Olympische Spiele! Für Fans der fünf Ringe ist das wie 17 Tage Champions-League-Finale, mit dem eigenen Verein im Endspiel. Zum insgesamt dritten Mal finden die Spiele in Paris statt, nur London war bislang ebenfalls dreimal Ausrichter (Los Angeles macht 2028 ebenfalls das Triple perfekt).
Werden es golden glänzende Tage für den Deutschen Olympischen Sportbund? Nach nur 37 Medaillen 2021 in Tokio soll es diesmal wieder etwas besser laufen. Die Chancen stehen gut! Weiter geht es mit der Analyse der vertretenen Sportarten: Wo ist aus deutscher Sicht etwas zu holen?
Olympia 2024 in Paris, Entscheidungen und Zeitplan: Wann werden die Medaillen vergeben?
Radsport (22 Entscheidungen) 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
- BMX (4)
- Mountainbike (2)
- Straße (4)
- Bahn (12)
Aus der Bahn, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich kommen! Zusammengenommen hat das Duo bereits 14 WM-Titel auf dem Konto, aber mit Silber im Teamsprint von Tokio nur eine Olympia-Medaille. "Ich möchte mit einer Medaille von Paris nach Hause kommen", sagt Friedrich, aber das Duo muss gemeinsam im Verbund mit Pauline Grabosch eigentlich Gold anvisieren: 2023 holte man bei der WM mit Weltrekord Gold. Im Sprint und Keirin könnten weitere Medaillen purzeln, auch wenn der Gold-Vierer von Tokio nicht mehr so stark ist wie damals. Leider sieht es bei den Herren der Schöpfung deutlich dünner aus, da radeln die Niederländer alles weg.
Auf der Straße warten die deutschen Fans seit Jan Ullrichs Triumph im Straßenrennen von Sydney auf eine Goldmedaille. Das Aufgebot ist mit Nils Politt und Maximilian Schachmann (geht auch im Zeitfahren an den Start) bei den Herren schmal, wenn die Konkurrenz gemeinsame Sache macht, dürfte kaum etwas zu holen sein. "Ich bin extrem motiviert, dass ich bei den Spielen dabei sein darf", sagt Politt. Vielleicht wirbelt die Absage von Tour-Dominator Tadej Pogacar alles ein bisschen durcheinander, aber das belgische Duo Remco Evenepoel und Wout van Aert ist schon brutal stark. Franziska Koch, Liane Lippert, Antonia Niedermaier und Mieke Kröger sind dabei - da sind die Chancen höher, dass eine durchkommen kann.
Außenseiterchancen gibt es für den BDR zudem auf dem Mountainbike, bei den BMX-Disziplinen lautet das Motto eher: "Dabei sein ist alles."
- Fun Fact: Mit 100 Medaillen sind die Briten historisch gesehen die erfolgreichste Radsport-Nation. Individueller Rekordhalter ist Jason Kenny mit neunmal Edelmetall (sieben davon Gold).
Reiten (6 Entscheidungen): 3x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Seufz. Die Spiele haben noch gar nicht begonnen, da gibt es schon den nächsten Fall von Tierquälerei: Ein Video der dreifachen britischen Dressur-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wurde veröffentlicht, in dem sie im Training über 20-mal in einer Minute auf ein Pferd eindrischt. Die 39-Jährige zog prompt von den Spielen zurück und sprach von einem "völlig untypischen" Verhalten, doch die anonyme Whistleblowerin widerspricht. Es ist nicht der erste solche Fall im Reitsport in den letzten Jahren, viel fehlt nicht mehr und es könnte ihn komplett zu Fall bringen. Es drängt sich immer stärker die Frage auf, ob das nicht die beste Lösung wäre.
Bis dahin eröffnet Dujardins Aus in Paris aus deutscher Sicht beste Chancen auf erneut zweimal Gold im Einzel und der Mannschaft: Jessica von Bredow-Werndl und auch Isabell Werth sollten jeweils eine Medaille gewinnen, wenn alles klappt. In der Vielseitigkeit sieht es ähnlich gut aus, der dreimalige Olympiasieger Michael Jung darf auf weiteres Edelmetall im Einzel und Team hoffen. Zwar musste Sandra Auffarth kurzfristig passen, Tokio-Olympiasiegerin Julia Krajewski gewann aber zuletzt beim CHIO in Aachen und ist in Topform. Vier Medaillen holte die erfolgsverwöhnte Deutsche Reiterliche Vereinigung in Tokio - diesmal könnte es gut und gern noch besser laufen.
- Fun Fact: Sollte Isabell Werth in Paris zweimal Gold gewinnen, würde sie mit der erfolgreichsten Olympionikin der Geschichte gleichziehen: Die Turnerin Larisa Latynina gewann zwischen 1956 und 1964 insgesamt neunmal Gold.
Ringen (18 Entscheidungen)
Wisst Ihr noch, vor drei Jahren? Als Aline Rotter-Focken die deutschen Herzen im Sturm eroberte und im letzten Kampf ihrer Karriere historisches Gold gewann? Solche Momente gibt es einfach nur bei Olympischen Spielen. Damals holten auch Frank Stäbler und Denis Kudla jeweils Bronze, bevor sie ihre Trikots endgültig an den Nagel hängten. Hach!
Mit dreimal Edelmetall hatte der Deutsche Ringer-Bund in Tokio sicherlich nicht gerechnet. Ähnlich sieht es in Paris aus, wo zwar sieben deutsche Athletinnen und Athleten gemeldet haben, aber jeweils nicht zu den Topfavoriten gehören. Dabei ist in der nicht immer ganz unumstrittenen Sportart - 2013 wurde Ringen sogar kurzzeitig ausgeschlossen - medaillentechnisch viel zu holen. Jeweils sechs Gewichtsklassen gibt es im Freistil, bei den Männern kommt noch sechsmal griechisch-römisch (Angriffe nur über der Gürtellinie) obendrauf. Im Medaillencheck zu Tokio habe ich tiefgestapelt (1x Bronze), das versuche ich diesmal wieder. Luisa Niemesch ("Im August möchte ich in der Form meines Lebens sein.") und Co. schreibe ich aber keinesfalls ab.
- Fun Fact: Der Kubaner Mijain Nunez Lopez ist bei Olympischen Spielen seit 2008 ungeschlagen - viermal Gold im griechisch-römischen Stil in Folge (erst 120kg, dann 130kg). Gewinnt er mit 41 zum fünften Mal Gold in der gleichen Disziplin, würde er Geschichte schreiben: Das hat vor ihm noch niemand geschafft.
Rhythmische Sportgymnastik (2 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Meine persönlichen Erfahrungen mit der Rhythmischen Sportgymnastik beschränken sich darauf, dass sie damals in der Oberstufe auch für die Jungs zur Wahl stand. Genau einer aus meiner Stufe griff damals zu - und irgendwie schien er seine Punkte deutlich leichter zu bekommen als wir übrigen in den klassischen Varianten. Aber um mich geht es hier gar nicht, sondern um Darja Varfolomeev! Die 17-Jährige aus Fellbach ist nicht nur Weltranglistenerste, sondern gewann bei der WM 2023 in den vier Einzeldisziplinen (Keule, Reifen, Band, Ball) und im Mehrkampf alle fünf Goldmedaillen! Schade, dass es in Paris nur Mehrkampf und Team gibt. Varfolomeev ist zwar nicht konkurrenzlos, wird aber nur schwer zu schlagen sein. Und dann kann es auch im fünfköpfigen Team etwas werden mit einer Medaille. Wer hätte das gedacht, dass Deutschland in der Rhythmischen Sportgymnastik tatsächlich Gold winkt!?
- Fun Fact: Im Teamwettbewerb kommen die fünf Sportlerinnen gleich zweimal zum Einsatz: In der ersten Übung nutzen alle das gleiche Gerät, in der zweiten wird dann bunt durchgemischt.
Rudern (14 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
Sehr schade, aber der legendäre Deutschland-Achter ist dieser Tage nicht mehr die Bank von einst. Das DRV-Flagschiff zeigte sich zuletzt viel zu wechselhaft. Theoretisch könnte man in Paris schon einen raushauen, aber selbst der Einzug ins Finale ist nicht garantiert. "Wenn viele Sachen bei uns gut zusammenlaufen, dann sind wir ein ernst zu nehmender Gegner", will Bundestrainerin Sabine Tschäge dennoch nach einer Medaille greifen. Wir klopfen im Takt mit!
Daneben sind weitere sechs Boote gemeldet, also genauso viele wie in Tokio. Zweimal Silber gab es vor drei Jahren, aber Einer-Maschine Oliver Zeidler, der Gold gefühlt schon vor dem Startschuss in der Tasche zu haben schien, soff damals völlig überraschend schon im Halbfinale ab. Der dreifache Weltmeister ist erneut Goldkandidat - und diesmal klappt's! Hinter ihm wird es etwas dünner, aber mindestens ein weiteres deutsches Boot kommt durch (Alexandra Föster im Einzel?).
Ruder-Superstar Oliver Zeidler im Interview: "So stelle ich mir das Sterben vor"
- Fun Fact: Der Achter ist 17,5 Meter lang, wiegt ohne Lautsprechersystem 96 Kilo und erreicht im Rennen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 12 Knoten (ca 23 km/h).
Rugby (2 Entscheidungen)
Seit Rio ist die spritzige 7er-Variante im Olympischen Programm. Bei den Männern ging Gold seitdem zweimal an die Fidschi-Inseln, Neuseeland triumphierte 2021 in Tokio bei den Frauen. In Paris wollen die Franzosen jubeln - und haben dafür Volksheld Antoine Dupont ins Team geholt, Kapitän der traditionellen Rugby-Variante. Der 27-Jährige sieht auf Fotos so aus, als könnte er vor lauter Muskelkraft kaum laufen, wird beim Thema Olympia aber ganz sanft: "Die Olympischen Spiele sind der Heilige Gral des Sports, so einfach ist das. Wir alle haben mythische Erinnerungen an das, was wir im Fernsehen gesehen haben." Dann kann die Fete ja steigen! Die beiden deutschen Teams haben sich für das 7er-Rugby leider noch nie qualifizieren können.
- Fun Fact: Der Wettbewerb der Herren befindet sich bereits mitten in der Gruppenphase, am Samstag schon geht es um Gold. Die Leistungsunterschiede sind teils deutlich: Japan etwa verlor die bisherigen Gruppenspiele mit 12:40 gegen Neuseeland und 5:40 gegen Irland.
Schießen (15 Entscheidungen): 2x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Mit dem Gewehr, der Flinte oder der Pistole in der Hand entscheiden Millimeter über Sieg und Niederlage. Das sieht man auch an der Ausbeute des Deutschen Schützenbunds bei den vergangenen Spielen: In Rio gab es dreimal Gold und einmal Silber, in Tokio ging man völlig überraschend komplett leer aus. Im Schießzentrum Chateauroux, 250 Kilometer südlich von Paris, kann es also nur besser werden. Dafür spricht nicht nur, dass das DSB-Aufgebot wieder gewachsen ist (von acht auf 13): Doreen Vennekamp (Pistole), Anna Janßen (Gewehr), Sven Korte (Skeet) und Robin Walter (Luftpistole) sind in ihren Disziplinen allesamt Weltklasse und können mit Fug und Recht nach den Sternen greifen. Zitat Janßen: "Die Saison lief bisher zu gut, als dass ich da reingehen werde und nur eine Finalteilnahme haben möchte." Na dann Feuer frei!
- Fun Fact: Schon mal darüber nachgedacht, warum es "Tontaubenschießen" heißt? Nein? Bei den Spielen im Jahr 1900 wurde noch auf echte Tauben geschossen, insgesamt 300 Tiere sollen dem "Sport" damals zum Opfer gefallen sein. Die Proteste waren anschließend so groß, dass das Taubenschießen nie wieder ins Programm zurückkehrte.
Schwimmen (39 Entscheidungen) 2x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
- Schwimmen (35)
- Freiwasserschwimmen (2)
- Synchronschwimmen (2)
Fangen wir mit unseren Freiwasser-Assen an: Florian Wellbrock ist über die 10km Titelverteidiger, Leonie Beck gewann bei den letzten Welt- und Europameisterschaften jeweils Gold. Insofern könnte es in Paris sogar einen deutschen Doppelsieg geben - wenn da nicht die unberechenbare Plörre wäre, die durch die Stadt fließt. Über 100 Jahre war das Schwimmen in der Seine verboten, aber für die Spiele wurden 1,4 Milliarden Euro in die Hand genommen, um sauber zu machen. Jetzt muss jeden Tag die Wasserqualität gemessen werden, die über die Durchführung der Wettkämpfe entscheidet. Im dümmsten Fall geht es am Schlusstag ins Becken der Ruderer.
Im Becken sind ebenfalls Medaillen möglich, das war ja bei den letzten Spielen nicht immer so. Um es mit Wellbrock zu sagen: "Es macht sehr viel Spaß, dass man in den Medien nicht mehr der einzige ist, der Medaillen gewinnen soll und muss." Für den großen Knall könnte Lukas Märtens sorgen, der ist über die 400 Meter Freistil plötzlich sogar einer der Favoriten auf Gold. Bei den deutschen Meisterschaften kratzte der 22-Jährige am Weltrekord von Paul Biedermann, damals noch mit Hightech-Anzug geschwommen. Fällt die Bestmarke am Samstagabend? Hinter Märtens, er auch über die 200 Kraul Chancen hat, dürfen sich Angelina Köhler (100m Schmetterling), Isabel Gose (drei Medaillen bei der WM im Februar) und natürlich Wellbrock über die 1.500 Meter etwas ausrechnen.
PS: Da Russland nicht am Start ist, sind die Goldmedaillen im Synchronschwimmen erstmals seit 1996 wieder zu haben. Nicht für den DOSB zwar, der war zuletzt 1992 dabei. Aber immerhin.
PPS: Dass die 23 positiven Dopingproben aus China vor den Spielen in Tokio unter den Teppich gekehrt wurden, ist ... wie soll man es vornehm ausdrücken? Ach ja: zum Kotzen.
Fun Fact: Katie Ledecky gewann bei den letzten drei Olympischen Spielen schon siebenmal Gold, in Paris könnten es drei weitere werden (400, 800 und 1.500 Freistil). In diesem Fall wäre die 27-Jährige die erfolgreichste Olympionikin der Geschichte - aber immer noch meilenweit hinter Michael Phelps (23x Gold).
Segeln (10 Entscheidungen) 1x Gold, 1x Bronze
Die Segler hat man nicht nach Guadeloupe oder La Reunion ausgelagert, sondern an die Marina de Marseille - der Yachthafen wurde extra für die Spiele renoviert. Seit 1900 werden bei Olympia Segel gesetzt, aber auch dieser Sport geht mit der Zeit: Hießen die Kategorien in Tokio noch Finn oder 470er, ist diesmal auch Kiteboarding dabei. Und es gibt gleich zwei Mixed-Wettbewerbe, nämlich auf der Zweihandjolle und dem Katamaran. Bevor ich Euch mit Begriffen wie "Skiff" oder "iQFoiL" zutexte, erzähle ich Euch lieber, warum es deutsche Medaillen geben dürfte.
Da wäre zum einen die Tatsache, dass der DOSB 14 Sportlerinnen und Sportler gemeldet hat, und zwar für alle zehn Disziplinen. Mehrere davon sind absolute Weltklasse, zum Beispiel Philipp Buhl. 2021 wurde er im Laser noch Fünfter, er hat aber das Potenzial für ganz vorn. Paul Kohlhoff/Alina Stuhlemmer holten in Tokio Silber, mit ihnen ist auch diesmal zu rechnen. "Das ist ein junges Team, topvorbereitet und hochmotiviert mit großem Potenzial zu überzeugen, am liebsten mit Edelmetall", versprach DSV-Präsidentin Mona Küppers im Vorfeld. Die drei Medaillen von 2021 werden es diesmal nicht, dafür reicht es aber einmal für den Platz an der Sonne.
- Fun Fact: Eigentlich sollte schon bei den Spielen 1896 in Athen gesegelt werden, aufgrund schlechten Wetters musste die Regatta jedoch abgesagt werden.
Skateboard (4 Entscheidungen)
2021 feierte die Sportart Premiere, so schnell wird sie auch nicht mehr aus dem Programm genommen werden - man muss die jungen Leute ja irgendwie bei der Stange halten. Beziehungsweise im "Park" oder auf der "Street", so heißen die jeweiligen Disziplinen nämlich. "Ich will mein bestes Skaten zeigen. Wenn ich das schaffe, sollte ich ins Finale kommen", sagt Lilly Stoephasius. Die 17-Jährige war schon in Tokio dabei und wurde damals Neunte. Tyler Edtmayer (23) ist ebenfalls zurück, auch für ihn wäre eine Medaille ein kleines Wunder. Skateboarding steckt nicht mehr in den Kinderschuhen, die Stars teilweise aber schon. Bestes Beispiel ist Sky Brown: Die Britin gewann nämlich in Tokio im Alter von 13 Jahren Bronze und ist der ganz große Star der Szene. Eine Altersgrenze, wie sie in anderen olympischen Sportarten diskutiert oder bereits eingeführt wurde, gibt es nicht.
- Fun Fact: Brown ist nicht nur auf dem Board ein Ass, sondern auch auf dem Surfbrett. Die Quali für das Surfen verpasste sie nur um einen einzigen Platz. Ihre Reaktion: "Ein bisschen schade, weil ich so nah dran war. Aber ich habe ja noch L.A. vor mir, also werde ich versuchen, dort zweimal Gold für Großbritannien zu holen."
Sportklettern (4 Entscheidungen)
In Tokio war Sportklettern erstmals dabei, damals wurde die Medaillen als Kombinationswertung vergeben. Diesmal wurde getrennt: "Speed" ist mittlerweile eine eigene Disziplin, "Bouldern & Lead" gehören weiterhin zusammen. Das dürfte auch daran liegen, dass "Speed" - die 15 Meter hohe Wand wird in nur wenigen Sekunden erklommen - am kurzweiligsten ist. Lucia Dörffel, Alexander Megos und Yannick Flohe sind für Team D qualifiziert, und damit ist man mehr als zufrieden, wie Letzterer betont: "Die drei Plätze sind wirklich das Beste, was wir uns erhofft haben, das ist genial." Die Medaillen sind weit weg, aber das heißt nicht, dass man die spektakuläre Freiluftanlage von Le Bourget nicht genießen kann!
- Fun Fact: Titelverteidigerin Janja Garnbret ist der Superstar der Szene und Favoritin beim "Bouldern & Lead". Schon als Kind war die Slowenin ein kleines Kletteräffchen und zerstörte den einen oder anderen Türrahmen. Was ihren Sport ausmacht? "99 Prozent des Trainings besteht aus Stürzen." Autsch!
Surfen (2 Entscheidungen)
Man hätte durchaus auch an der französischen Atlantikküste surfen können, aber Tahiti verspricht spektakulärere Wellen, spektakulärere Bilder - und die globale Aufmerksamkeit verspricht den einen oder anderen Tourismus-Dollar für die Insel in Französisch-Polynesien. Wer sich die Wettkämpfe nicht am Bildschirm anschauen will, muss von Paris knapp 16.000 Kilometer bzw. Flugstunden auf sich nehmen. Für den DOSB machen das Camilla Kemp und Tim Elter. Zur Weltspitze gehören sie nicht, aber die Welle am Strand von Teahupoo kann tückisch sein und das Klassement durcheinanderspülen. "Ich habe die gleichen Chancen wie alle anderen", betonte Kemp gegenüber dem SID. Die Medaillen gehen aber eher in die USA, Australien oder Brasilien.
- "Fun" Fact: Teahupoo heißt übersetzt "Mauer der Schädel" und ist alles andere als ungefährlich. Kemp: "Es ist die kräftigste Welle, die ich je gesurft bin. Massen von Wasser ziehen einen nach unten."
Taekwondo (8 Entscheidungen) 1x Bronze
In Tokio gab es vor drei Jahren prominente Kampfsport-Konkurrenz, als auch Karate im Programm stand. Nachdem die Japaner insgesamt drei Medaillen abgreifen konnten, war schon wieder Schicht im Schacht: 2024 ist die Sportart nicht vertreten, auch für L.A. in vier Jahren reichte es nicht. Naja, immerhin darf man sich noch im Taekwondo eins überbraten, wobei da ja eigentlich vor allem getreten wird. Ich muss gestehen: Für meine Laienaugen sieht das teilweise ganz schön halbherzig und fast schon unkoordiniert aus ...
Prügel verteilen kann aus deutscher Sicht nur Lorena Brandl, wie schon in Tokio mit Alexander Bachmann kommt der DOSB solo um die Ecke. Die 27-Jährige ist in der Klasse bis 67kg aber immerhin Europameisterin, 2022 gab es zusätzlich WM-Bronze. Auf gut Deutsch: Sie schlägt ne Kelle, dafür braucht sie eigentlich 'nen Waffenschein. Das kann durchaus reichen, um sich an den starken Südkoreanerinnen vorbei bis ins Halbfinale zu mogeln!
- Fun Fact: Michelle Tau aus Lesotho tritt in der Klasse bis 49kg an. Die 27-Jährige ist nicht nur Kampfsportlerin, sondern auch Model: 2017 wurde sie zur "Miss Lesotho" gekrönt. In Paris werden andere Saiten aufgezogen: "Sobald ich in den Ring steige, schalte ich in den Bestienmodus."
Tennis (5 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
"In Paris möchte ich spielen. Und gewinnen. Und die Fahne tragen." So benannte Sascha Zverev seine Ambitionen im Hinblick auf Paris. Die Fahne wird nun Dennis Schröder tragen, aber 2/3 wären für den 27-Jährigen auch keine schlechte Bilanz. Keine Frage: Zverev gehört nicht nur als Titelverteidiger zu den Goldfavoriten, sondern auch deshalb, weil er sich auf der roten Asche von Roland Garros wie zuhause fühlt. Ja, Carlos Alcaraz ist das Maß aller Dinge im Herrentennis, aber im French-Open-Finale im Juni lag der Deutsche mit 2:1 in den Sätzen vorn, und diesmal wird nur best-of-three gespielt. Gegen jeden anderen Gegner als Alcaraz muss Zverev eigentlich Favorit sein, Jannik Sinner tritt erkrankt erst gar nicht an, und wenn der Spanier bei seiner Olympia-Premiere ein bisschen Nerven zeigt, ist alles möglich. In Tokio schien Novak Djokovic auch unschlagbar, wurde dann aber im Halbfinale ausgeschaltet.
Hinter dem langen Schatten von Zverev, der im Mixed an der Seite von Laura Siegemund ebenfalls gute Medaillenchancen hat, ist München-Sieger Jan-Lennard Struff immer für eine Überraschung gut. Und dann ist da noch das eingespielte Doppel Kevin Krawietz/Tim Pütz: Natürlich haben die Spiele auf dem Papier sensationelle Paarungen wie Alcaraz/Nadal zu bieten, aber wenige Duos werden so eingespielt sein wie das deutsche. Lediglich im Damen-Einzel scheint kaum etwas zu holen, dennoch prognostizieren wir hier zuversichtlich einen kompletten Medaillensatz: Zverev verteidigt nämlich seinen Titel - und trägt in vier Jahren in Los Angeles die Fahne.
- Fun Fact: Der Schotte Andy Murray ist der einzige Spieler mit zwei Goldmedaillen im Einzel, er gewann sie 2012 in London und 2016 in Rio. In Paris schlägt Murray zum letzten Mal in seiner Karriere auf. Auch Rafa dürfte zum letzten Mal in seinem Wohnzimmer Philippe Chatrier antreten. Taschentücher raus!
Tischtennis (5 Entscheidungen): 1x Bronze
Timooooo! "Die Aussicht, zum siebten Mal an Olympia teilzunehmen, hat mich aufrecht gehalten, die letzten zwei Jahre durch die Hölle zu gehen", erklärte Timo Boll, Deutschlands größter Tischtennisspieler aller Zeiten. Mit mittlerweile 43 Lenzen ist er im Einzel nicht mehr dabei, im Männer-Team will es aber ein letztes Mal wissen. Dafür ließ er sich unter anderem eine Kopie des Olympia-Tisches in die eigene Trainingshalle liefern, um so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Leider, das muss man auch sagen, mit nur wechselhaftem Erfolg in der Vorbereitung. Im Viertelfinale dürften zu allem Unglück auch noch die starken Schweden warten.
In Paris wird eine Ära zu Ende gehen - vielleicht in mehrfacher Hinsicht. Seit 2008 gab es immer mindestens eine Medaille für den DTTB, in Tokio sogar sensationell Mannschaftssilber und Einzelbronze für Dimitrij Ovtcharov. Wirklich realistische Chancen auf Edelmetall gibt es, gerade nach dem Achillessehnenriss von Ying Han, eigentlich nur im Mixed für Dang Qiu und Nina Mittelham. Die schaffen es am Ende auch - obwohl wir es Boll natürlich von Herzen gönnen würden.
- Fun Fact: Was in Deutschland Timo Boll ist, ist in China Ma Long. Der 36 Jahre alte "GOAT" hat in seiner Karriere mehr Medaillen gewonnen als ich in meiner Jugend an der heimischen Platte im Keller Schmetterbälle verschlagen und kann zum Abschluss seiner Karriere in Paris zum vierten Mal Teamgold gewinnen.
Triathlon (3 Entscheidungen): 1x Bronze
1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und noch einmal 10 Kilometer Laufen hinterher: Die "Olympische Distanz" ist zwar kein Ironman, hat es aber dennoch in sich. Die Männer brauchen für die Tortur rund eine Stunde und 45 Minuten, die Frauen so zehn Minuten mehr. Die Deutsche Triathlon-Union geht in Kompaniestärke an den Start (Laura Lindemann, Nina Eim, Lisa Tertsch bei den Frauen, Tim Hellwig, Lasse Lührs, Jonas Schomburg bei den Männern), mehr wäre gar nicht möglich gewesen.
Wie sieht es mit potenziellen Medaillen aus? In den beiden Einzeln eher schlecht, im Mixed-Wettbewerb - also der "Staffel" - ist Bundestrainer Thomas Möller aber von Edelmetall "überzeugt". Wenn er das ist, sind wir es auch: Die Nullrunde von Tokio wird es diesmal nicht geben.
- Fun Fact: Genau wie die Freiwasserschwimmer müssen es die Triathleten mit dem garstigen Seine-Wasser aufnehmen. Dabei geht es zuerst 910 Meter mit der Strömung zu einer Wende, bei der man sogar kurz aus dem Wasser muss. Nach weiteren 590 Metern gegen die Strömung müssen dann die Drahtesel her.
Turnen (16 Entscheidungen): 1x Gold
- Kunstturnen (14)
- Trampolin (2)
Ei, der Daus! Dass es beim Turnen nicht immer ohne Blessuren zugeht, musste Lukas Dauser in der Vorbereitung schmerzlich zur Kenntnis nehmen: Ende Juni verletzte sich Deutschlands Sportler des Jahres 2023 bei einer Übung an den Ringen am Oberarmmuskel, zwischenzeitlich drohte sogar das Olympia-Aus. Mittlerweile ist der 31-Jährige wieder fit, verzichtet aber auf den Mehrkampf, um sich besonders auf seinen geliebten Barren zu konzentrieren. An dem holte er in Tokio Silber, ohne die Vorgeschichte wäre er in Paris klarer Favorit auf Gold gewesen. Oder ist er es noch? Jede Medaille wäre ein riesiger Erfolg, nicht falsch verstehen. Aber wir trauen ihm immer noch den ganz großen Wurf zu. Mach's wie Fabian, Lukas!
Hinter Dauser hat Pauline Schäfer-Betz, immerhin schon mit drei WM-Medaillen dekoriert, vielleicht noch Außenseiterchancen am Schwebebalken. Das Team der Männer hat sich qualifiziert, Altmeisterin Elisabeth Seitz hat es leider nicht geschafft. Auf dem Trampolin ist Team D mit Fabian Vogel vertreten. Auch in Abwesenheit Russlands kündigen sich spektakuläre Wettbewerbe an, zum Beispiel vom Japaner Hashimoto Daiki, der gleich mehrfach Gold gewinnen kann. Der größte Star ist aber zweifellos Simone Biles. Die Amerikanerin sollte in Tokio eigentlich alles abräumen, hatte dann aber mit mentalen Problemen zu kämpfen. Jetzt will sie es noch einmal wissen, obwohl sie mit 27 im Frauenturnen fast schon ein Greisenalter erreicht hat.
- Fun Fact: Am Barren reicht das typische Magnesium-Pulver nicht aus - zu groß ist die Gefahr, vom Gerät abzurutschen. Deshalb greift Dauser auch auf handelstypischen Honig zurück: "Da zählt es, die richtige Mischung zu finden", verriet er dem ZDF.
Volleyball (2 Entscheidungen)
Der Hallenvolleyball hat es schwer. Die Beachvariante hat sich als frische, spaßige Variante ins Rampenlicht gepritscht und gebaggert (dabei dürfte auch die lange sehr fragwürdigen Kleiderordnung eine Rolle gespielt haben, wenn man ehrlich ist). Während dort nun im Schatten des Eiffelturms Party gemacht wird, fristet man in der Halle der "Arena Paris Sud 1" eher ein Schattendasein. Dabei ist Volleyball in der Halle mindestens genauso spektakulär, nur das Drumherum eben etwas "altmodischer".
Aus deutscher Sicht kommt hinzu, dass in den vergangenen Jahren große Erfolge im Sand bejubelt werden durften. Die beiden Hallenteams waren dagegen mehrfach überhaupt nicht vertreten. In Paris sind immerhin die Männer dabei, angeführt vom 2,01-Meter-Hünen Georg Grozer. Der ist mittlerweile 39 Jahre alt, schmettert Deutschland aber immer noch in bester Mila-Superstar-Manier von Punkt zu Punkt. "Wir gehen mit dem klaren Ziel rein, das kleine Wunder möglich zu machen", sagt er selbst, aber die Konkurrenz ist deutlich stärker. Platz fünf wie bei der letzten Olympia-Teilnahme in London wäre schon ein riesiger Erfolg.
- Fun Fact: Einer Untersuchung der Universität Danzig aus dem Jahr 2013 zufolge absolviert ein Spieler über vier Sätze insgesamt 378 Sprünge. Interessant: Die Sprunghöhe im Angriff, Block und Aufschlag ließ vor allem nach dem ersten Satz deutlich nach, blieb dann aber relativ konstant.
Wasserball (2 Entscheidungen)
Seit 1900 geht es im Wasserball schon olympisch zur Sache, die Frauen kamen aber erst 100 Jahre später hinzu. Die Becken sind drei Meter tief, also ein paar NBA-Spieler nominieren und dann stehen statt schwimmen ist keine Option. Außerdem darf der Ball nur mit einer Hand gehalten werden (Torwart ausgenommen), zudem gibt es eine Shot Clock von 30 Sekunden.
Warum ich das erzähle? Weil es aus deutscher Sicht nichts zu erzählen gibt. Die Männer sind zum vierten Mal nicht dabei, die Frauen waren es noch nie. Besserung ist nicht in Sicht. Gehen die Medaillen halt nach Serbien, Ungarn, Kroatien (Männer) oder in die USA (Frauen).
- Fun Fact: Im Jahr 1900 wurde der Wettbewerb in einem Flutbecken der Seine ausgetragen. Es traten dabei keine Nationen an, sondern Klubs, darunter auch der Berliner Schwimm Club. Diese Vereine hatten teilweise auch Spieler mit anderen Nationalitäten im Team.
Wasserspringen (8 Entscheidungen)
Der ewige Patrick Hausding ist nicht mehr. 2022 beendete Deutschlands größter Wasserspringer der letzten Jahrzehnte seine Karriere, die Bronzemedaille im Synchronspringen vom Dreier kann er also nicht mehr verteidigen. Immerhin neun Köpfe ist die deutsche Delegation stark, ernsthafte Medaillenkandidaten lassen sich allerdings nicht erkennen. "Wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen, sind wir gut mit dabei", meint Bundestrainer Christoph Bohm, aber zur Attacke blasen klingt anders. Es riecht ehrlich gesagt nach Salto Nullo, auch wenn der DSV bei den Synchronwettbewerben 3m Damen und 10m Herren sicher im Finale vertreten sein wird. Aber eben auch deswegen, weil es nur das Finale gibt.
Sei's drum, räumt eben wieder das Reich der Mitte ab. China holte in Tokio sieben von acht möglichen Goldmedaillen, und ob der Brite Tom Daley auch diesmal wieder kontern kann, muss sich erst herausstellen. Der scheint nämlich mit den Betten des Olympischen Dorfes gut beschäftigt zu sein. PS: Als ich im Sommer 2023 im Schwimmbad vom Fünfer gesprungen bin, habe ich mir beim Eintauchen direkt eine kleine Platzwunde am Zeh zugezogen, so hart war der "Aufprall". Mein Respekt könnte also nicht größer sein.
- Fun Fact: Deutschland mag nicht gerade die Wasserspringer-Nation schlechthin sein, seit der Einführung der Sportart 1904 holte der DSV aber immer mindestens eine Medaille.
Endergebnis: 20x Gold, 10x Silber, 20x Bronze
Ich sehe schon die empörten Kommentare vor mir: unrealistisch, abgehoben, weltfremd! Zugegeben, wahrscheinlich werden es am Ende keine 50 Medaillen für Deutschland. Aber der Überblick über die einzelnen Sportarten zeigt, dass für den DOSB richtig viel drin ist in Paris. Bahnrad, Reiten, Schwimmen, Schießen, Kanu, Rudern, Leichtathletik - überall hat Team D ganz heiße Eisen im Feuer. Das macht Lust auf zwei aufregende Spiele. Wäre doch gelacht, wenn die 37 Medaillen aus Tokio nicht deutlich überboten werden!
Wer gewann bei Olympischen Sommerspielen die meisten Medaillen für Deutschland?
Name | Sportart | Medallien |
Birgit Fischer | Kanu | 8x Gold, 4x Silber |
Isabell Werth | Dressurreiten | 7x Gold, 5x Silber |
Reiner Klimke | Dressurreiten | 6x Gold, 2x Bronze |
Kristin Otto | Schwimmen | 6x Gold |
Hans Günter Winkler | Springreiten | 5x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kornelia Ender | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber |
Roland Matthes | Schwimmen | 4x Gold, 4x Silber, 4x Bronze |
Katrin Wagner-Augustin | Kanu | 4x Gold, 1x Silber, 1x Bronze |
Kathrin Boron | Rudern | 4x Gold, 1x Bronze |
Ludger Beerbaum | Springreiten | 4x Gold, 1x Bronze |