MVP
Da stand er. Wahrscheinlich hatte Kevin Garnett gerade völlig anderes im Kopf. Immerhin stand das Conference Semi-Final gegen die Sacramento Kings an. Doch Ehre, wem Ehre gebührt. Da stand er. Bereit, Basketball zu spielen - und musste sich doch noch ein wenig gedulden. Wahrscheinlich nicht einmal ungern. Immerhin wartete da diese Trophäe.
Da stand er. Und lauschte den Worten von Commissioner David Stern. Kevin Garnett lauschte einer Lobeshymne. Einer Lobeshymne auf ihn, auf seinen Einsatz, seinen Ehrgeiz, seine Loyalität. Auf den Most Valuable Player der Saison 2003/04.
All das hatte Garnett verdient. Es war schlicht und ergreifend der Lohn für eine herausragende Saison, an deren Ende die Wolves als bestes Team der Western Conference in die Playoffs eingezogen waren. Und das vor allem dank Kevin Garnett. 24,2 Punkte und 13,9 Rebounds hatte "The Big Ticket" während der Regular Season aufgelegt und die Liga damit in beiden Kategorien angeführt. Ein Kunststück, das 29 Jahre lang niemandem gelungen war. Dazu kamen 5 Assists, 2,2 Blocks sowie 1,5 Steals.
Am Ende hatte Garnett tatsächlich jenes Versprechen eingelöst, das sein Spiel auf der Highschool Kevin McHale gegeben hatte. Und auch seine Aussage vom Draft-Abend, er sei ein Teamplayer, entpuppte sich an jenem als viel mehr als hohle Phrase eines 19-jährigen Rookies.
Denn kaum hatte er die MVP-Trophäe in Empfang genommen, winkte Garnett auch schon seine Teamkollegen heran. "Das ist UNSER Erfolg", wollte KG damit wohl sagen. Müßig, zu erwähnen, dass das Target Center in diesem Augenblick den Lärmpegel auf Motörhead-Niveau anhob. Jeder gönnte Garnett diese Auszeichnung. Vor allem natürlich Mutter Shirley, die selbstverständlich zugegen war und vor lauter Stolz die eine oder andere Träne verdrückte.
Doch Kevin Garnett wäre nicht Kevin Garnett, hätte er den Moment endlos auskosten, sich in den Mittelpunkt rücken wollen. Laudatio anhören. Trophäe in Empfang nehmen. Artig "danke" sagen - und back to business. Schließlich stand ein Conference Semi-Final an.