Cristiano Ronaldo und sein Fluchtversuch von Manchester United: Welche Optionen bleiben überhaupt noch?

Von Tim Ursinus
Die Verzweiflung von Cristiano Ronaldo wird von Tag zu Tag größer. Er will Manchester United unbedingt verlassen.
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Die Verzweiflung von Cristiano Ronaldo wird von Tag zu Tag größer. Er will Manchester United - wer aktuell nicht? - unbedingt verlassen. Das Problem: Kein Klub scheint große Lust zu haben, CR7 zu verpflichten. Welche Optionen bleiben noch? SPOX gibt einen Überblick.

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Mit dem neuen Trainer Erik ten Hag sollte alles besser weden, doch schon nach zwei Spieltagen gleicht Manchester United einem Scherbenhaufen. Tabellenschlusslicht, null Punkte auf dem Konto und ein Torverhältnis von 1:6. Zu allem Überfluss wartet am Montag der FC Liverpool (21 Uhr im LIVETICKER). Und da wäre auch noch ein 37-Jähriger, der so gar keinen Bock mehr auf den Verein zu haben scheint: Nein, niemand aus dem Mitarbeiterstab, sondern Cristiano Ronaldo.

Schon seit Beginn des Sommers ist bekannt, dass der Portugiese nicht mehr für die Red Devils spielen will. Zu groß ist der Drang nach der Champion-League-Hymne. Zu groß ist der Wille, den Rekord als Spieler mit den meisten Einsätzen (178), den er sich erst mit dem Ausscheiden in der Vorsaison knapp von Iker Casillas gesichert hatte, weiter auszubauen. Nicht, dass er in Vergessenheit gerät. Oder viel schlimmer noch: Dass ihn Lionel Messi (151), der Joker unter den Ronaldo-Erzfeinden, noch einholt. Aber genug Ironie, wie geht es für den fünfmaligen Ballon d'Or-Gewinner weiter?

Seit Wochen steht Ronaldo im Mittelpunkt von Wechselspekulationen. Er selbst kommentierte die Berichterstattung in einem ähnlichen Trotz wie er ihn schon beim 0:4 gegen den FC Brentford gezeigt hatte: "In ein paar Wochen werden sie die Wahrheit erfahren, wenn ich ein Interview gebe. Die Medien verbreiten Lügen." Er habe ein "Notebook mit den 100 News, in denen ich in den letzten Monaten vorkam, nur fünf davon stimmten." Seiner unfassbar mühevollen Ankündigung ließ er folgen: "Stellt Euch das einmal vor, und merkt Euch das." Jetzt ist wirklich genug mit der Ironie - zumindest vorerst.

Dass Ronaldo weiterhin zu den besten Spielern der Welt gehört und er auch in der Königsklasse einen Platz verdient, steht außer Frage. Nach Informationen von SPOX und GOAL wäre United inzwischen sogar dazu bereit, ihn trotz seines noch bis 2023 laufenden Vertrags ziehen zu lassen. Doch viele Klubs, die wirklich in Frage kommen, bleiben nicht mehr. Schließlich hat sich Berater Jorge Mendes beim Versuch, seinen Schützling unter die Haube zu bekommen, eine Absage nach der anderen abgeholt. Ein kleiner Rückblick zur Verdeutlichung.

Cristiano Ronaldo kassierte zahlreiche Absagen

  • BVB: Das jüngste, präsenteste Beispiel. Laut CBS Sports will Ronaldo unbedingt ins Ruhrgebiet (die Droge, die ihn süchtig macht?), doch Mendes ist zuvor bereits aus gutem Grund abgeblitzt. CR7 kassiert derzeit 29 Millionen Euro netto im Jahr, weit weg von Dortmunds Möglichkeiten - und der Stürmer wird wohl kaum auf mehr als die Hälfte verzichten, was mit Blick auf das Gehaltsgefüge nötig wäre. Hans-Joachim Watzke dementierte den Kontakt, auch wenn die Idee "charmant" sei.
  • FC Bayern: Die Verantwortlichen begründeten mehrfach öffentlich, warum ein Transfer finanziell und sportlich keinen Sinn macht. Obwohl Kahn Ronaldo "liebt".
  • Real Madrid: Eine Absage aus der Kategorie Herzensbrecher. In den Sozialen Netzwerken geisterte ein Video von Präsident Florentino Perez umher, der über eine mögliche Rückkehr regelrecht spottete und Ronaldo sogar ein Jahr älter machte.
  • Atletico Madrid: Hier waren es vorrangig die Fans, die sich unter dem Hashtag "ContraCR7" gegen einen Transfer ausgesprochen hatten. Vorausgegangen war ein entsprechender Bericht der Times.
  • Inter Mailand und AC Milan: Die Mailänder Klubs sollen laut Corriere dello Sport ebenfalls vom Gehalt abgeschreckt sein. Zumal die Teams jeweils einen Stürmer verpflichtet haben.
Die Verzweiflung von Cristiano Ronaldo wird von Tag zu Tag größer. Er will Manchester United unbedingt verlassen.
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Die Verzweiflung von Cristiano Ronaldo wird von Tag zu Tag größer. Er will Manchester United unbedingt verlassen.

Cristiano Ronaldo: Diese Optionen bleiben CR7 noch

"Er will nicht kommen, er hat andere Ideen. Ich denke, er will in keiner anderen Liga als einer der fünf größten Ligen spielen", sagte Fenerbahce-Trainer Jorge Jesus, der laut eigener Aussage ein "Freund von Ronaldo" ist, zuletzt auf einer Pressekonferenz. Ein Reporter hatte ihn mit Gerüchten konfrontiert, wonach CR7 bald beim türkischen Top-Klub auflaufen könnte.

Zudem lehnte Ronaldo selbst laut ESPN eine mehr als lukrative Offerte von einem nicht näher genannten Klub aus Saudi-Arabien ab, der ihm wohl zwischen 250 und 275 Millionen Euro für zwei Jahre geboten habe. Sportlich überzeugte der Verein offensichtlich aber nicht. So auch der brasilianische Verein Corinthians, zu dem es trotz einer Flirtoffensive des Präsidenten dem Vernehmen nach nie Kontakt gegeben hat. Es müssen also doch noch andere Spieler die Elfmeter schießen.

Ein Wechsel zu den Geldspeichern im Mittleren Osten und nach Südamerika kann genauso noch warten wie ein baldiges Engagement in der MLS. Ronaldo kann nicht ohne die Champions League und die Champions League (noch) nicht ohne Ronaldo. Welche Optionen bleiben überhaupt noch? Zur Erinnerung: Das Transferfenster in Europas Top-5-Ligen schließt am 1. September.

Cristiano Ronaldo: Juve-Rückkehr oder Messi-Kollege?

Eine Rückkehr zu Juventus Turin und ein Wechsel zu PSG, der bezüglich einer Zusammenkunft mit Lionel Messi vielen Fans einen Traum erfüllen würde, stand ebenfalls - wenn auch nur kurz - zur Debatte in den Medien.

Realistisch ist aber beides nicht. Juventus hat mit Dusan Vlahovic eine 1A-Lösung im Sturm und will außerdem nicht mehr in etwaige Gehaltssphären vorstoßen. Selbst Rückkehrer Paul Pogba muss sich mit weniger Geld als noch in Manchester begnügen.

In Paris war Ronaldo offenbar nie ein Thema, obwohl die Gehaltsforderungen das kleinste Problem wären. Mit Kylian Mbappé, Neymar und Messi sind genügend Alphatiere in der Mannschaft, die sich zum Teil jetzt schon gegenseitig zerfleischen. Und ein gewisser Sergio Ramos turnt auch noch durch die Gegend.

Moment, da wäre ja noch der FC Barcelona. Lassen wir das.

Ronaldo beim 0:4 gegen Brentford.
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Ronaldo beim 0:4 gegen Brentford.

Cristiano Ronaldo: Romantik bei Sporting Lissabon?

Die Spekulationen über eine Rückkehr zu seinem Jugendklub Sporting Lissabon sind nie wirklich abgerissen. Ein TV-Sender hatte diese mächtig angeheizt, als er ein Bild eines weißen SUVs in der Tiefgarage des Jose-Alvade-Stadions in der portugiesischen Hauptstadt gezeigt und Ronaldo in dem noblen Wagen vermutet hatte. Der kommentierte wenig später knapp, aber eindeutig: "Fake".

Doch angesichts der aktuellen Chancen scheint ein Wechsel an die alte Wirkungsstätte, wo Ronaldos steile Karriere begann, nicht komplett unwahrscheinlich. Sporting spielt seit Jahren um die Meisterschaft in Portugal und ist Stammgast in der Champions League. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass das in Lostopf drei gesetzte Team lange im Turnier verweilt, würden CR7 immerhin mindestens sechs CL-Spiele winken.

Klar ist aber, dass Ronaldo auf Gehalt verzichten und seine sportlichen Anforderungen zurückschrauben müsste. Zumindest bei letzterem herrscht in den Medien der Tenor, dass er dazu noch nicht bereit sei. Romantik und insbesondere Zeitdruck bewirken ja vielleicht ein Umdenken.

Cristiano Ronaldo: Verbleib in England? Nur Chelsea denkbar

Eine Unterschrift von Ronaldo beim FC Liverpool ist ebenso ausgeschlossen wie eine bei Manchester City oder Tottenham Hotspur. Ein Wechsel zu den Reds wäre ein Sakrileg, die Feindschaft zwischen den Klubs ist zu groß. Im Sturm herrscht ohnehin keine Notwendigkeit.

Letzteres gilt auch für City und die Spurs. Mit Erling Haaland respektive Harry Kane ist in der jeweiligen Sturmspitze kein Platz für Ronaldo. Somit bleibt nur noch ein Klub aus England, der in der Champions League spielt: der FC Chelsea - und der hat sogar Bedarf im Sturm.

Romelu Lukaku und Timo Werner haben die Blues auf eigenen Wunsch wieder verlassen, beide sind nicht mit dem zweimaligen CL-Sieger warm geworden. Trainer Thomas Tuchel soll deshalb auf der Suche nach einem Ersatz sein. Für die Offensive wurde bisher lediglich Raheem Sterling verpflichtet. Eigentlich ein Flügelsspieler und kein Neuner, den er beim 1:1 gegen Tottenham gab.

Aktuell kann Tuchel für das Zentrum nur auf Dauer-Leihspieler und Pfosten-Liebhaber Michy Batshuayi, der es derzeit nicht mal in den Kader schafft, und den noch unerfahrene Armando Broja (20 Jahre alt) zurückgreifen. Ganz oben auf der Liste steht übereinstimmenden Medienberichten jedoch Pierre-Emerick Aubameyang. Da es dahingehend noch wenig Bewegung gibt, wäre Ronaldo eine ernstzunehmende Alternative.

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Cristiano Ronaldo bleiben noch rund zwei Wochen

Ein heiterer Ronaldo in Normalform steht selbstverständlich jedem Verein dieser Welt gut zu Gesicht. 24 Tore in 38 Spielen für ein in der Vorsaison phasenweise unterirdisches United sprechen Bände.

Dass Ronaldos Wunsch von einem neuen Klub, der seine Ambitionen teilt und diese auch monetär untermauert, in Erfüllung geht, zeichnet sich bisher allerdings nicht wirklich ab. In jedem Fall wäre er gut beraten, im United-Trikot wieder mehr Einsatzbereitschaft zu zeigen. Ein Verbleib lässt sich derzeit nämlich genauso wenig wie ein Wechsel ausschließen.

Noch rund zwei Wochen bleiben Ronaldo aber noch, um die für ihn beste Lösung zu finden. Ansonsten muss er eben die nicht ganz so bekannte Europa-League-Hymne - vielleicht gibt Filip Kostic Nachhilfe - pauken.

Die Stationen des Cristiano Ronaldo

SaisonStation
2002 - 2003Sporting Lissabon
2003 - 2009Manchester United
2009 - 2018Real Madrid
2018 - 2021Juventus Turin
seit 2021Manchester United