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Big Board: Das sind die 75 besten Spieler im Draft 2021

SPOX-Redakteur Adrian Franke stellt euch die größten Talente im diesjährigen Draft vor.
© getty

Es ist soweit: Die Draft-Woche ist endlich da! Bald schon wird es Antworten geben, wo bislang Fragezeichen stehen: Wen draften die 49ers mit dem dritten Pick? Wann geht der erste Running Back? Wie schätzt die NFL die Receiver-Klasse ein? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die Klasse auf eine Top 75 reduziert - Euer Guide für die ersten beiden Draft-Tage!

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Knapp 150 Spieler habe ich über die letzten drei Monate analysiert, dieses Big Board ist das Resultat. Dabei spielt der Wert der Positionen eine Rolle, grundsätzlich aber ist das Board im Vakuum entstanden, nicht auf einzelne Needs oder Maßstäbe von bestimmten Teams ausgerichtet.

Das macht ein Ranking innerhalb der Positionsgruppen und erst recht mit allen Positionen nebeneinander umso schwieriger, und so ist das Big Board in erster Linie als generelle Übersicht zu verstehen. Eine Art Guideline dafür, wo der Draft qualitativ stark besetzt ist, wo es Schwachstellen gibt, wie sich der Draft über die ersten drei Runden im Gesamtbild präsentieren könnte.

Dieser übergreifende Blickwinkel auf den Draft ist auch das, was bei mir über die letzten drei Monate entstanden ist. Die Wide Receiver etwa sind einmal mehr sehr gut besetzt, Spieler wie Tylan Wallace, Amon-Ra St. Brown, Nico Collins oder Josh Palmer haben es nicht in meine Top 75 geschafft, alle könnten aber echte Impact-Spieler werden.

Auch die Cornerback-Gruppe mag ich in der Breite, wenngleich hier der Elite-Kandidat fehlt. Ähnlich ist es mit den Edge-Rushern. Ganz anders ist das Bild bei den Defensive Tackles und den Tight Ends; hier gibt es kaum Tiefe.

Und damit Vorhang auf: Das SPOX Big Board zum NFL Draft 2021!

NFL Draft 2021 Big Board

Big Board: Die Plätze 75 bis 60

75. Brevin Jordan, TE, Miami

Mehr großer Wide Receiver als echter Tight End. Vergleichsweise klein und das macht sich auf Tape bemerkbar: Kein übermäßig großer Catch-Radius, kein Jump-Ball-Monster, man sieht eher die Tendenz zu Body-Catches. Als Blocker ist er zumindest motiviert, aber gerade In-Line wird er in der NFL nicht viel ausrichten. Jordans Qualitäten liegen in der Dynamik: Hat einen hohen Grund-Speed, stark nach dem Catch, gewinnt bei Crossern und kreiert mit subtilen Bewegungen in der Route bei hoher Geschwindigkeit Separation. Eher ein Nummer-2-Receiving-TE auf dem NFL-Level, ein wenig vergleichbar vielleicht mit Jonnu Smith.

74. Walker Little, OT, Stanford

Vielleicht die größte Wildcard im Draft: Little hat seit Dezember 2018 ein Spiel gespielt. Dann setzte ihn eine Knieverletzung für den Rest der 2019er Saison außer Gefecht, ehe er 2020 den Opt-Out wählte. Er ist groß, bewegt sich aber exzellent im Raum. Sehr aktive Füße, hat Quickness, kann jede Bewegung des Rushers mitspielen. Guter Anker gegen Bull-Rusher, aber überschaubare Power im Run Game. Ließ Rusher teilweise zu schnell wieder loskommen, manchmal hatte ich den Eindruck, dass er das Gefühl für die Pocket oder die Balance verliert. Hier schlummert aber das Potenzial für einen echten Top-Pass-Blocker - doch wer zockt darauf? Und wann?

73. Kenneth Gainwell, RB, Memphis

Ein spannender Back, weil er tatsächlich Slot-Receiver in der NFL spielen könnte. Die große Frage wird sein, wie genau man ihn einsetzen will, denn: Als Runner ist Gainwell noch ein gutes Stück hintendran. Seine Vision und seine Reads haben mir häufig nicht gefallen, da trifft er regelmäßig falsche Entscheidungen und läuft sich unnötig fest. Dafür als Receiving-Back spektakulär: Fängt den Ball problemlos weg vom Körper, variiert seinen Release, regelmäßig aus dem Slot eingesetzt und gefährlich nach dem Catch, weil er wahnsinnig agil und explosiv auf engem Raum ist. Ein Long-Speedster ist er aber nicht, was ihn rein als Runner weiter limitiert.

72. Joe Tryon, Edge, Washington

Ein Bull-Rusher, wie er im Buche steht. Gewinnt mit brachialer Power, gewinnt mit Effort - aber für meinen Geschmack war sein Tape zu eindimensional. Ich habe nur selten von ihm gesehen, dass er einen Tackle außen geschlagen hat, er hatte enorme Probleme damit, eng um den Tackle herum zu kommen. Mir hat zu häufig der Plan B gefehlt, wenn er nicht mit Power gewinnen konnte. Hat nicht die Flexibilität oder die Quickness, um in der NFL Tackles konstant außen zu schlagen. Die Physis ist überdeutlich, aber wenn er sich nicht deutlich weiterentwickelt, sehe ich Tryon fast eher Inside.

71. Alim McNeill, DT, North Carolina State

Ein Elite-Run-Defender. Schiebt Center ins Backfield, verlangt Double-Teams. McNeil ist zudem ein explosiver Spieler, kommt sehr gut vom Snap weg und baut schnell Power auf. Jede Menge Punch in den Händen, ein echter Bully auf Nose Tackle. Die große Frage lautet, ob er sich als Pass-Rusher noch weiterentwickeln kann. Da hat er einige gute Ansätze gezeigt, aber er ist noch relativ eindimensional. Wenn es ihm gelingt, noch ein, zwei Schritte in seiner Entwicklung zu machen, könnte er auch mit Blick auf die moderne NFL ein wertvoller Spieler werden: Ein Nose Tackle, der Räume gegen den Run kreiert, aber auch selbst zum Quarterback kommt.

70. Rashad Weaver, Edge, Pitt

Groß, lange Arme. Weaver ist ein exzellenter Run-Defender, weil er Plays gut liest, schnell reagiert und dann die Reichweite hat, um den Runner zu stoppen. Relativ quick auf engem Raum, spielt nicht überhastet, aber auch nicht zu langsam. Löst sich mit den langen Armen vom Block, initiiert Kontakt und kommt dann wieder los. Arbeitet bei Stunts gut nach innen. Allerdings hat Weaver bislang so gar keine Power in seinem Spiel. Er punktet mit Technik, mit Übersicht und mit seiner Reichweite - aber er geht nicht durch Blocks durch, kommt nicht mit Speed und Power außen um den Tackle herum und mit Blick auf seine Testergebnisse beim Pro Day hat er vermutlich schlicht auch ein klares athletisches Ceiling. Wird zudem schon 24 während seiner Rookie-Saison.

69. Javonte Williams, RB, North Carolina

Kontakt-Bulldozer. Enorme Power, Füße sind immer in Bewegung. Rauscht durch Kontakt mit seiner Physis und seiner Contact Balance. PFF listet ihn bei 75 Forced Missed Tackles (Platz 1 unter College-Backs 2020) und 831 Yards nach Kontakt (Platz 4). Kommt so auch zu Big Plays. Sieht und nutzt offene Gaps, zeigt zudem als Route-Runner überraschend schnelle Füße. Manchmal ist mir sein Stil fast zu physisch, dann sucht er den Kontakt zu sehr. Agilität und Quickness sind nicht unbedingt sein Spiel und als Receiver hatte er quasi keine Rolle - sowie drei Drops bei 27 fangbaren Pässen. Vielleicht ist hier noch Luft nach oben, aber unter dem Strich ist Williams für mich bei allen unbestreitbaren Qualitäten als Runner zu eindimensional.

68. Aaron Robinson, CB, UCF

Bewegt sich fließend, trotz seiner Größe (6'1", 193 Pfund). Öffnet die Hüften und nimmt Tempo auf, Beschleunigung ist klar sichtbar. Verfolgt Drag-Routes über die Mitte und kommt zurück an den Mann. Physisch gegen Screens und am Catch Point, wo er eine gute Sprungkraft hat. Könnte vielleicht auch Box-Safety spielen oder je nach Matchup einen Tight End übernehmen. Ist fast etwas kurios dahingehend, dass er trotz seiner Größe bei UCF nahezu ausschließlich im Slot gespielt hat. Haben die Coaches Outside Defizite gesehen? Könnte er in der NFL den Sprung vom Slot nach außen machen? Teilweise fiel auf, dass er zu lange zögert und dass er dann erst wieder ins Play zurückkommen muss, aber Robinson ist vor allem eine ungewöhnliche Projection.

67. Jabril Cox, LB, LSU

Eigentlich sind Linebacker, die covern können, genau das, wo die NFL hingeht - und das ist Cox' Kernkompetenz. Bewegt sich unheimlich agil, sehr sicher im Raum, hält die Augen auf dem Quarterback, ohne dass er die Übersicht über die Routes verliert. Hat in der Folge jede Menge Plays gemacht. Gute Balance, gute Reichweite. Das Problem bei Cox ist, dass er fast zu sehr in die "Cover-Linebacker"-Richtung tendiert. Hat echte Defizite gegen den Run, wenig Power in seinem Spiel. Kommt von Blocks teilweise überhaupt nicht mehr los und gegen den Run ist er auch längst nicht so sicher in seinen Reads. Cox beherrscht den wichtigeren Part für Linebacker in der modernen NFL, aber er ist noch zu eindimensional.

66. Ifeatu Melifonwu, CB, Syracuse

Ein Monster von einem Cornerback mit 6'3" und über 210 Pfund. Dazu schnell und explosiv, das hat er beim Pro Day bestätigt. Toller Closing-Speed, kann saftige Hits abliefern. Melifonwu, dessen Bruder Obi 2017 ein Zweitrunden-Pick der Raiders war, hat physische Tools, die wenige Cornerbacks haben - jetzt müsste er die nur noch besser einsetzen. Die Physis ist als Tackler und auch gegen den Run da, in der Route verschwindet sie häufiger. Verpasst auch Tackles und die Agilität ist unterdurchschnittlich, was man angesichts seiner Statur erwarten muss. Das aber ist gerade bei Cornerbacks nicht zu unterschätzen. Braucht hier und da einen Schritt mehr, um die Richtung zu wechseln oder um zu stoppen. Melifonwu fällt schon noch in die Projekt-Kategorie, aber Cornerbacks mit diesen Tools gibt es nicht aller Tage.

65. Ar'Darius Washington, S, TCU

Ich bin sehr gespannt, wie die NFL Washington sieht. Er ist sehr klein (5'8", 178 Pfund - etwa Cole-Beasley-Maße) und natürlich limitiert ihn das. Die Reichweite ist überschaubar, er wird in der Box Probleme gegen den Run bekommen und er kann am Catch Point chancenlos sein. Überschaubarer Long-Speed. Trotzdem würde ich ihn in Runde 3 draften: Bewegt sich super, ist wahnsinnig agil, macht so auch mühelos Plays im offenen Feld gegen Runs oder Screens. Kann eng covern und die Instinkte sind überdeutlich: Erkennt Plays und explodiert dann auf den ersten Schritten, springt teilweise noch vor das anvisierte Target. Spielt physischer als seine Statur vermuten lassen würde. Washington macht jede Menge Spaß, er ist einfach permanent in der Nähe des Balls. Ein Playmaker.

64. Najee Harris, RB, Alabama

Harris' Value liegt darin, dass er ein echter 3-Down-Back ist. Fängt den Ball weg vom Körper, läuft gute Routes, ist gut am Catch Point, gewinnt Jump Balls. Enormer Catch-Radius für einen Running Back. Aber rein als Runner fand ich ihn eher enttäuschend. Er hat wenig Speed, die Agilität ist in Ordnung, aber nicht konstant, die Beschleunigung ist durchschnittlich, auch in Protection inkonstant. Ich sehe in Harris einen Back, der sehr von gutem Blocking abhängig ist. Er hat die Highlights mit den Hurdles, aber auf einer Run-für-Run-Basis ist er kein Back, der mich restlos überzeugt hat.

63. Dyami Brown, WR, North Carolina

Ein spannender Receiver, weil er konstant tief gewinnt - das ist seine beste Qualität - ohne dass er ein Speedster wäre. Hat häufig mit kleinen Körpertäuschungen gewonnen und dann mit seinen langen Schritten Separation kreiert. Selbst wenn der Corner wieder ran kam, war Brown dann stark am Catch Point. Brown ist ein Receiver, den ich bevorzugt als Nummer-2-Outside-Receiver aufstellen und primär vertikal Eins-gegen-Eins attackieren lassen würde. Sah auch bei Crossing-Routes gut aus. Trotzdem für mich eher ein Kandidat Richtung Runde 3, weil ich mir nicht sicher bin, in wie weit sich die Art und Weise, wie er gewinnt, auf die NFL überträgt. Er hat keinen Top-Speed, seine Cuts sind nicht übermäßig scharf, er hatte ein paar Drops und Body Catches auf Tape und der Release ist inkonstant. Ich sehe einen Receiver, der eine gute bis sehr gute Nummer 2 und eine Big-Play-Waffe werden kann - das ist aber auch das Ceiling.

62. D'Wayne Eskridge, WR, Western Michigan

Der Speed ist offensichtlich. Eskridge fliegt übers Feld, spielt aber auch mit Short-Area-Explosivität. Das sieht man in seinen Routes, er hatte zwar einen relativ eindimensionalen Route-Tree, aber die Cuts waren scharf, er kreiert Separation, er hat schnelle Füße. Hat so gut wie jeden Gegenspieler in Man Coverage alt aussehen lassen und auch der Release ist gut. Das hat sich bei Eskridge auf den Senior Bowl übertragen, weshalb ich optimistisch hinsichtlich seiner Projection auf die NFL bin. Bei Western Michigan konnte er gewinnen, weil er einfach schneller als jeder Gegenspieler war. 14,4 Yards nach dem Catch pro Reception (!), PFF hat keinen anderen College-Receiver in der vergangenen Saison auf diesem Level. Neben dem Gegner-Level ist mein größter Kritikpunkt sein Verhalten am Catch Point: Eskridge hatte zu viele Drops und hatte die Tendenz, den Ball eher nah am Körper zu fangen. Generell inkonstant am Catch Point.

61. Jaelon Darden, SWR, North Texas

Einer der größten "Fun to Watch"-Spieler in dieser Klasse. Unfassbar explosiv nach dem Catch, laut PFF hatte kein Receiver mehr "Forced Missed Tackles" in der vergangenen Saison als Darden (23). Sehr agil, sehr quick, beschleunigt beeindruckend schnell mit dem Ball in der Hand und das überträgt sich auf seine Routes. Kreiert Separation an der Spitze der Route, zeigt auch hier sehr gute Cuts, und löst sich vom Gegenspieler. Zeigt gute Hände auch unter Bedrängnis. Er ist relativ klein und hat dementsprechend physische Limitierungen, wurde schon bei North Texas fast nur im Slot eingesetzt. Hat viele "offene" Targets im Raum erhalten. Und: Dardens Tape ist spektakulär, fand aber auch gegen unterklassige Konkurrenz statt.

60. Joseph Ossai, Edge, Texas

Die Explosivität springt einen geradezu an. Explodiert teilweise vom Snap weg, super Get-Off, hat das Tape beim Pro Day (99. Perzentile im Hoch- und im Weitsprung) bestätigt. Ossai bringt zudem Bender-Qualitäten mit, kommt also eng um den Tackle herum, und zeigt seinen Speed im Pass-Rush. Kombiniert die Explosivität auch schon mit Pass-Rush-Moves. High-Motor-Spieler. Dennoch gehört Ossai für mich eher noch in die "Projekt"-Kategorie: Er hat spannende athletische Tools, aber ist noch relativ jung auf der Position, hat zuvor Off-Ball-Linebacker gespielt. Wurde von Oklahoma-State-Tackle Tevin Jenkins, der dieses Jahr vermutlich in Runde 1 gehen wird, auseinandergenommen. Die Upside bei Ossai aber ist unbestreitbar.