Wie gut ist Rondo noch?
Eine ganz entscheidende Frage. Schließlich riss sich Rondo im Januar 2013 das Kreuzband und wirkte speziell vergangene Saison - völlig verständlich - noch nicht wieder hundertprozentig fit. Zudem brach er sich vor dieser Spielzeit die Hand, verpasste die gesamte Vorbereitung. Große Anpassungsschwierigkeiten scheint Rondo diesmal allerdings nicht zu haben. Jedenfalls in seinem Kerngebiet.
Während seiner ersten 22 Spiele verteilte er nur unwesentlich weniger Assists als zu gemeinsamen Zeiten mit Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen bei den Celtics. Rondos bislang 10,8 Vorlagen pro Spiel sind nicht nur Ligahöchstwert, der Playmaker setzte seine Mitspieler in seiner gesamten Karriere lediglich drei Mal effektiver ein - und das, obwohl ihm bei den Celtics durchaus fähige, aber eben keine herausragenden Mitspieler zu Seite stehen.
Andererseits scort Rondo so wenig wie seit seiner Rookie-Saison nicht mehr (8,3 Punkte; damals: 6,4) und legte lediglich direkt nach seinem Kreuzbandriss schwächere Quoten aus dem Feld hin (2014/15: 40,5 Prozent FG; 2013/14: 40,3 Prozent FG). Große Scoring-Unterstützung sollten die Mavs also nicht erwarten. Zumal Rondo in dieser Saison pro Spiel lediglich 1,6 Mal an die Linie marschiert und dabei skandalöse 33,3 Prozent seiner Freiwürfe trifft.
Entsprechend schwach ist die True Shooting Percentage, die auch Freiwürfe und Dreier nach Wertigkeit berücksichtigt. Sogar so schwach wie noch nie zuvor in Rondos Karriere (42,2 Prozent). Das Player Efficiency Rating hat ebenfalls einen Tiefststand seit der Rookie-Saison erreicht (15,18).
Was für einen Spieler bekommen die Mavs also? Rondo hat Schwächen, so viel ist klar. Andererseits findet sich ligaweit jedoch kaum ein kreativerer Playmaker, der besser im Stande ist, seine Mitspieler einzusetzen. Rondo liebt den Assist, übertreibt die Suche nach dem schönen Pass manchmal jedoch ein wenig und nimmt der Offense so etwas ihren Fluss. Am Ende ist er jedoch ein herausragender Floor General mit ebenso starker Athletik, schnellen Beinen, langen Armen - und deshalb auch überdurchschnittlicher Defense.
Speziell On-Ball kann sich Rondo zur Pest entwickeln, seinen Gegenspieler effektiv unter Druck setzen. Zwar spekuliert er mitunter zu stark auf den Steal, tritt in dieser Saison defensiv ein wenig schlampig auf, das Potential ist jedoch vorhanden. Die Mavs müssen einfach darauf hoffen, dass er es auch nutzt.
Und die Chancen stehen nicht allzu schlecht. Immerhin gilt Rondo als einer, der das Rampenlicht liebt. Als einer, der immer gewinnen will - wenngleich sein spezieller Charakter manchmal etwas anderes zu verraten scheint. Seine besten Leistungen zeigte er in Boston jedenfalls meist während landesweit übertragener Spiele oder aber in den Playoffs. In Dallas bekommt Rondo nun wieder die Chance, sich auf der ganz großen Bühne zu präsentieren - und er dürfte sie auch nutzen.
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