Am Ziel seiner Träume angekommen, hatte Horst Hrubesch ein breites Lächeln im Gesicht. Der scheidende Trainer der deutschen Fußballerinnen warf seine Arme immer wieder in die Luft, als er mit lauten Sprechchören gefeiert wurde.
"Du bist der beste Mann", schallte es durch das Deutsche Haus in Paris. Auf einer Empore hoch unter der Decke stahl der 73-Jährige seinen gepriesenen "Mädels" unten auf der Bühne für einen kurzen Moment die Show.
"Das ist für mich auch nichts Normales gewesen", sagte Hrubesch nach der Siegerehrung im Prinzenpark und dem Medal Walk bei Team D gleich nebenan: "Ich habe den Erfolg bei mir ganz oben eingeordnet. Wir wollten hier hin. Wir haben es geschafft."
Berger über Hrubesch: "Wir sind ihm unfassbar dankbar"
Als die DFB-Frauen realisierten, was sie geleistet haben, kam auch etwas Wehmut beim Abschied des Menschenfängers Hrubesch auf.
"Unfassbar schade, dass er jetzt doch schon ein bisschen älter ist", sagte Elfmeter-Heldin Ann-Katrin Berger: "Wir sind ihm unfassbar dankbar, was er für den Frauenfußball geleistet hat."
Nach den Feierlichkeiten in Paris kehrt Hrubesch als Leiter der Jugendakademie zum Hamburger SV zurück, wo er bis 2025 unter Vertrag steht. Danach, so klang durch, dürfte Schluss sein.
Seine letzte große Mission hat er gemeistert. Sein Team lieferte auch beim 1:0 (0:0) im kleinen Finale gegen Weltmeister Spanien spielerisch keine Glanzleistung ab. Doch die Energieleistung ein Jahr nach dem WM-Fiasko in Australien war ein großer Schritt aus der Krise und wieder heran an die Weltspitze.
Während des Turniers habe das Team "vielleicht nicht den schönsten Fußball gespielt, aber unsere Aggressivität und Mentalität hat uns Gott sei Dank am Ende zu Bronze gebracht", bilanzierte Alexandra Popp.
Christian Wück übernimmt für Horst Hrubesch
Hrubesch übergibt dem neuen Bundestrainer Christian Wück ein Team, das trotz Widerständen mehr Konstanz gefunden hat, nach Durchschlagskraft und Stabilität im Spielaufbau aber noch sucht.
Zudem sind da die Fragezeichen hinter Leistungsträgerinnen wie Popp (33) und Marina Hegering (34), beide ließen ihre Zukunft im Nationalteam erst einmal offen. Gerade in der Abwehrzentrale fehlen noch Alternativen auf Topniveau.
Klar ist: Die EM in der Schweiz beginnt bereits in knapp elf Monaten. "Mir ist bewusst, dass wir uns weiter verbessern müssen, um kontinuierlich mit den Topnationen mithalten zu können", stellte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer daher fest: "Das ist unser Ziel - und das gleich schon im nächsten Sommer."
Hrubesch: "Der Kontakt wird bleiben"
Wück startet also mit einem klaren Auftrag - und gleich mit einem Gradmesser gegen Europameister England in Wembley (25. Oktober).
"Ich glaube, dass er ein gutes Fundament hat", bilanzierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "Ich bin sicher, dass er auch ein toller Trainer ist, der das Team jetzt noch weiterentwickelt."
So ganz loslassen wird aber auch der alte Coach nicht. "Der Kontakt wird bleiben", versicherte Hrubesch. Der vielleicht größte Fan der DFB-Frauen hat seinen Sommerurlaub 2025 längst geplant: "Ich komme ja auch in die Schweiz."