Vor 35.000 Zuschauern in Toulouse gingen die Waliser durch Aaron Ramsey in Führung (11.), Neil Taylor erhöhte auf 2:0 (20.). Gareth Bale erzielte in der 67. Minute im dritten Spiel seinen dritten Treffer und führt die Torjägerliste der EM an. Damit hat Bale mehr Tore erzielt als jeder andere Wailser bei einem WM- oder EM-Turnier.
Wales war die klar bessere Mannschaft und hatte mehrfach die Gelegenheit, das Spiel noch höher zu gewinnen. Außer Torhüter Igor Akinfeev erreichte kein Russe annähernd Normalform.
Während Wales in der Runde der letzten 16 am Samstag um 18 Uhr auf den besten Dritten der Gruppen A, C und D trifft, fahren die Russen zwei Jahre vor ihrer Heim-WM als Letzter der Gruppe B sieglos nach Hause. Die Sbornaja kassierte die insgesamt 14. Niederlage bei einer EM - Negativrekord.
Die Reaktionen:
Leonid Sluzki (Trainer Russland): "Wales hat uns gezeigt wie es geht. Bei uns hat viel gefehlt. Wir müssen uns für den Auftritt entschuldigen. Das war gar nichts. Wir können viel besser spielen. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür, dass es nicht geklappt hat. Ich habe das Team vorbereitet."
Chris Coleman (Teammanager Wales): "Wir haben heute alles richtig gemacht. Ich habe den Jungs gesagt, dass noch einiges für uns im Turnierverlauf drin ist. Hier entwickelt sich etwas Großes. Wir haben keine Angst, und so wie wir heute gespielt haben, wüsste ich auch nicht, warum wir Angst haben sollten!"
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bei den Russen setzt Trainer Sluzki nach dem 1:2 gegen die Slowakei auf eine neue Doppelsechs: Mamaev und Glushakov ersetzen Neustädter und Golovin. Auch Shatov muss auf die Bank, Shirokov übernimmt die Zehnerposition. In der Viererkette verteidigt links Kombarov anstelle von Schennikov.
Wales wechselt im Vergleich zum 1:2 gegen England einmal: Vokes ersetzt Robson-Kanu im Angriff.
1.: Geht gleich ab! Allen schickt Bale auf links, der in die Mitte zieht, zwei Russen stehen lässt und aus 17 Metern abzieht. Akinfeev pritscht den zentral geschossenen Ball nach vorne ab, Vokes scheitert im Nachschuss am Russen-Keeper und stand zudem im Abseits.
11., 0:1, Ramsey: Russland verliert den Ball an der Mittellinie, die halbe Mannschaft ist in der Vorwärtsbewegung. Allen nutzt den Raum und spielt den perfekten Pass auf Ramsey, der auf Akinfeev zuläuft und die Kugel aus 13 Metern über den Keeper ins Netz lupft.
20., 0:2, Taylor: Shirokov haut den Ball im Zweikampf mit Bale unglücklich links raus zu Taylor, erneut fehlt weit und breit ein Gegenspieler. Von links zieht der Waliser in den 16er und bezwingt Akinfeev im zweiten Versuch.
30.: Bale stürmt mit dem Ball nach vorne und setzt dann Vokes stark im gegnerischen Sechzehner in Szene. Der Angreifer hält aus zehn Metern halbrechter Position drauf, scheitert aber an Akinfeev.
40.: Wieder rast Bale ungefährdet über das halbe Feld und zieht von halblinks nach innen. Rechtsschuss aus dem Lauf aus 15 Metern, Akinfeev packt zu.
48.: Same procedure! Bale sprintet über den halben Platz und hält aus 14 Metern aus halblinker Position drauf. Akinfeev ist aber erneut zur Stelle und hat das Ding.
67., 0:3, Bale: Gunter mit dem Diagonalball nach rechts zu Ramsey. Der läuft ohne Gegenwehr zur Strafraumgrenze und steckt die Pille durch auf Bale. Der spitzelt den Ball mit dem Außenrist links im Sechzehner an Akinfeev vorbei ins lange Eck.
Fazit: Leichtes Spiel für aggressive, schnelle Waliser gegen völlig überforderte, planlose Russen.
Der Star des Spiels: Joe Allen. Ramsey und Bale spielten Katz und Maus mit den Russen, initiiert wurden die meisten walisischen Angriffe aber vom überragenden Allen. Traumpass auf Ramsey vor dem 0:1, dazu 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Holte sich nach seiner Auswechslung in der 74. Minute den verdienten Applaus ab.
Der Flop des Spiels: Roman Shirokov steht stellvertretend für eine (außer Torhüter Akinfeev) desolate russische Mannschaft. Er leitete das 0:2 mit einem Querschläger ein und gewann in der ersten Halbzeit nur einen von sechs Zweikämpfen. Zudem offensiv völlig wirkungslos auf der Zehn. Nach 51 Minuten war Schluss für den Kapitän.
Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Hatte keine Probleme mit dem fairen, von Seiten der Russen wenig körperbetont geführten Spiel. Korrekte Entscheidung bei Bales Faller im Strafraum (32.) weiterspielen zu lassen. Hätte allerdings Mamaev für das Foul an Ramsey Gelb-Rot zeigen müssen.
Das fiel auf:
- Russland begann mit einer sehr hoch stehenden Viererkette und versuchte die Waliser gleich unter Druck zu setzen. Die offensive Taktik ging aber aus mehreren Gründen total in die Hose. Das halbherzige Pressing der Russen wurde schnell überspielt, die Mittelfeldspieler kamen nie in die Zweikämpfe und ließen die Räume viel zu groß werden. Zudem fehlte der überforderten Viererkette die Unterstützung durch die beiden Sechser.
- Wales setzte mit Dreierkette und zwei zusätzlichen, offensiven Außenverteidigern voll auf Konter. Angesichts der sich bietenden Räume im Zentrum konnten die Drachen über Bale und Ramsey oft den schnellen Weg durch die Mitte nehmen. Über die Flügel rückten Taylor und Gunter nach.
- Die Waliser hielten ihr enormes Tempo über die gesamte Spielzeit durch. Ihre Mentalität, aber auch ihr spielerisches Vermögen machen die Drachen zu einem in der K.o.-Phase sehr gefährlichen Gegner.
- Mit dem 0:2 ließ Russland jegliche Gegenwehr vermissen und war nie in der Lage, den Schalter umzulegen. Ein katastrophaler Auftritt im letzten Pflichtspiel vor der Heim-WM 2018.
Russland - Wales: Die Statistik zum Spiel