In Algier färbten Feuerwerksraketen den Himmel rot, in ihrem Heimatort feierte ihre Familie mit den Nachbarn stolz vor einem Großbildschirm, da holte Imane Khelif in Paris zum Rundumschlag aus.
"Ich habe allen, die gegen mich waren und eine bösartige Kampagne geführt haben, die schönste Antwort gegeben", sagte die Boxerin nach ihrem Triumph in Roland Garros: "Meine Antwort ist die Goldmedaille."
Nach ihrem klaren Punktsieg im Finale der Klasse bis 66 kg gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu war die 25-Jährige unter tosendem Jubel ihrer Landsleute im Tennis-Tempel Philippe Chatrier auf den Schultern aus dem Ring getragen worden.
Mit der Medaille um den Hals schlug Khelif kurz nach Mitternacht erst richtig zu - und wählte nach fast zwei Wochen voller unseliger Diskussionen um ihre Geschlechtszugehörigkeit harte Worte.
"Sie sind Feinde des Erfolgs", sagte sie an die Adresse ihrer Kritiker und betonte: "Ich bin eine starke Frau mit besonderen Kräften, eine Frau wie jede andere. Ich bin als Frau geboren, war immer eine und habe nur gegen Frauen gekämpft. Ich hoffe, dass es nie wieder solche Attacken geben wird."
Schon Sekunden nach ihrem Olympiasieg ging es jedoch in den Sozialen Medien weiter: "Ein Mann hat Frauen-Gold bei Olympia gewonnen", "Er ist ein Mann" und ähnliche Kommentare wurden bei X gepostet.
Imane Khelif: Nachbarn feuern Freudenschüsse ab
In ihrem kleinen Heimatort Biban Mesbah, wo ihre Nachbarn Freudenschüsse abfeuerten, sagte ihr Vater Omar Khelif Reportern stolz: "Das ist Algeriens Sieg." In Algiers, wo Tausende auf den Straßen feierten, erklärte Staatspräsident Abdelmadjid Tebboune: "Wir sind alle stolz auf dich, dein Gold ist Algeriens Gold."
Die Debatte um Khelif, die im Boxsport schon länger geführt wurde, hatte sich seit dem Beginn der Spiele verschärft. Spätestens mit ihrem Auftaktkampf am 1. August gegen die Italienerin Angela Carini, die nach 46 Sekunden aufgab, war die Causa zum Politikum geworden.
Das IOC und sein Präsident Thomas Bach sahen sich zu einer öffentlich Stellungnahme genötigt. Der vom IOC nicht mehr anerkannte Box-Weltverband IBA reagierte mit einer grotesken Pressekonferenz.
Darin behauptete der umstrittene IBA-Präsident Umar Kremlew, dass Khelif und die Taiwanerin Lin Yuting, die am Samstag ebenfalls um Gold boxt, biologische Männer seien, was Tests ergeben hätten. Die IBA hatte Khelif 2023 vor dem Finale der WM 2023, in dem sie auf ihre Paris-Finalgegnerin Yang getroffen wäre, deshalb ausgeschlossen.
Das IOC erkennt die Testergebnisse der IBA nicht an und nannte das Vorgehen des Verbandes unseriös. "Es bestand nie ein Zweifel daran", dass Khelif und Lin "Frauen sind", sagte Bach.