Die Fans standen die ganze Nacht für die letzten Tickets an, der Empfang beim Oberbürgermeister ist schon terminiert, und die eigene Arena wird auch ohne Live-Eishockey rappelvoll: Mannheim fiebert dem siebten Meistertitel seiner Adler entgegen. "Jeder hier ist eishockey-verrückt, play-off-verrückt", sagt Kapitän Marcus Kink vor dem sechsten Finale am Mittwoch beim Titelverteidiger ERC Ingolstadt: "Pushen muss sich keiner mehr. Jetzt ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren."
Mit einem Sieg in Ingolstadt könnten Kink und Co. den ersten Titelgewinn seit 2007 perfekt machen und den Startschuss zur seit Jahren geplanten, aber immer wieder verschobenen Meisterfeier geben. Nach acht Jahren Wartezeit wollen die Anhänger den Silberpokal der Deutschen Eishockey Liga (DEL) endlich wieder in Mannheimer Händen sehen.
Bis zu 24 Stunden warteten Adler-Fans vor dem Ticket-Schalter, um noch eine der begehrten Gäste-Eintrittskarten für das Spiel am Mittwoch zu bekommen. Fast 9000 Tickets waren bereits am Dienstagmittag für das Public Viewing in der SAP Arena verkauft. Und OB Peter Kurz erwartet das Team um den früheren NHL-Star Jochen Hecht im Fall der Fälle am Donnerstag im Rathaus.
Hecht will den Titel nach Mannheim holen
"Wir wollen zum Schluss kommen", sagt Hecht. Wie es ist, mit Mannheim Meister zu werden, weiß der 37-Jährige: 1997 und 1998 triumphierte er mit den Adlern, ehe er in Nordamerika Karriere machte. Nach 892 NHL-Spielen soll sich für den Heimkehrer ein Kreis schließen.
Für das große Ziel beißen alle auf die Zähne. Nationalspieler Frank Mauer, beim 6:2 am vergangenen Freitag in Ingolstadt mit Verdacht auf eine schwere Knieverletzung ausgeschieden, wirkte beim 3:1 am Sonntag schon wieder mit. "Ein kleines Wunder" nannte Kink die Blitzheilung des erfolgreichsten Mannheimer Play-off-Torjägers, "das zeigt, dass diese Mannschaft etwas Besonderes ist."
Vor dem ersten Matchball waren große Reden nicht mehr nötig. "Nach mehr als 60 Spielen reicht es, sich kurz anzuschauen, zu nicken. Dann weiß der andere, was zu tun ist", sagt Stürmer Christoph Ullmann, neben Kink der einzige verbliebene Meisterspieler von 2007. Und Trainer Geoff Ward betont: "Wir haben genug trainiert, genug geredet. Jetzt entscheidet, was in den Köpfen der Spieler ist."
Eine große Feier hat auch Titelverteidiger Ingolstadt geplant. Am Sonntag präsentieren sich die Schanzer auf dem Rathausplatz ihren Fans. Wenn sie wie vor zwölf Monaten den Meisterpokal mitbringen wollen, dürfen sie sich keinen Fehler mehr erlauben. Nur mit Siegen am Mittwoch und im möglichen siebten Finale am Freitag könnten sie den Mannheimer Triumph noch verhindern.
Eine gute Nachricht gab es schon am Dienstag: Kapitän Patrick Köppchen darf spielen, das Ermittlungsverfahren wegen eines Checks gegen Brandon Yip wurde eingestellt. "Ich bin guter Dinge", sagt der Verteidiger, "wir wissen um unsere Heimstärke."
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