"Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen - besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele", erklärte Mockridge in einem Statement auf seinem Instagram-Account. "Die Jokes habe ich gemeinsam mit einem paralympischen Sportler und Comedian erarbeitet, um darauf aufmerksam zu machen, dass Mitleid oft die schlimmste Form der Ausgrenzung ist. Der Zuspruch - gerade von Menschen mit Behinderungen - war enorm und durchweg positiv."
Nichtsdestotrotz könne er die Kritik an seinen getätigten Aussagen nachvollziehen: "Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid. Klar ist auch: Gags, die man erklären muss, sind handwerklich nicht gut."
Luke Mockridge mit geschmacklosem Witz: "Wer als Letzter ertrinkt, hat gewonnen"
Der 35-jährige Comedian hatte im Podcast "Die Deutschen" zuvor verstörende Aussagen zu den Paralympics getätigt. "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", sagte der Mockridge dort.
Und weiter: "Ich rede auch über die Paralympics in meiner Show. Ich find das ja toll. Tolles Event für Inklusion. Aber das ist schon abgefahren. Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat: 'Hey, du kennst doch die Olympischen Spiele. Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, oder? Sollen wir mal gucken, wer Schnellere hat?'"
Vogel, die bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016 zweimal Gold und einmal Bronze im Bahnrad gewonnen hatte und seit einem Trainingsunfall im Juni 2018 querschnittsgelähmt ist, teilte das entsprechende Video auf ihrem Instagram-Account und verurteilte Mockridges Aussagen aufs Schärfste.
"Es ist unfassbar, dass es immer noch Menschen gibt, die so eine menschenverachtende Sch**** von sich geben und behinderte Menschen einfach so niedermachen", schrieb die 33-Jährige in ihrer Story.
Vogel legt mit Video nach: "Messlatte für Menschlichkeit nach unten katapultiert"
Am Samstagabend legte Vogel dann mit einem separaten Video noch einmal nach: "Ich habe selten so etwas Menschenverachtendes wie das gesehen! Vor allem, der Podcast und Luke Mockridge sind auch noch stolz darauf, dass die das bearbeiten, untertiteln und da Bilder hinzufügen und es dann online stellen. Wie kann sowas über drei Wochen auf Instagram rumschwirrt und die immer noch diese großen Bühnen haben? Das ist menschenverachtend, widerlich und diskriminierend", hieß es dort.
Zudem kritisierte sie scharf, dass der Podcast und die Auftritte von Mockridge weiterhin eine Plattform in Form von Live- und TV-Shows bekämen. "Wie könnt Ihr diesen drei Menschen so eine große Bühne geben und einfach wegschauen, wenn die Messlatte für Menschlichkeit soweit nach unten katapultiert wird?", hinterfragte Vogel.
In ihrem Posting kamen auch mehrere aktuelle sowie ehemalige Para-Sportler zu Wort, unter anderem der Bahnrad-Bronzegewinner von Paris, Robert Förstemann: "Ganz klar eine rote Karte. Diskriminierung ist keine Kunst. Was hier passiert ist, ist völlig daneben, Grenzen wurden überschritten. Wir wollten uns eigentlich freuen über unsere Medaille, aber jetzt sind wir eigentlich nur noch fassungslos, was wir da im Internet sehen mussten."
Behindertensportverband-Präsident: "Billige, flegelhafte Diskriminierung"
Ähnlich deutliche Worte fand auch der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands und des Nationalen Paralympischen Komitees, Friedhelm Julius Beucher. "Dieses Video ist eine billige, flegelhafte Diskriminierung, die nur der Quote wegen so erzählt wird! Ich finde das geschmacklos", erklärte er gegenüber der Bild.
Kritik für Mockridge sowie die beiden Podcast-Hosts Nizar und Shayan gab es auch in den Kommentaren unter dem Video. "Das Traurige ist: Ihr habt das Video bearbeitet, ihr habt es bewusst hochgeladen, ihr habt es euch mehrfach angehört und noch nicht mal dann etwas gemerkt", hieß es dort unter anderem.