SPOX: Einer Ihrer besten Trades war vermutlich einer, den Sie letztendlich nicht gemacht haben: Kyle Lowry spielt schließlich immer noch in Toronto. War es ein Wendepunkt für die Raptors-Franchise, dass Lowry statt getradet zu werden zum Führungsspieler gemacht wurde?
Ujiri: Ja, das kann man so sagen. Wie Kyle sich in den letzten Jahren entwickelt hat, ist wirklich phänomenal. Sie haben es ja schon erwähnt: Vor nicht allzu langer Zeit waren wir noch sehr offen für Angebote, weil es zwischen ihm und dem Team irgendwie nicht richtig gefunkt hatte und wir nicht sicher waren, ob er sein Potenzial jemals erreichen würde. Wir wussten immer, dass er dieser Spieler sein könnte, aber nicht, ob er es tatsächlich werden würde, weil er diese Reife noch nicht hatte. Kyle ist einer, der sein Feuer manchmal nur schwer kontrollieren kann, aber er hat es in den letzten Jahren immer besser verstanden, es richtig einzusetzen und einen Nutzen daraus zu ziehen. So ist er von einem Trade-Kandidaten zu einem zweifachen All-Star-Starter geworden, davor kann man nur den Hut ziehen. Jetzt hoffen wir, dass er und das Team gemeinsam den nächsten Schritt machen können.
SPOX: Eine Playoff-Serie haben die Raptors seit Vince Carters Anfangszeiten nicht mehr gewonnen, in dieser Saison scheinen die Chancen aber gut zu stehen. Wie zufrieden sind Sie aktuell mit dem Stand Ihrer Truppe?
Ujiri: Zufrieden bin ich erst, wenn wir gewinnen - nicht nur in der Regular Season. Ich denke aber, dass die Mannschaft die Enttäuschungen der letzten beiden Jahre recht gut verarbeitet hat und dass unsere Chancen gut stehen, wenn wir noch weiter zusammenwachsen. Es hat ja doch bereits recht viele Verletzungen gegeben. Unsere Bilanz ist gut, wir dürfen deshalb aber bloß nie denken, wir wären großartig - da gibt es andere Kaliber. Wir müssen uns akribisch auf jeden Gegner vorbereiten, hart arbeiten und unseren Stil durchziehen, sonst kann genauso in der ersten Runde Endstation sein wie in den letzten Jahren. Zumal die Eastern Conference eben besser geworden ist als früher.
SPOX: Ein Spieler, der aufgrund von Verletzungen dabei bisher nur relativ wenig helfen konnte, ist DeMarre Carroll. Hat es Ihnen eigentlich eine gewisse Bestätigung gegeben, als er im Sommer in Toronto unterschrieb? Er war ja durchaus begehrt und in der Vergangenheit unterschrieben solche Spieler eher nicht in Toronto...
Ujiri: Carrolls Unterschrift hat uns als Organisation bestätigt, das muss man ganz klar so sehen. Einer wie er unterschreibt nicht bei einem Team, das keine Perspektive oder große Ambitionen hat - da gäbe es schlichtweg bessere Optionen. Spieler wollen gewinnen und wenn jemand wie er das mit uns für möglich hält, zeigt das, dass unser Weg nicht ganz falsch sein kann. Natürlich darf man sich darauf jetzt aber nicht ausruhen. Wir wollen hier eine Kultur etablieren, in der Spieler sich wohlfühlen können, eine Organisation, die für die großen Free Agents attraktiv ist. Dazu gehören Besitzer, Spieler, Fans und auch Coaches - alles muss zusammenpassen. Mit Toronto haben wir zudem eine tolle Stadt im Rücken. Das Einzige, was uns noch lange fehlen wird, ist Historie - aber alles andere kann man sich selbst aufbauen. Winning sells! (lacht)
SPOX: Da Sie ja sicherlich schon für den kommenden Sommer planen - nutzen Sie das All-Star Weekend in Toronto als Bühne, um den Superstars die Stadt Toronto schmackhaft zu machen?
Ujiri: Auf jeden Fall! Wir haben an diesem Wochenende die Möglichkeit, unsere Franchise, unsere Stadt und unsere Fans zu präsentieren und zu zeigen, dass Toronto durchaus zu den Basketball-verrücktesten Städten überhaupt gehört. Wir sind sehr glücklich über diese Chance und freuen uns, dass das erste All-Star Weekend außerhalb der USA bei uns stattfinden kann. Und ja, natürlich darf das auch potenzielle Free Agents gerne beeindrucken. (lacht)