Das Auto: Der RB9 ist ein weiteres Meisterstück von Technikdirektor Adrian Newey. Profitierte Vettel bei seinem ersten Titel 2010 noch von der Taktik-Pleite von Ferrari und musste er 2012 bis zum Schluss mit Fernando Alonso kämpfen, war er in diesem Jahr wie 2011 nicht zu schlagen. Der Red Bull ermöglichte ihm bei jedem Rennen den Angriff auf die Spitze.
Dabei war das Auto nicht wie etwa die McLaren der letzten Jahre auf pure Geschwindigkeit ausgerichtet. Vielmehr erinnerte der Red Bull an die besten Zeiten von Michael Schumacher bei Ferrari: Überragende Pace gepaart mit höchster Verlässlichkeit. Nur in Silverstone musste Vettel seinen Dienstwagen abstellen, sonst lief Hungry Heidi wie ein Käfer.
Voting: Ist Vettel schon besser als Schumacher?
"Wenn wir dieses Jahr eine Stärke haben, dann ist das die Konstanz. Es läuft gut, und zwar auf jeder Strecke", erklärte der Weltmeister selbst nach dem Singapur-GP und gab das Ziel vor, alle restlichen Rennen zu gewinnen. Weil das Auto vom Stadtkurs bis zur Highspeedstrecke auf jeder Bahn funktioniert und Vettel das mit ausgiebiger Vorbereitung ausnutzt, funktioniert der Plan bisher hundertprozentig.
Das Team: Das frühere Stewart-/Jaguar-Team bleibt das Maß aller Dinge. Teamchef Christian Horner, Technikdirektor Adrian Newey, Aerodynamikchef Peter Prodromou, Chefdesigner Rob Marschall - zusammen mit ihren Mitarbeitern bieten sie optimale Bedingungen für erfolgreiches Racing.
Vettel hilft beim Abbau: Dominator mit Teamsinn
Den Perfektionismus des Teams hat Vettel seit Ewigkeiten verinnerlicht - er fördert ihn sogar. Die Akribie und das Streben nach der absoluten Überlegenheit führen zur außergewöhnlichen Konstanz von Red Bull. Dass Newey bei Vettels viertem Titel schon seine zehnte Konstrukteursweltmeisterschaft feiert, ist ein eindeutiger Beweis der Genialität des Engländers.
Die Reifen: Der Kampf um die WM wurde erst nach der Sommerpause wirklich eindeutig. Während davor Mercedes, Ferrari und Lotus halbwegs mithalten konnten, ist mit Ausnahme des Ungarn-GP nur noch einer vorn: Vettel. Dass Pirelli zur Sommerpause neue Reifen einführte, ist nicht Red Bulls Schuld. Das Team profitierte aber am meisten davon.
Lotus und Ferrari konnten ihre Stärke beim Schonen der Slicks am Sonntag nicht mehr ausspielen. Ob das geringere Walken oder ein positiver Einfluss der beständigeren Gummis den Höhenflug der Bullen bevorteilt hat, ist eigentlich egal. Schon vorher waren die Autos aus Milton Keynes eigentlich die Schnellsten.
Die Konkurrenz: Während Red Bull dauerhaft an der Spitze fuhr, nahmen sich die Gegner 2013 mal wieder gegenseitig die Punkte weg. Wie schon 2011 hat die Unfähigkeit zur Konstanz bei den übrigen Teams für die vorzeitige Titelentscheidung zugunsten des Heppenheimers gesorgt.
Mercedes mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg, Ferrari mit Fernando Alonso, Lotus mit Kimi Räikkönen - sie alle gewannen in der Saison 2013 mindestens ein Rennen. Allerdings war kein einziger Pilot wie Vettel in der Lage, bei jedem Rennen um einen Podestplatz zu kämpfen.
Weil sich die anderen Teams gegenseitig die Punkte wegnahmen, übernahm Vettel schon beim zweiten Rennen in Malaysia die WM-Führung. Wirklich in Gefahr war sie danach nie mehr.
Der Fahrer: "Sebastian kann um Probleme einfach herumfahren, ist extrem schnell mit Autos, die schwer zu beherrschen sind", lobte Sebastien Bourdais den jetzigen Vierfachweltmeister im Sommer. Der Franzose muss es wissen: Als Vettel bei Toro Rosso seine erste volle Saison fuhr, war er sein Teamkollege und wurde als amtierender ChampCar-Meister abgehängt.
Vettel ähnelt in seiner Fahrzeugkontrolle und seiner Akribie seit jeher Michael Schumacher. Zudem hat er sich in den letzten Jahren extrem verbessert, was anhand des internen Red-Bull-Vergleichs deutlich wird. Mark Webber lag beim ersten WM-Titel des Deutschen in der Gesamtwertung nur 14 Punkte zurück. Nach 134 und 102 Zählern trennen beide 2013 drei Rennen vor Schluss schon 174 Punkte. Vettel allein hat mehr Punkte eingefahren als Mercedes, die in der Konstrukteurswertung auf Platz zwei liegen.
Kommentar Vettel ist besser als Schummel-Schumi
"Mark Webber ist ein sehr guter Rennfahrer. Sein Ruf - bevor Vettel ins Team kam - war der eines kommenden Weltmeisters", lobte Teamchef Christian Horner schon vor dem Indien-GP: "Wenn es nur am Auto liegen würde, wären wir Erster und Zweiter in der Fahrer-WM. Das sind wir nicht."
Vettel ist schon im jungen Alter von 26-Jahren auf dem Niveau der größten Formel-1-Fahrer aller Zeiten: extrem schnell, extrem konstant, extrem nervenstark. Vettel gewinnt nicht, weil er im Red Bull fährt. Er gewinnt, weil er das Potenzial des Autos an jedem Wochenende am Limit ausspielt.
Der WM-Stand im Überblick