So will Deutschland Nordirland schlagen
Nachdem im deutschen Spiel erst die Defensive angeprangert wurde, war es nach der Polen-Partie die Offensive, die in der Kritik stand. Schmalhofer relativiert das: "Betrachten wir das Ballbesitzspiel der Deutschen, so kann man konstatieren, dass es die DFB-Elf mehrfach geschafft hat, in aussichtsreiche Positionen im vorderen Drittel zu gelangen. Das zeigt, dass die grundlegende Spielidee der Deutschen funktioniert und dass die mannschaftstaktischen Vorgaben umgesetzt werden."
Das heißt aber trotzdem nicht, dass im letzten Spiel alles perfekt lief. Auffällig war vor allem das Ungleichgewicht auf den Flügeln: "Im Positionsspiel könnte das DFB-Team noch variabler und somit weniger ausrechenbar sein. Gegen die Polen liefen 48 Angriffe über die linke Seite und nur 18 über die rechte", berichtet der Institutsleiter.
Dafür hat Schmalhofer aber eine Erklärung: "Ein Grund für die Linkslastigkeit des Spiels ist zum einen Linksverteidiger Hector, der wesentlich offensivfreudiger agiert als Höwedes auf rechts. Zum anderen Toni Kroos, der das Spiel zumeist von der halblinken Position aus eröffnet. Von dort aus kann er dann den Pass ins Zentrum oder eben nach links spielen. Die Möglichkeit eines Diagonalballs auf die rechte Seite fällt häufig weg, da Höwedes in der Regel nicht konsequent mit aufrückt."
Spannend wird es daher zu sehen sein, ob zu Löws angekündigten Veränderungen auch Joshua Kimmich auf der rechten Seite gehört. Der würde sich wohl deutlich aktiver ins deutsche Offensivspiel einschalten und genau das besser machen, was Höwedes vermissen ließ.
"Die Nordiren werden gegen Deutschland erstmal auf die Sicherung ihres eigenen Tores bedacht sein, tief stehen und hinten teilweise mit einer Fünferkette agieren. Davor positioniert sich ein kompaktes Dreiermittelfeld, in das sich situativ Kapitän Davis aus der Spitze zusätzlich fallen lässt. Insofern wird die DFB-Elf oftmals gegen eine 5-4-1-Formation anrennen müssen", beschreibt Schmalhofer, was Löws Mannschaft erwartet.
Wichtig ist daher, dass die Offensivspieler dynamischer agieren als im Polen-Spiel: "Um zu Torchancen zu kommen, wird es entscheidend sein, sehr viel Bewegung in der Angriffszone zu haben, um Lücken in das Defensivbollwerk der Nordiren zu reißen. Es wird dabei vor allen Dingen auf das offensive Eins-gegen-eins ankommen", analysiert das Institut.
Schmalhofer geht weiter ins Detail: "Individualtaktisch wird es essentiell sein, dass sich die deutschen Offensivspieler bei der Ballannahme und Ballmitnahme bereits in einer offenen Stellung befinden, um das Tempo des Passes direkt aufzunehmen und mit Geschwindigkeit auf den Gegenspieler zuzudribbeln. Nur dann wird der Verteidiger gezwungen zu reagieren und es ergeben sich Räume für den Mitspieler oder den Ballführenden selbst."
Chancen darf sich aus diesen Gründen auch Leroy Sane ausrechnen. Auch Kroos könnte seine Rolle offensiver interpretieren, um seinen perfekten tiefen Pass nicht nur in die Schnittstelle des Mittelfelds, sondern auch der gegnerischen Viererkette zu spielen. Dabei kommt ihm auch sein starker Abschluss zugute.
Zudem könnte Mario Gomez die bessere Alternative im Sturm sein: "Das Defensivbollwerk hat zur Folge, dass die Nordiren die äußeren Mittelfeldräume häufig nicht besetzen können. Dort wird es für die deutsche Mannschaft Räume für kontrollierte Hereingaben in den Strafraum geben - ein Argument für einen typischen Mittelstürmer wie Gomez", so Schmalhofer.
Wichtig dabei ist jedoch, dass der Sechzehner konsequent und am besten auch mit mehreren Spielern besetzt ist: "Gomez würde immer mindestens zwei Verteidiger auf sich ziehen. Müller könnte situativ als zweite Spitze immer wieder um ihn herum mit allen Freiheiten für Verwirrung sorgen." So soll auch beim Bayern-Stürmer der EM-Knoten platzen.
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