Ohne Medaille sind die einstigen "Gold-Hamster" von Winterspielen zuletzt vor 50 Jahren nach Hause gefahren - diese Schmach will das Team um Weltmeister Maximilian Arndt mit allen Mitteln vermeiden.
Die Entschuldigung Materialproblem gilt diesmal nicht, denn der große Schlitten hält im Vergleich zum nicht konkurrenzfähigen Zweierbob "208" mit denen anderer Nationen mit. "Wir haben zwar kein Wundergerät, aber einen guten Vierer", sagte Bundestrainer Christoph Langen und zeigte sich trotz der bisherigen Nackenschläge in Sotschi kämpferisch: "Alle drei Bobs können aufs Podest fahren."
Eine Medaille zum Abschluss würde zwar die aufgekommenen Diskussionen auch um Langens Position nicht völlig ausräumen, sie würde aber viele Probleme im Bob- und Schlittenverband für Deutschland vorerst überdecken und den Verantwortlichen etwas Zeit und Ruhe verschaffen.
Zerreißprobe droht
Sollte aber nach den Misserfolgen im Zweierbob der Männer und Frauen auch noch der Vierer aus der Spur laufen, droht dem Verband eine Zerreißprobe. Dann dürfe es nicht nur finanzielle Einschnitte, sondern auch interne Querelen geben. Schon jetzt griffen Heimtrainer wie Doppel-Olympiasieger Wolfgang Hoppe ("Das schlechte Abschneiden ist hausgemacht") die Verantwortlichen an. Das ausgegebene Ziel von drei bis fünf Medaillen wird das Team deutlich verfehlen.
Für etwas Entspannung soll Maximilian Arndt sorgen. Dem 26-Jährigen aus Oberhof ist es am ehesten zuzutrauen, den Bock für das Bobteam umzustoßen - so grotesk das nach seinem desolaten 15. Platz im kleinen Schlitten auch klingt. Doch Arndt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem herausragenden Vierer-Piloten entwickelt, dem fahrerisch nur wenige das Wasser reichen können. "Jetzt steige ich in meinen geliebten Vierer und vergesse den Zweier", sagte Arndt.
Im von gleich drei muskelbepackten Athleten angeschobenen Vierer wiegt Arndts Schwäche am Start nicht so schwer wie im Zweier. "Es gibt ein paar Piloten, die mehr Pferdestärken haben als ich", sagte Arndt, den zudem kurz vor Saisonbeginn ein doppelter Bänderriss in seiner Athletik zurückgeworfen hatte.
Lange übt Kritik
Doch nicht nur die reine Anschubkraft, auch das Einsteigen bereitete dem zweimaligen Saisonsieger zuletzt ein Problem. Der viermalige Olympiasieger Andre Lange kritisierte seinen Oberhofer "Kronprinzen": "Es ist bedenklich, dass es dem Max jetzt schon zum vierten, fünften Mal passiert. Da muss er nochmal einsteigen üben, da ist mehr Platz im Bob als man glaubt."
Neben Arndt hofft auch Routinier Thomas Florschütz, der am Donnerstag 36 Jahre alt geworden ist, auf ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Auch Zweier-Weltmeister Francesco Friedrich will im Kampf um die Medaillen ein Wörtchen mitreden. Haushoher Gold-Favorit ist aber der Russe Alexander Subkow, der schon bei seinem Olympiasieg im Zweier seinen Heimvorteil gnadenlos ausgespielt hatte.
Training läuft gut
Das Team konnte das Abschlusstraining im Vierer dominiert. Den fünften Trainingslauf gewann Weltmeister Maximilian Arndt vor seinen Teamkollegen Thomas Florschütz und Francesco Friedrich. Im sechsten Durchgang fuhr Friedrich die Top-Zeit vor Florschütz, Arndt ließ diesen Lauf freiwillig aus.
Überbewerten wollten die BSD-Piloten ihre Platzierungen vor dem Wettkampf in der Königsdisziplin am Wochenende aber nicht. "Die Bahn hat hinten raus ganz schön nachgelassen", sagte Zweier-Weltmeister Friedrich: "Als Favorit im Vierer sehe ich micht nicht. Ich will vier Mal sauber runterfahren." Florschütz versprach zumindest: "So eine Enttäuschung wie im Zweier wird es nicht geben."
Im kleinen Schlitten hatten die deutschen Teams das schlechteste Zweier-Ergebnis seit 58 Jahren eingefahren. Die Frauen-Bobs waren anschließend sogar so schlecht unterwegs gewesen wie noch nie in der Olympia-Geschichte. Sollten die Vierer keine Medaille gewinnen, würde das deutsche Bobteam erstmals seit 50 Jahren ohne eine Medaille von Winterspielen nach Hause fahren.