Der FC Bayern München hat seinen Gegner beim 3:3 (2:2) in Frankfurt mal wieder in allen Belangen dominiert. Dennoch verpasste der deutsche Rekordmeister zum dritten Mal in Serie trotz großer Überlegenheit einen verdienten Sieg. Da bringen auch die geschlossene Begeisterung über die Spielweise und die Vergleiche zur Zeit unter Pep Guardiola nichts. Trainer Vincent Kompany muss dringend eine Lösung für die Anfälligkeit bei Kontern finden, um den hohen Zielen gerecht zu werden!
Es ist die Geschichte der vergangenen acht Tage. Bayer Leverkusen (1:1), Aston Villa (0:1) und jetzt Eintracht Frankfurt: Die Bayern haben ihre Gegner völlig im Griff, spielen sie sogar teilweise her. Doch am Ende hängen die Münchner Köpfe. Der Hochrisikofußball von Kompany zollte ein weiteres Mal seinen Tribut.
Dabei hatte der Belgier noch vor dem Spiel von der SGE als "starke Kontermannschaft" mit "viel Talent" gewarnt. Seinen Matchplan in der Verteidigung nach Ballverlust änderte er jedoch nicht. Ganz im Gegenteil. Wie schon unter der Woche in der Königsklasse wurden die Bayern für die enorm riskante Positionierung der Defensive bestraft - und zwar dreimal auf beinahe dieselbe Art und Weise.
Ein Muster, drei Gegentore: FC Bayern macht es Frankfurt zu einfach
Thomas Müller erkannte nach dem Spiel richtigerweise an, dass die Eintracht zwar "maximal viermal" hätte treffen können. Das aus den wenigen Chancen aber drei Tore resultierten, kann und darf nicht im Sinne des Erfinders sein. Insbesondere nicht, wenn man die Leichtigkeit der Tore und das dahingehend immer wieder auftretende Muster bedenkt. "Wir hatten einen Plan, weil sie immer sehr hoch stehen", brachte es Doppelpacker Omar Marmoush nach Abpfiff simpel auf den Punkt.
Wie hoch die Bayern stehen, zeigt ein kurzer Blick auf die Heatmap. Vor Manuel Neuer, der die meiste Zeit sogar vor dem eigenen Sechzehner verbrachte, klaffte eine riesige Lücke. Während Min-Jae Kim in der Ansicht leicht hinter der Mittellinie auftaucht, steht Upamecano auf dieser. Dazwischen tummeln sich noch vor Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic die beiden Eintracht-Stürmer Marmoush und Hugo Ekitiké.
Einfach ausgedrückt: Kim und Upamecano sind völlig auf sich allein gestellt, wenn der Ball - und das darf freilich mal passieren - in der Vorwärtsbewegung verloren geht. Gegenspieler mit Tempovorteilen haben entsprechend leichtes Spiel, die Innenverteidiger zu überlaufen. Neuer ist derweil regelmäßig dazu gezwungen, seine berühmten Ausflüge zu machen. Einer davon ging bei Aston Villa bekanntlich schief.
FC Bayern München: Lässt Kompany jetzt Palhinha von der Leine?
In Spielen gegen konterstarke Mannschaften mit einer gewissen Klasse braucht es also augenscheinlich eine weitere Absicherung, die beispielsweise Neuzugang João Palhinha darstellen könnte. Dieser wurde zwar kurz vor dem 3:3 eingewechselt, kann der Mannschaft durch seine kaum vorhandene Spielpraxis von Einsatzminuten über nicht einmal zwei volle Spiele aber auch noch nicht helfen.
Womöglich muss Kompany einen Spieler für den Portugiesen opfern, auch wenn er damit das spielerisch überzeugende Zentrum aus Kimmich und Pavlovic in gewisser Hinsicht aufbrechen würde. Wobei ersterer auch als inverser Rechtsverteidiger spielen könnte, der die Zentrale unterstützt.
Anstalten, jenes Gedankenspiel in die Tat umzusetzen, machte Kompany zuletzt jedoch nicht. Stattdessen ist man sich offenbar durch die Bank weg einig, dass der aktuelle Weg der richtige ist. Neben einer kleinen Analyse über das dritte Gegentor war sich beispielsweise Müller sicher, dass die Bayern so "von 15 Fällen auch 13-mal gewinnen". Kompany erhöhte kurz darauf auf 14.
Auf den FC Bayern München warten direkt zwei weitere Härtetests
"Ich stand heute auf dem Platz und seit längerer Zeit war es mal wieder ein Genuss. (...) Das Gefühl, wie wir spielen, ist überragend. Wenn wir die Bälle gewinnen, dann sagt niemand, dass es zu riskant sei, sondern dass wir aggressiv sind", sagte Müller und erkannte immerhin an, dass solche Spiele dennoch gewonnen werden müssen: "Am Ende sind wir nicht clever. Wir hätten hier auch über einen 7:3-Sieg reden können, dann wäre alles super. Die nackten Zahlen sagen aber eben, dass wir dreimal nicht gewonnen haben."
Allerdings nur, um im nächsten Atemzug wieder die "Alles läuft super"-Keule zu schwingen: "In dieser Krise befinde ich mich sehr gerne". Die Frage ist nur, in welche Richtung sich diese "Krise" entwickelt.
Die Antwort darauf muss bereits direkt nach der Länderspielpause folgen, wenn mit dem VfB Stuttgart und dem FC Barcelona zwei weitere offensivstarke Gegner warten.
FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB
Datum | Partie | Wettbewerb |
19. Oktober | FC Bayern München - VfB Stuttgart | Bundesliga |
23. Oktober | FC Barcelona - FC Bayern München | Champions League |
27. Oktober | VfL Bochum - FC Bayern München | Bundesliga |
30. Oktober | FSV Mainz 05 - FC Bayern München | DFB-Pokal |
2. November | FC Bayern München - Union Berlin | Bundesliga |