien hätte sein können, blieb für immer unbeantwortet.
Bill Clinton hatte Angst vor Sidney Moncrief
Dass Moncrief für einige Jahre zu den besten Spielern der Liga gehörte, geriet so schnell in Vergessenheit, zumal Milwaukee eben auch trotz aller Klasse kein großer Markt war und der Tintenfisch eine alles andere als laute Persönlichkeit hatte. Unzufrieden wirkte er rückblickend trotzdem nie - dafür war er ohnehin zu breit aufgestellt.
Schon während der Karriere betätigte sich Moncrief als Immobilienkaufmann und besaß arabische Rennpferde, dazu leistete er viel gemeinnützige Arbeit in Milwaukee und Arkansas. Nach der Karriere verkaufte er unter anderem Autos in einer eigenen Buick-Filiale in seiner Heimatstadt Little Rock. In Arkansas galt oder gilt er als vielleicht beliebtester Sohn des gesamten Bundesstaats.
Moncrief war sogar so beliebt, dass der damalige Gouverneur Bill Clinton (ja, der Bill Clinton) mal scherzte, dass er gegen ihn als Gegenkandidat wohl keine Chance gehabt hätte: "Es ist gut, dass es hier das niedrigste Gehalt der Nation für diesen Posten gibt, weil es Moncrief davon abhält, gegen mich anzutreten."
Sidney Moncrief wird in die Hall of Fame aufgenommen
Moncrief hielt sich fern aus der Politik. Stattdessen tauchte er nach einigen Jahren wieder als Coach auf, erst am College und später in der D-League. 2011 holten ihn die Bucks als Assistant Coach zurück, mittlerweile leitet er gemeinsam mit Ehefrau Takisha Moncrief One Team, ein Programm für Coaching und Motivation.
Moncrief selbst sagt, dass er seinen Frieden gefunden hat und nach der Karriere deutlich entspannter geworden ist, während man ihn als Spieler fast nie auch nur lächeln sah. Die Anerkennung fehlt ihm demnach nicht - nun kriegt er sie mit der Aufnahme in die Hall of Fame trotzdem. Es war überfällig.
"Ich sage immer, dass Michael Jordan der beste Two-Way Player ist, den ich je gesehen habe", sagte Marques Johnson zu nba.com. "Sidney ist der zweitbeste." Freitagnacht ist er außerdem endlich am richtigen Ort.