Nachdem Lewis Hamilton schon während des Rennens mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs gewesen war, ließ der McLaren-Pilot nach dem Großen Preis von Monaco seinem Frust gegenüber dem englischen Fernsehsender "BBC" freien Lauf. Der Stein des Anstoßes: Die Durchfahrtsstrafe nach der Kollision mit Felipe Massa.
"Bei den bisherigen sechs Rennen musste ich fünf Mal zu den Stewards. Das ist doch ein Witz. Absolut lächerlich", so der Weltmeister von 2008.
In der 35. Runde wollte Hamilton kurz vor der ehemaligen Loews-Kurve innen an dem Ferrari-Piloten vorbei. "Ich war viel schneller als Massa. Als ich mich neben ihn schieben wollte, hat er zu früh nach innen gezogen. Deswegen bin auf die Kerbs ausgewichen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, aber da war es schon zu spät", so Hamilton nach dem Rennen.
Vom Täter zum Opfer?
Einmal in Fahrt setzte der 26-Jährige zum Rundumschlag an: "Aber wie immer habe ich die Strafe bekommen. Er (Felipe Massa, Anm. d. Red.) hat mich im Qualifying aufgehalten, aber wer bekommt die Strafe? Natürlich ich. Er fährt mir in die Seite, und ich werde bestraft."
Der Unfall mit Massa war aber nicht die einzige heikle Aktion von Hamilton in den Gassen von Monte Carlo. Auch in der 74. Runde kannte er weder Freund noch Feind und fuhr vor der berüchtigten Sainte-Devote-Kurve Pastor Maldonado in den Seitenkasten. Obwohl er dafür eine 20-Sekunden-Zeitrafe erhielt, hat der McLaren-Pilot alle Schuld von sich gewiesen.
"Ich war neben Maldonado und man kann deutlich erkennen, dass er eine Wagenlänge zu früh in die Kurve gelenkt hat. Er wollte einfach verhindern, dass ich ihn überhole, und deswegen ist er in mich reingefahren. Diese ganze Scheiße ist einfach ein Witz. Solche Fahrer sind total lächerlich. Das Ganze ist doch bescheuert", sagte ein vor Wut schäumender Hamilton.
Lewis Hamilton imitiert Ali G
Nach der Strafversetzung im Qualifying und einem Rennen mit mehr Tiefen als Höhen dürfte der WM-Zweite froh sein, das Fürstentum verlassen zu können.
"Das war das schlimmste Wochenende, das ich in meiner Laufbahn jemals erlebt habe. Es gibt Überholmanöver, die blöde sind. Und andere, wo der vorne blöde ist. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich so blöde war", so Hamilton gegenüber "Sky".
Die Lacher hatte er zumindest am Ende wieder auf seiner Seite, als er Sascha Baron Cohen in seiner Paraderolle als Ali G imitierte. "Vielleicht ist es deshalb, weil ich schwarz bin. Das sagt zumindest Ali G immer", versuchte Hamilton seiner Opferrolle bis zum Ende treu zu bleiben
"Lewis gibt immer anderen die Schuld"
Diese Wahrnehmung seiner Rolle beim Monaco-GP hatte Hamilton allerdings ziemlich exklusiv. Die Reaktionen auf seine Wutrede ließen nicht lange auf sich warten. "BBC"-Experte Martin Brundle sagte: "Das Problem von Lewis ist, dass er immer anderen die Schuld gibt. Er sollte sich mal Gedanken darüber machen, wie er solche Dinge einschätzt."
Massa war im Interview wütend auf Hamilton und hat weitere Strafen gefordert. "Die FIA muss sich etwas für ihn ausdenken, sonst lernt er es nie", sagte Massa. "Was er heute nicht nur mit mir sondern auch mit anderen Fahrern gemacht hat, war unglaublich. Er muss noch einmal bestraft werden - und zwar ordentlich." Maldonado sagte: "Hamilton hat ein sehr ambitioniertes Manöver versucht." Ansonsten hielt sich der Rookie zurück.
Hamilton hat sich entschuldigt
Hamilton selbst sah mit etwas Abstand offenbar ein, dass er in dem Interview deutlich zu weit gegangen ist und kehrte noch einmal an die Strecke zurück, um sich bei den Rennkommissaren zu entschuldigen und seine Bemerkungen zu erklären.
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh verkündete offiziell, dass die FIA seine Erklärungen akzeptiert hätte. Es drohen Hamilton also offenbar keine weiteren Sanktionen.
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