Die Offense
Über den Sommer war spekuliert worden, wie die Bayern nach dem Wechsel auf der Eins auftreten würden. Kurz: anders. Das Ballmovement wurde auffallend intensiviert, immer wieder sucht der Meister den Extrapass zum freien Mitspieler. Das allein am neuen Playmaker Micic festzumachen, der momentan ohnehin von der Bank kommt, wäre allerdings zu kurz gegriffen.
"Der Unterschied zum letzten Jahr ist, dass wir den Ball viel besser bewegen und mehr Assists spielen. Das ist richtig", sagt Emir Mutapcic. "Allerdings liegt das nicht nur am Point Guard. Auch Dusko Savanovic hat daran einen großen Anteil. Er ist unglaublich gut und im Grunde unser zweiter Playmaker. Deshalb läuft unsere Offense nun flüssiger, das Ballmovement schneller. Das hat uns vergangenes Jahr ein wenig gefehlt."
Savanovic gilt als ungemein intelligenter Spieler, als ein Big Man, der weiß, wie und wo er seine Mitspieler einzusetzen hat. Mit 2,5 Assists pro Spiel ist der Serbe derzeit viertbester Passgeber der Bayern - hinter den Guards Schaffartzik (6), Micic (5) und Nihad Djedovic (3,3). Entsprechend positiv ist Savanovic' Einfluss auf das Ballmovement des Meisters, der eine hochfrequentierte Zirkulation ab dieser Saison ganz oben auf die Agenda gesetzt hat.
"Das ist unsere Idee. Nun müssen wir es umsetzen", erklärt Mutapic. "Aus Coaching-Sicht ist die Balance in der Offense extrem wichtig. Der Ball muss mindestens einmal von einer Seite zur anderen bewegt werden. Oder aber einmal nach innen und wieder nach außen. In diesem Bereich sind wir jetzt besser. Wir bewegen den Ball besser von einer Seite zur anderen, auch dank unserer neuen Vierer."
Ebenfalls positiv wirkt sich laut Mutapcic John Bryants Fitnesszustand aus. Der Center wirkt austrainiert wie nie und schenkt Bayerns Offense so eine weitere Komponente, die sich positiv auf Balance und Variabilität auswirkt. "Er bewegt sich besser, ist schneller", sagt Mutapcic. "Auch dadurch haben wir mehr Fluss und Bewegung in unsere Offense bekommen. Das Pick-and-Roll läuft besser, wir bekommen schneller Spacing. Zudem attackieren wir besser. So spielen wir mehr Assists, können auch häufiger den Extrapass spielen."
Alles in allem wirkte die Offense der Münchner in den ersten vier Spielen so wesentlich dynamischer. Dem Gegner fällt es deutlich schwerer, sich auf Angriffe der Bayern einzustellen. Es genügt nicht mehr, sich auf einige Offensivoptionen einzustellen. Das gute Ballmovement, die Balance, all die Pässe ermöglichen nahezu jedem gute, offene Würfe. Man ist unberechenbarer geworden. Auch in entscheidenden Phasen.
Vergangene Saison wanderte der Ball am Ende enger Spiele noch häufig zu Delaney, der meist für sich kreierte. Der Amerikaner konnte es, Coach Pesic nutzte es. "Natürlich war das nicht nur Delaneys Qualität, sondern auch die Anweisung des Trainers", sagt deshalb auch Mutapcic. "Jetzt ist er weg, aber Potential besitzen wir immer noch. Nur eben nicht nur auf einer Position, sondern auf mehreren. Djedovic kann übernehmen, Gavel ebenfalls. Auch Taylor ist extrem wichtig. Savanovic kann zudem jede Defense aus der Balance bringen, beispielsweise, indem er im Lowpost attackiert und den Ball dann nach außen passt. Oder er attackiert den Korb, bringt die Defense durcheinander und findet dann einen freien Mann. Das ist eine große Qualität und ein Unterschied zum vergangenen Jahr."