Was würde ein Abstieg für den Kader bedeuten?
Die Verträge von sieben Spielern laufen im Sommer ohnehin aus: Rafael van der Vaart und Marcell Jansen werden den Verein ablösefrei verlassen, Julian Green nach ganzen 113 Bundesligaminuten im HSV-Dress zu den Bayern zurückkehren. Gojko Kacar und Ivo Ilicevic stehen ebenfalls auf der Liste der Aussortierten, wenngleich sich beide zuletzt nachhaltig empfehlen konnten. Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic könnten vermutlich zu reduzierten Bezügen weitermachen.
Die Verträge aller anderen Lizenzspieler gelten auch für die 2. Liga, aber alle Spieler mitzunehmen, kann sich der Klub nicht leisten, zumal die Gehälter der Profis auch im Unterhaus gelten. Akteure wie Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby, Valon Behrami, Johan Djourou, Matthias Ostrzolek oder auch Rene Adler würde der HSV bei entsprechenden Angeboten wohl ziehen lassen, um Geld in die klammen Kassen zu bringen und gleichzeitig das horrende Gehaltsvolumen zu drücken.
Die Leihspieler Jonathan Tah, Kerim Demirbay, Jacques Zoua und Lasse Sobiech sowie einige U-23-Akteure wie Ronny Marcos, Mohamed Gouaida, Ashton Götz, Ville Matti Steinmann, Tolcay Cigerci oder Ahmet Arslan wären denkbare Alternativen für den Neuanfang.
Wäre Labbadia der Richtige für den Neuanfang?
Was nicht passt, wird passend gemacht. Nach diesem Motto hat Bruno Labbadia alles aus dem HSV-Kader herausgeholt, was irgendwie noch drinsteckte: 10 Punkte aus 6 Spielen im Saisonendspurt, die Ausbeute war aller Ehren wert. Das Hinspiel gegen Karlsruhe hat aber gezeigt, dass der HSV in seiner jetzigen Zusammensetzung allenfalls phasenweise in der Lage ist, bundesligareifen Fußball zu zeigen und selbst im Vergleich mit einem homogenen Zweitligisten spielerisch abfällt.
Dennoch hat es Labbadia geschafft, einer völlig verunsicherten Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Der 49-Jährige lebt eine absolut glaubhafte Identifikation für den Klub vor. "Volle Hingabe und Leidenschaft aller Beteiligten", forderte er bei seinem Amtsantritt Mitte April ein. Er selbst füllte seine Worte bedingungslos mit Leben und mobilisierte so Spieler wie Anhänger, die nach der Zinnbauer-Entlassung und den beiden Knäbel-Spielen (0:4 Leverkusen, 0:2 Wolfsburg) am Boden zerstört waren und sich in ihr Schicksal zu fügen schienen.
Labbadia gelang der emotionale Turnaround: "Die Mannschaft ist immer wieder aufgestanden, hat schwerstem Druck standgehalten. Wir haben uns die Situation bewahrt, dass wir uns mit einem Sieg die Bundesliga erhalten." Trotz seiner positiv-kämpferischen Ausstrahlung kann aber auch Labbadia den Klassenerhalt nicht garantieren. Er hat aber gezeigt, dass er der richtige Trainer für den HSV sein kann, zur Not auch beim Neustart in der 2. Liga.