Am Dienstag schob der Klub eine Nachricht mit der nüchternen Überschrift "Stellungnahme von Borussia Dortmund" nach. Die Borussia war gezwungen, vor dem Highlight des Jahres auf die in der Nacht zuvor geplatzte Bombe des Jahres zu reagieren: Mario Götze, der begnadetste Kicker, der je das BVB-Dress übergestreift hat, wechselt am Saisonende zum ärgsten Liga-Rivalen FC Bayern München.
Kommentar: Der Götze-Transfer aus Bayern-Sicht
Für Dortmund ist das Timing, mit der die Meldung lanciert wurde, ein unglaublich ärgerliches Horrorszenario. Die positive Stimmung vor dem Duell mit den Königlichen ist zerstört worden, auch die Konzentration aller Beteiligten wurde in ihren Grundfesten erschüttert.
Ob Jürgen Klopps eindringlicher Appell an die Fans, die negativen Schwingungen am Spieltag zu Hause zu lassen, die Adressaten erreicht, bleibt angesichts der zu erwartenden Masse an (emotionalen) Menschen fraglich. Als das Befinden positiv war und die Anhänger bei der Übergabe der Meisterschale im vergangenen Jahr angehalten waren, nicht den Rasen zu stürmen, blieb die Forderung des Vereins ungehört.
Es liegt nun an Spielern wie Zuschauern zu beweisen, dass der Verein Borussia Dortmund eine solche Personalentscheidung überstrahlt und die herausragende Saison in der Königsklasse, die dem Verein innerhalb weniger Monate ein riesiges internationales Renommee verschafft hat, nicht aufgrund eines solch kolossalen Nebengeräusches kollabiert.
Die Reaktionen der Fußball-Welt: Der Götze-Ticker
Dennoch schwächt der Götze-Wechsel die Position der Borussia kurz- und langfristig gewaltig. Zwar stehen dem BVB - nimmt man die Einnahmen aus der Champions League hinzu - weit über 50 Millionen Euro zur Verfügung, um einen einzigen Spieler zu ersetzen.
Mit einer solchen Summe und der Mammutaufgabe auf dem Transfermarkt hat der BVB noch keine Bekanntschaft gemacht. Zumal ein Spieler wie Götze nicht adäquat zu ersetzen sein wird und nicht ausgeschlossen werden kann, dass ihm weitere umworbene Spieler wie Robert Lewandowski oder Mats Hummels folgen.
Inwiefern der FC Bayern etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass die Münchner Sportredaktion der "Bild"-Zeitung die Nachricht exklusiv verbreitete, ist letztlich nebensächlich und wird wohl auch nie aufgeklärt werden können.
Abgesehen von der temporären Aufregung an diesem 23. April 2013 ist der Wechsel des größten deutschen Talents an die Isar ein beeindruckender Stinkefinger des FCB an den schärfsten Konkurrenten der vergangenen beiden Jahre.
Er manifestiert sowohl die sportliche als auch finanzielle Vormachtstellung der Bayern, die die Anstrengungen von Dortmund und dem ganzen Rest der Liga, den Abstand zum Branchenführer irgendwie zu verkürzen, zu einem Sisyphos-Akt verkümmern lassen - allerdings zum furchtbarsten Zeitpunkt, den man sich in Dortmund vorstellen kann.
Mario Götze im Steckbrief