Sensationelle Goldmedaille im Tischtennis: Team Deutschland vor Schlusstag der Paralympics im Soll

SID
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© getty

Endlich zweistellig: Sandra Mikolaschek holt an einem medaillenreichen Samstag das nächste deutsche Gold. Chef de Mission Karl Quade ist zufrieden.

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Sandra Mikolaschek fühlte sich nach ihrem Tischtennis-Märchen in der Hauptrolle so gar nicht wohl. Ihre erfolgsverwöhnten Teamkollegen Valentin Baus und Thomas Schmidberger sangen der überraschenden Heldin ein Ständchen, "Oh, wie ist das schön" schallte es durch die Arena Sud 4. "Ich bin nicht so gerne der Mensch, der im Mittelpunkt steht", sagte die 27-Jährige schüchtern - doch das tat sie am vorletzten Wettkampftag. Schließlich holte sie für Team D das langersehnte zehnte Gold.

Da auch auf die Reiterinnen mal wieder Verlass war, die Schwimmer ihre Erfolgsserie dank Gina Böttcher fortsetzten und Lindy Ave nach ihrer Babypause auf das Podium lief, gab es einen medaillenreichen Tag. Und das obwohl der ursprünglich zweitplatzierte Prothesensprinter Felix Streng im Nachgang disqualifiziert wurde. Die meisten Freudentränen flossen bei den Rollstuhlbasketballern nach ihrem Sieg im Spiel um Bronze, insgesamt gab es am Samstag sieben Podestplätze für Deutschland.

Und der Chef war eigentlich schon zuvor zufrieden. "Wir stehen gut da", erklärte Karl Quade bei der Abschluss-Pressekonferenz am Morgen. Auch wenn es für die anvisierten Top Ten im Medaillenspiegel nicht mehr ganz reichen wird, zog der Chef de Mission ein tendenziell positives Fazit. Das Team habe in der zweiten Hälfte der Spiele "gut aufgeholt".

Die Negativtendenz mit dem historischen Minusergebnis von Tokio sei vorerst gebremst, das sei das Hauptziel gewesen. In Japan war das deutsche Team mit 13 Gold-, 12 Silber- und 18 Bronzemedaillen auf Rang zwölf im Medaillenspiegel gelandet, die Gesamtzahl der Medaillen ist nun mit 46 bereits überboten.

Sandra Mikolaschek feiert größten Erfolg ihrer Karriere

Ihren Anteil daran hatte Mikolaschek. Die 27-Jährige aus der Lutherstadt Eisleben bezwang die serbische Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic im Finale nach einer starken Vorstellung mit 3:1 (11:5, 11:3, 6:11, 11:8) und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere. "Ich musste mir aktiv Druck machen, dass ich mich nicht auf der Silbermedaille ausruhe. Ich wollte das Spiel trotzdem gewinnen", sagte sie - und freute sich auf die Feier im deutschen Haus.

Böttcher war "sehr, sehr happy" über ihre Premierenmedaille bei Paralympics. Die 23-Jährige schwamm in der Startklasse S4 über 50 m Rücken auf Rang zwei und feierte in 51,40 Sekunden den größten Erfolg ihrer Karriere. Lediglich Alexandra Stamatopolou (50,12) war schneller, es war die zehnte Medaille für die auch von Quade gelobten Schwimmer. "Ich freue mich sehr, damit hätte ich nicht gerechnet", sagte Böttcher.

Für Streng endeten die Sommerspiele denkbar bitter. Der Tokio-Sieger über die 100 m wurde nach dem Finale disqualifiziert, weil er seine Bahn gleich dreimal verließ. Jubeln durfte dagegen Lindy Ave. Vier Monate nach ihrer Rückkehr nach einer Babypause lief die 26-Jährige in Saisonbestleistung von 1:00,37 Minuten zu Bronze. Nur Karen Tatiana Palomeque Moreno aus Kolumbien in Weltrekordzeit (58,67 Sekunden) und die Ungarin Luca Ekler (59,38) waren schneller.

Erste Medaille seit 32 Jahren im Rollstuhlbasketball

Die Rollstuhlbasketballer holten dank eines überragenden Thomas Böhme (36 Punkte) die erste Medaille seit 32 Jahren. Gegen Kanada gab es im Spiel um Platz drei ein 75:62 (27:35). "Es ist Wahnsinn", sagte Böhme. Die Reiterinnen Anna-Lena Niehues und Regine Mispelkamp sicherten sich in der Dressur-Kür Silber und damit ihre jeweils dritten Medaillen. Dazu gewann die 67-jährige Heidemarie Dresing Bronze. Insgesamt holte die deutsche Equipe in Versailles sechsmal Edelmetall.

Die Radsportler erlebten dagegen eine Enttäuschung. Im Straßenrennen gingen alle deutschen Starter leer aus, Tokio-Siegerin Jana Majunke und Zeitfahr-Weltmeister Maximilian Jäger fuhren auf Platz vier jeweils knapp am Podium vorbei. Maike Hausberger, Goldmedaillengewinnerin im Kampf gegen die Uhr, hatte erkältet keine Chance auf die ersten drei Ränge.

Streng durfte nur kurz über Silber jubeln, ehe er im Nachgang wegen eines Regelverstoßes disqualifiziert wurde.

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