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Das Imperium schlägt zurück: Rache ist bekanntlich süß. Deshalb dürfte der überlegene Sieg im Medaillenspiegel den Österreichern besonders gut schmecken. Bei der Heim-WM 2013 wurde man von den Amerikanern nämlich noch geschlagen, jetzt gab es die Revanche auf US-Boden.
Bei genauerem Hinsehen wurde die USA aber nicht wirklich von einem Imperium niedergestreckt, eher von einem aufmüpfigen gallischen Dorf. Denn im Medaillenspiegel gewonnen hat das Bundesland Salzburg. Hirscher, Fenninger, Reichelt und Kirchgasser haben alle ihre Wurzeln dort.
Ganz so leicht wollen wir es unseren Nachbarn aber auch nicht machen. Frau Fenninger hat immerhin einen deutschen Manager und deswegen sogar Krach mit dem ÖSV angefangen. Uns gehört also auch ein kleines Stück des Goldkuchens.
Trotzdem alles Friede, Freude, Eierkuchen in der Alpenrepublik? Nein, da war doch noch was. Abfahrt. Schlechteste WM-Ergebnis aller Zeiten. Aber selbst das konnte den Österreichern nicht die Gaudi verderben,...
Küng is King: ...denn dann feiert man einfach eine fette Party mit dem neuen König der Abfahrt: Patrick Küng. Der 31-Jährige gewann völlig überraschend die Königsdisziplin und ließ die Schweiz narrisch werden. Auf Feiern mit seinen Landsleuten hatte Küng aber keinen Bock. Deshalb ab ins Haus der Österreicher!
Und weil die ja bei dieser WM aus dem Feiern eh nicht mehr rauskamen, kam es auf die eine Party auch nicht mehr an. Inwieweit die Abfahrtsgewinnerin Tina Maze, die insgesamt gar drei Mal Edelmetall gewann, in die Feierlichkeiten verwickelt war, ist nicht bekannt...
Die spinnen, die Sachsen: Es gibt sie, die treuen Fans aus Deutschland. Tausende Kilometer über den großen Teich, um bei der WM ihren Star anzufeuern. Aber was war das denn? Nicht Neureuther, nicht Dopfer, auch nicht Viktoria Rebensburg war ihr Held. Ein Dutzend Sachsen feierten Ted Ligety, den US-Boy.
Lutz Ebert, Gründer des "Ted-Ligety-Fanclubs", klärte auf und erzählte die schicksalhafte Begegnung mit dem Amerikaner: "Wir stellten fest, dass er keinen Fanklub hat". Aha! So wurde der Verein 2012 also geboren, mit dem Motto: "Push the Limit Ted Ligety".
Die DSV-Comebacker: Oh, es hätte ganz böse für den DSV ausgehen können. Viktoria Rebensburg gab zu: "Die Nächte waren kurz." Im Gegensatz zu King Küng und den Feierbiestern aus Österreich lag das allerdings nicht an wilden Partys. Ein Deja-vu drohte. Wie 1999 in Vail zeigten die Deutschen zwar gute Leistungen, aber eine Medaille blieb aus.
Aber dann. Dann hatte Vicky Victorious plötzlich auch Lust auf Feiern. "Vollgas, Sekt oder Selters", sagte sie über ihre Gedanken vor dem zweiten Durchgang im Riesenslalom. Und was sprang raus? Platz zwei, Silber, Sekt und Party.
Weil das DSV-Ziel aber drei Medaillen war, musste die F&F-Monarchie alias Fritz Dopfer und Felix Neureuther nachlegen. Wieder brachte das rebensburgerische "Sekt-Prinzip" den Erfolg. Von Platz sechs und sieben rauschten die beiden noch zu Silber und Bronze und feierten ein tolles DSV-Comeback. Erstmals seit 1987 standen wieder zwei Deutsche auf dem WM-Podest. Damals siegte Frank Wörndl, Armin Bittner wurde Dritter.
Es könnte allerdings Neureuthers letzter großer Erfolg gewesen sein. Nachdem der bayerische Lausbub Mathias Berthold im Deutschen Haus mit einer Flasche Schampus übergossen hatte, reagierte der Cheftrainer: "Der Felix wird zur Strafe nur noch bei FIS-City-Rennen starten." Viel Spaß schon mal, Felix!
Der Prinz von Mexiko: Ein immer wieder beliebtes Gesellschaftsspiel vor der Fernseher durfte auch bei dieser WM nicht fehlen: das Kürzelraten. Klar, Abkürzungen wie "GER" für Germany oder "AUT" für Austria sind allgemein bekannt. Aber schon mal herausgefunden, was "TLS" bedeutet?
TLS, oder besser gesagt Timor Loro Sa'e, ist Osttimor. Na also, war doch ganz leicht. Zu verdanken haben wir diese Hürde Yohan Goncalves Goutt, der im Slalom mit 49 Sekunden Rückstand ins Ziel kam.
Doch ein Exot übertraf sie alle, quasi die Legende aller Exoten: Hubertus von Hohenlohe. Mit 58,09 Sekunden Rückstand wurde er Letzter. Hach, ohne diese Männer wäre es doch auch irgendwie langweilig. Der Prinz von Hohenlohe stammt, auch wenn sein Name anderes vermuten lässt, übrigens aus "MEX".
Bankjob: Augen zu, Luft anhalten, beten. Mit 110 km/h stürzte Ondrej Bank kurz vor dem Ziel der Kombi-Abfahrt. Er knallte auf den Boden, rutschte bewusstlos ins Ziel und wurde minutenlang im Zielbereich behandelt. Man musste das Schlimmste befürchten. Wenige Stunden später machte dann ein Foto auf Facebook die Runde.
Darauf zu sehen ist der Tscheche, wie er auf einem Sofa sitzt und ein Brötchen isst. Wie bitte? Nein, das ist kein Scherz. Bank zog sich Schürfwunden, Prellungen, eine Gehirnerschütterung und eine Verletzung am Sprunggelenk zu. Umhauen tut das den 34-Jährigen aber nicht. Oder wie Neureuther dazu sagte: "Unser Job ist manchmal echt heftig..."