Stärken und Schwächen
"Wir müssen die Gegner in Grund und Boden laufen," sagte O'Neill, nachdem feststand, dass die Nordiren zur EM fahren würden: "Wir haben die Mannschaft abgehärtet. Sie ist resolut und mental stark genug, um ohne den Ball zu spielen. Das ist zwar nicht einfach, da wir auch ein paar Spieler haben, die technisch gut sind, aber nur so können wir den Gegner verwunden", erklärte der Trainer die Spielidee.
Genau das macht die Nordiren aber eben so extrem schwer zu bespielen: Der grundlegende Verzicht auf den Spaß am Fußball. Gute Organisation steht über allem. Und wenn das heißt, dass die EM-Neulinge ohne eigene Torchance bleiben, dann ist das eben so. "Ich will das Wort nicht verwenden, aber wir müssen für jeden Gegner 'ekelhaft' sein", machte O'Neill klar.
Wirklich gefährlich wird das Team in einem Spiel nur ganz selten. Wenn, dann läuft es oft nach dem gleichen Muster ab: "Fast immer eröffnen sie das Spiel mit langen Bällen durch die Innenverteidiger. Zielspieler in der Spitze ist in der Regel der 1,93 Meter große Mittelstürmer Kyle Lafferty", erklärt Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel-und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement: "Zwar ist Lafferty nicht der schnellste Spieler, aber im Zentrum durchaus torgefährlich."
Lafferty soll den Ball durch seine Stärke im Luftzweikampf behaupten und den nachrückenden Spielmacher Steven Davis einbinden, der wiederum die Mittelfeld-Außen Jamie Ward und Stuart Dallas mitnimmt. Gelingt das, kann es für den Gegner auch mal schlimmere Folgen haben.
Doch darin liegt auch die Berechenbarkeit des kommenden DFB-Gegners: "In der Spieleröffnung sind die Nordiren nicht besonders flexibel", befindet Schmalhofer.
Generell fehlt es den Nordiren auch an der Tiefe im Kader. O'Neill hat wenige Möglichkeiten zu reagieren, beziehungsweise muss bei Wechseln durchaus auch einen Qualitätsverlust in Kauf nehmen.