Primera Division
Von Frank Oschwald
Clasico-Nachwehen: Dass die spanische Medienlandschaft teilweise so paranoid ist wie Ozzy Osbourne zu seinen besten Zeiten, ist hinlänglich bekannt. Doch nach dem Clasico haben sich die iberischen Sportzeitungen in ihren Berichterstattungen erneut selbst übertroffen. objektivität wird von beiden Lagern dabei dermaßen klein geschrieben, dass es auch an dieser Stelle keinen großen Anfangsbuchstaben verdient hat. Auf der einen Seite die Real-Blätter "AS" und "Marca", die sowohl in der Printausgabe als auch in der Online-Version nur ein Thema kannten: die zwei glasklaren Elfmeter, die den Königlichen vom fürchterlichen Schiedsrichter verwehrt wurden. Und genau das wurde dann in der vollen Bandbreite exerziert: zahlreiche Interviews, mehrere Kommentare, Umfragen, Videos, und, und, und..
Die "Mundo Deportivo" hingegen wollte von Real-Elfmetern zunächst nichts wissen. Vielmehr sprach man über die überragende Barca-Teamleistung, zeigte auf, dass Neymar viel toller als der olle und überteuerte Bale spielte und hob Alexis Sanchez nach seinem Lupfer in den Fußball-Olymp. Erst weiter unten ging der Internetauftritt des Blattes auf die beiden vermeintlichen Strafstöße ein. Und zwar mit einer Diashow, deren einzige Aufgabe es war, den Zuschauern zu zeigen, dass es eben keine Elfmeter waren. Nebenan hingegen prangerte ein Artikel, der einen ausgebliebenen Elfmeter an Fabregas und eine Rote Karte gegen Ramos forderte. Davon war wiederum in den anderen Blättern nichts zu lesen.
Clasico-Superstarwatch: Während sich die schreibende Zunft mit den Elfmetern aufhielt, beschäftigten sich die Fernsehsender vielmehr damit, welches Schimpfwort Cristiano Ronaldo dem Schiedsrichter nach dem zweiten Barca-Tor ins Ohr gesäuselt haben soll. Einhellige Meinung: Irgendwas mit Angsthase. Sogar das Wort "Scheiße" will ein Sender in diesem Zusammenhang von Ronaldos Lippen entnommen haben. Sollten die TV-Anstalten dabei mit dem scheißenden Angsthasen in Richtung des Unparteiischen Recht behalten, war der Portugiese mit Gelb eigentlich noch gut bedient. Denn der Portugiese stand wie ein wild gestikulierender Dirigent am Mittelpunkt, deutete immer wieder auf den Barca-Strafraum und fluchte vor sich hin.
Aber für CR7 war es eben auch kein einfacher Tag: Clasico verloren, wieder keine Hauptrolle abbekommen, die Serie von sechs Toren im Camp Nou in Folge ist im Eimer und von Dani Alves gab's am eigenen Strafraum noch einen Beinschuss obendrauf. Barcas Superstar Lionel Messi ertrug seine Nebenrolle mit Stil und beobachtete den ronaldoschen Wutanfall aus nächster Nähe. Der Argentinier stand am Anstoßkreis, schüttelte den Kopf, spuckte auf den Boden, grinste wie ein Schuljunge und dachte wohl: "Ach Crisi, muss doch nicht sein". Messi 1, Ronaldo 0.
Und sonst? Inflationär schmissen Journalisten in letzter Zeit mit Phrasen wie "Oh, der brennt aber auf seinen Einsatz" oder "Ui, der ist heiß wie Frittenfett" um sich. Doch in den letzten Wochen beschreibt das nicht mal annähernd den Gefühlszustand von Carles Puyol. Der Barca-Kapitän, der nach einer langen Verletzungspause wie ein komplett Irrer an einem seiner zahlreichen Verletzungscomebacks (36!!) arbeitete, musste nach seinem Startelfeinsatz in der letzten Woche jedoch im Clasico wieder auf der Bank Platz nehmen. Kein Grund für Puyol, hummelesk in der Gegend herum zu schmollen. El Tiburon litt 90 Minuten auf der Bank mit, gab zahlreiche Kommandos und verschwand nach dem Schlusspfiff Arm in Arm mit CR7 in den Katakomben. Zehn Minuten später tauchte er jedoch wieder auf dem Feld auf. Denn da Puyol im Spiel nicht zum Einsatz kam, absolvierte er zusammen mit Physio Juanjo Brau eine stinknormale Trainingseinheit auf dem Rasen des Camp Nou. Begleitet von tosendem Applaus der übrig gebliebenen Fans.
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