Dem Goldrausch der ersten Woche könnte nun der große Kater folgen - auch wenn der größte Albtraum mit dem Gold-Coup des Skisprungteams am Montagabend schon abgewendet war: Eine zweite Woche ohne einen einzigen Olympiasieg.
"Nachdem jetzt mit Eric Frenzel und Felix Neureuther zwei Krankheitsthemen anstehen, sehen wir mit gemischten Gefühlen in die zweite Woche", sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, bei "N24": "Wir gehen trotzdem zuversichtlich ans Werk."
Gold für Skispringer
Der Optimismus des Bosses zahlte sich am Abend im RusSki Gorki Center bei den Skispringern schon aus, doch am Nachmittag war jedoch eine weitere schlechte Nachricht dazugekommen: Die Erkältung von Olympiasiegerin Höfl-Riesch ist schlimmer geworden, die 29 Jahre alte Partenkirchnerin erwägt offenbar, auf den Riesenslalom am Dienstag zu verzichten, um sich für den abschließenden Slalom zu schonen.
Vor allem ein Ausfall von Kombinierer-König Frenzel würde die deutsche Mannschaft mit Blick auf den Kampf um eine Top-Platzierung im Medaillenspiegel extrem hart treffen. Der 25-Jährige, den eine Virusinfektion flachgelegt hat, galt als sichere Goldwette für den Wettbewerb von der Großschanze am Dienstag.
Ohne Frenzel wäre auch das Kombinierer-Team am Donnerstag nur halb so stark. Mannschaftsarzt Dr. Stefan Pecher bezeichnete die Chancen auf einen Einzel-Start auf "50:50, höchstens". Immerhin: Wesentlich besser sieht es für einen Teamstart aus.
Denselben Virus hatten vorher schon die Skispringerinnen, bei denen sich Frenzel wohl angesteckt hat. "Da hat es zwei, drei Tage gedauert", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Über Frenzels Einsatz im zweiten Einzelwettbewerb soll erst am Dienstagmorgen entschieden werden. Weinbuch: "Ich bin leider eher skeptisch."
Neureuther: Start in Gefahr
Übel sieht es auch für Felix Neureuther aus. Der Skirennläufer ging am Montag, knapp 80 Stunden nach seinem Autounfall, erstmals in Rosa Chutor auf die Piste - das Training verlief niederschmetternd. Neureuther erwischte eine Spurrille, ihm fuhr ein stechender Schmerz in den ohnehin schon arg lädierten Nacken - nichts ging mehr, und das nur zwei Tage vor seinem geplanten ersten Rennen, dem Riesenslalom am Mittwoch.
"Das ist natürlich ein Rückschlag, aber ich werde alles dafür tun, möglichst schnell wieder gesund zu werden", sagte Neureuther. Neuerliche Verletzungen an Hals- und Brustwirbelsäule konnten immerhin ausgeschlossen werden. Auf das Training am Dienstag will er dennoch verzichten. Ob er am Mittwoch in den Riesenslalom geht, soll unmittelbar vor dem Rennen entschieden werden.
"Unter diesen Umständen sind die Chancen auf einen Start nicht besonders hoch", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier dem "SID". Für das Rennen in Neureuthers Spezialdisziplin Slalom am Samstag "werden wir alles versuchen, um ihm wenigstens eine Chance auf einen Start zu ermöglichen", meinte Maier - Optimismus hört sich anders an. Höfl-Rieschs Zustand ist im Vergleich dazu geradezu hervorragend - aber auch bei weitem nicht optimal.
Durststrecke droht
Ohne die Hilfe der drei Superstars wird es dünn für das deutsche Team in der zweiten Woche, die ohnehin als die weniger erfolgversprechende galt. Achtmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze holten die Athleten des Deutschen Olympischen Sportbundes bis inklusive Montag, Lohn ist die Führung im Medaillenspiegel. Nun droht aber mehr denn je die große Durststrecke.
Wahrscheinlich ist, dass selbst die Untergrenze des DOSB-Medaillenkorridors - 27 bis 42 Medaillen sind anvisiert - nicht erreicht werden wird. Bob-Pilot Maximilian Arndt mit dem Vierer hat noch Medaillenchancen, ebenso Sandra Kiriasis in der Frauen-Entscheidung. Die Alpinen Viktoria Rebensburg, Fritz Dopfer und Stefan Luitz nehmen mit Außenseiterchancen die Riesenslalom-Rennen in Angriff, genau wie Eisschnellläuferin Claudia Pechstein die 5000 m. Ein wenig aussichtsreicher gehen die Snowboarderinnen Isabella Laböck und Amelie Kober an den Start. Gold-Garanten wie die Rodler sind für den DOSB allerdings nicht mehr dabei.