FC Barcelona in der Kaderanalyse: Neustart mit Problemzonen ohne Ende

Von Stefan Rommel
Ronald Koeman im Gespräch mit Jordi Alba
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Der FC Barcelona in der Kaderanalyse - Abwehr

Personal: Sergino Dest (Vertrag bis 2025), Gerard Pique (bis 2024), Ronald Araujo (bis 2023), Clement Lenglet (bis 2026), Jordi Alba (bis 2024), Sergi Roberto (bis 2022), Oscar Mingueza (bis 2023), Samuel Umtiti (bis 2023), Eric Garcia (bis 2026)

Situation: Vier nominelle Abwehrspieler haben die Katalanen im Sommer verloren - wobei letztlich nur Junior Firpo so etwas wie ein "echter" Abgang war. Der Linksverteidiger wurde an Leeds United verkauft. Jean-Claire Todibo (Nizza) und Juan Miranda (Real Betis) waren schon in der letzten Saison verliehen. Bleibt noch Emerson Royal und dessen verrückte Geschichte - die so sinnbildlich steht für die verkorksten Planungen der letzten Jahre: Nach dessen Kauf wurde der Spieler vor zwei Jahren sofort nach Sevilla verkauft - mit einem satten Minus von sechs Millionen Euro. Weil Emerson dort aber gut spielte, kaufte ihn Barca aus seinem Vertrag raus und gab erneut 14 Millionen Euro dafür aus. Letztlich machte Emerson ganze drei Pflichtspiele für Barca, vor einigen Tagen wurde der Rechtsverteidiger nun nach Tottenham transferiert. Immerhin nahm Barca dafür rund 20 Millionen Euro ein. Was bleibt, sind ein veritabler Schlingerkurs und ein schaler Beigeschmack.

"Ich dachte, der Klub wollte, dass ich bleibe. Ich verstand nichts von dem, was passierte. Eines Nachmittags riefen sie mich an und sagten mir, dass sie mit mir reden wollen. Da habe ich schon geahnt, dass sie mich verkaufen wollen. Sie haben mich mit netten Worten rausgeschmissen", sagte Emerson der Marca. Und weil sich auf der Zugangsseite gar nichts tat, geht Barca im Prinzip mit der Abwehr der letzten Saison in die neue Spielzeit - was nicht unbedingt einem Qualitätssiegel entspricht.

Zwar sind da immer noch genug große Namen unterwegs: Pique, Alba, Dest, Umtiti. Aber für höchste Ansprüche genügte die personelle Besetzung der Defensive schon in den letzten Jahren nur bedingt. Umtiti wollte Barca unbedingt loswerden, für den Franzosen und dessen Gehaltsforderungen fand sich aber partout kein Abnehmer. Damit bleiben Trainer Ronald Koeman in der Innenverteidigung genug Alternativen. Mit gleich sechs gelernten zentralen Verteidigern kann Koeman problemlos variieren und reagieren, etwa auf Verletzungen oder Sperren wie zuletzt bei Pique und Eric Garcia.

Dem FC Barcelona steht eine komplizierte Saison bevor.
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Dem FC Barcelona steht eine komplizierte Saison bevor.

Die Problemzone ist eher auf den Außen zu verorten, da sind die Möglichkeiten zum Teil stark begrenzt. Jordi Alba auf links und Sergino Dest auf der rechten Seite sind die ersten Optionen, dahinter wird es aber dünn. Nach Emersons Abgang und der schweren Verletzung von Moussa Wague ist kein "richtiger" Ersatz mehr im Kader, auf der linken Seite ist Alba quasi alternativlos. Koeman wird sich mit Mittelfeldspielern oder dem einen oder anderen Innenverteidiger behelfen müssen, wenn Alba oder Dest (länger) ausfallen sollten.

Diese Unwucht in einem einzelnen Mannschaftsteil ist gefährlich genug und auf eine lange Saison gesehen ein beträchtlicher Nachteil für die immer noch ambitionierten Ziele dieses Klubs - und wird noch verstärkt durch das überschaubare Angebot im Mittelfeld.