Die Schanzen sind vorbereitet: Ab dem morgigen Sonntag zählt die einfache Regel: acht Sprünge, vier Schanzen, ein Sieger.
Eine Vielzahl von Springern macht sich berechtigte Hoffnungen auf die Nachfolge von Thomas Diethart, der im Vorjahr völlig überraschend gewann.
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Neben Ruhm und Ehre gibt es für den Gesamtsieger etwa 16.000 Euro Preisgeld. Und dann wäre da noch der ewige Rekord von Sven Hannawald, der 2002 alle vier Springen gewann. Wer ist diesmal an der Reihe? SPOX macht den Check.
Der Experte
Weißflogs letzter Triumph, Hannis Grand Slam und der Doppelsieg von Ahonen und Janda: Michael Uhrmann hat diese Höhepunkte der Tournee-Geschichte hautnah miterlebt. Von 1996 bis 2011 sprang der 36-Jährige im Weltcup, feierte zwei Einzelsiege und den Olympiatitel mit der Mannschaft (2002).
Zusammen mit SPOX analysiert der Niederbayer die Aussichten der Top-Favoriten und legt sich am Ende auf seine persönliche Top 3 fest.
Die Ausgangslage
Die ersten Weltcup-Wochen haben es gezeigt: Diese Saison ist wirklich alles möglich. Klarer Favorit? Fehlanzeige! In den ersten neun Einzelspringen gab es sieben verschiedene Sieger.
Bei der Generalprobe in Engelberg meldeten Richard Freitag mit seinem Sieg und Markus Eisenbichler (bestes Weltcup-Ergebnis mit Platz sechs) genau wie Severin Freund ihre Ambitionen an.
Nachdem auch der zuletzt verletzte Gesamtweltcupsieger Kamil Stoch mit von der Partie ist, gehen alle Top-Springer fit an den Start. Wahrscheinlich wird erst der letzte Sprung in Bischofshofen die Entscheidung bringen. Die Favoriten im Check:
Vorjahressieger Thomas Diethart
Er war die ganz große Sensation: Als Debütant stahl der Österreicher im letzten Jahr den Favoriten die Show und sicherte sich völlig überraschend den Gesamtsieg.
In dieser Saison hat der 22-Jährige noch Probleme. Lange Zeit war sogar völlig offen, ob der Youngster überhaupt im ÖSV-Kader stehen wird.
Fazit Uhrmann: "Was Diethart letztes Jahr abgeliefert hat, war einfach unglaublich. Diesen Erfolg kann ihm keiner mehr nehmen. Dieses Jahr wird er trotzdem nicht vorne dabei sein. Ich rechne aber fest damit, dass seine Tournee-Ergebnisse besser werden als die im Weltcup."
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Anders Fannemel
Der 23-Jährige Norweger lieferte einen überragenden Weltcup-Auftakt ab und durfte sich in Engelberg als Belohnung über die Führung im Gesamtweltcup freuen.
Fannemel gilt als harter Arbeiter und hat im Vergleich zum Vorjahr (Platz 23 im Gesamtweltcup) vor allem technisch einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht.
Fazit Uhrmann: "Fannemel kommt vor allem über seinen Speed. Er hat bisher auf jeden Fall sehr starke Leistungen gebracht. Bei der Tournee braucht er für seinen Stil aber auch Glück. Bei Rückenwind hat er größere Probleme als andere Favoriten. Ganz vorne sehe ich deshalb andere."
Roman Koudelka
Siehe Fannemel! Der Tscheche hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt und wirkt viel stabiler. Koudelka war in den letzten Jahren immer ein Top-20-Springer.
Jetzt klappt es plötzlich auch mit Siegen. Schon drei Weltcup-Erfolge hat er in der laufenden Saison auf dem Konto. "Ich fühle mich gut, die Tournee kann kommen", gab er in Engelberg kurz und knackig zu Protokoll.
Fazit Uhrmann: "Bisher ist er wirklich sehr stark gesprungen. Im Vergleich zum Vorjahr hat er einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Ich glaube, dass er bis zum Schluss vorne mitspringt. Ihm Vergleich fehlt ihm aber noch die Sieges-Erfahrung bei großen Events."
Peter Prevc
Der Slowene springt immer etwas unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zu Unrecht! Mit nur 22 Jahren ist Prevc Vize-Gesamtweltcupsieger, Skiflug-Weltcupsieger und hat Bronze bei der WM geholt.
Nach den ersten neun Springen steht Prevc punktgleich mit Simon Ammann auf Rang fünf. Letztes Jahr bei der Tournee (4.) verhinderte nur sein verpatzter Auftritt in Garmisch die Siegchance.
Fazit Uhrmann: "Prevc liefert unglaublich konstant seine Leistungen und wird dabei nicht so sehr beachtet wie andere. Er ist ein sehr extremer Abspringer und jederzeit in der Lage zu gewinnen. Für mich ist er ein Top-3-Kandidat."
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