"Uns wird das Geld gekürzt, wenn wir Erfolge feiern": Olympia-Helden attackieren Bundeskanzler Olaf Scholz

Von Felix Götz
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Die frischgebackenen Kajak-Olympiasieger Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz haben Bundeskanzler Olaf Scholz bei dessen Besuch im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne scharf kritisiert.

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"Wichtig ist nicht, dass Politiker nur fürs nächste Wahlergebnis hier sind, sondern dass Familie und Freunde da sitzen", sagte Rendschmidt, der am Donnerstag mit Liebscher-Lucz, Jacob Schopf und Max Lemke Gold im Kajak-Vierer holte, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Liebscher-Lucz redete sogar minutenlang auf den Bundeskanzler ein. "Er soll lieber Entscheidungen für den Sport treffen. Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt", meinte der 31-Jährige anschließend.

Und weiter: "Ich würde ihn gern nicht nur bei Olympia, sondern auch mal bei einer WM oder DM sehen. Stattdessen wird uns das Geld weiter gekürzt, wenn wir Erfolge feiern."

"Und dann haben wir ihn auch ganz klar auf die Olympiabewerbung angesprochen, die für den ganzen deutschen Sport notwendig ist und ihm mitgeteilt, dass, wenn die Politik das nicht möchte, es wahrscheinlich mit dem deutschen Sport nicht weiter bergauf geht. Sondern, wenn überhaupt, auf dem aktuellen Level bleibt", ergänzte Liebscher-Lucz im kicker.

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Von 20.000 Euro bleiben nur 5.000 Euro übrig

Es sei natürlich schön, dass der Kanzler zu Besuch gewesen sei, meinte Rendschmidt. Aber: "Andererseits muss man auch sagen, wir haben jetzt beim Vorlauf mitbekommen, wie es bei den anderen Nationen ist. Da kam der spanische König in Sportklamotten bis an den Steg und hat die Athleten direkt am Wasser begrüßt. Das war jetzt hier nicht der Fall. Olaf Scholz hat gerade mit Tom gesprochen, weil Tom zu ihm hingegangen ist. Das ist natürlich ein bisschen schade, wenn man sieht, dass das bei anderen Nationen ein bisschen anders ist, aber ist halt so."

Auch die Verteilung der Prämien stößt den Kajak-Helden sauer auf. Für eine Goldmedaille gibt es zwar 20.000 Euro pro Athlet. Für eine zweite Goldmedaille gibt es allerdings nicht noch einmal Geld.

"Diese Prämie wird von der Sporthilfe ausgezahlt, aber eben nur einmal, selbst, wenn man zwei Goldmedaillen gewinnt, wie ich vor acht Jahren und heute unsere K-4-Jungs Max Lemke und Jacob Schopf. Seit zwei Jahren ist diese Prämie zudem umsatzsteuerpflichtig, die Einkommenssteuer wird auch noch abgezogen. Zusätzlich fällt durch einen Goldmedaillengewinn auch noch eine Elite-Plus-Förderung von der Sporthilfe weg, die sozusagen durch die Gold-Prämie ersetzt wird. Da bleiben von den 20.000 Euro, die man auch für zwei Medaillen bekommt, letztlich nur um die 5.000 Euro übrig", erklärte Rendschmidt.

Nachdem die Aussagen viel Aufsehen erregt hatten, erklärte Rendschmidt in einem ARD-Interview am Samstagmittag: "Es wurden verschiedene Interviews von uns vermischt" und "ein paar Sachen haben gestimmt, einige Sachen haben auch nicht gestimmt". Man habe aber "auf jeden Fall" Kritik geäußert: "Ich hoffe, dass sich [die Verantwortlichen] für uns Sportler einsetzen, dass wir auf jeden Fall in den nächsten Jahren noch besser gefördert werden, auch gleicher und für Leistung bezahlt werden."

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