NFL 2020: Kommt Russell Wilson in Seattle endlich zur Entfaltung?
Russell Wilson ist zweifelsohne einer der besten Quarterbacks der NFL, doch stehen ihm die Seahawks gern früh im Spiel selbst im Weg. Der offensive Ansatz von Head Coach Pete Carroll und Offensive Coordinator Brian Schottenheimer beruht auf ganz altmodischen Ideen: Sehr viele Runs und den Rest besorgt die Defense.
In Zahlen ausgedrückt laufen die Seahawks in early Downs (1st und 2nd) zu 51 Prozent der Fälle. Andersrum passen sie nur in 49 Prozent ihrer early Downs, was der sechstniedrigste Wert der NFL ist. Dabei sind Pässe aus analytischer Sicht gerade bei den frühen Downs das, was man tun sollte, um die Offense effizient vorwärts zu bewegen und den Ball zu behalten.
Was die Seahawks machen, ist jedoch genau das Gegenteil. Sie laufen, obwohl sie damit kaum Erfolg haben. Nur in 50 Prozent der Fälle holen sie damit neue First Downs raus und laufen im Schnitt auch nur für 4,3 Yards pro Laufversuch. Werfen sie dagegen bei early Downs den Ball, haben sie damit eine Erfolgsquote von 54 Prozent und erzielen 8 Yards pro Passversuch.
Trivialer ausgedrückt: Obwohl ihr Passspiel effektiv ist, setzen sie lieber aufs Laufspiel und nehmen ihrem Superstar damit den Ball aus der Hand. Das sorgt dann regelmäßig dafür, dass Wilson und Co. gegen Ende des Spiels Aufholjagden starten müssen - was zwar auch des Öfteren zum Erfolg führt, aber auf lange Sicht kein Erfolgsrezept ist, speziell gegen gute Gegner.
Was wäre also, wenn man doch mal von Beginn an auf seinen Top-Quarterback setzen und mit der durchaus explosiven Offense um Tyler Lockett und DK Metcalf selbst das Spiel bestimmen würde? Wäre das vielleicht sogar der Schlüssel, um wieder tiefe Playoff-Runs hinlegen zu können?
Russell Wilson selbst hat in der Offseason verlauten lassen, dass er sich mehr Kontrolle über die Offense wünschte und eben mehr Passspiel gerade früh im Spiel. Die spannende Frage also lautet, ob man ihm diesen Wunsch erfüllen wird.
NFL: Wie geht es weiter zwischen Aaron Rodgers und den Packers?
Was Wilson seit Jahren mitmachen muss, dürfte Aaron Rodgers in Green Bay nun härter als je zuvor widerfahren. Alles deutet darauf hin, dass Head Coach Matt LaFleur seinen 2019 eingeschlagenen Weg noch weiter auf die Spitze treiben will. Im Vorjahr passte man immerhin noch in 54 Prozent der Fälle bei early Downs, was ungefähr im Ligamittelfeld anzusiedeln ist. Doch nun droht dieser Wert noch weiter zurückzugehen.
Rodgers hätte gerne im Draft ein, zwei neue Wide Receiver gehabt, schließlich klafft zwischen Top-Target Davante Adams und dem übrigen Personal eine große Lücke in der Depth Chart der Packers. Stattdessen holten die Packers in den ersten drei Draftrunden ein Quarterback-Projekt in Jordan Love, einen Running Back in AJ Dillon sowie mit Josiah Deguara einen Fullback! Rodgers dürfte erwartungsgemäß wenig begeistert von dieser Entwicklung gewesen sein.
Zwar beteuerte die Führungsebene der Packers, noch lange mit Rodgers zusammenarbeiten zu wollen, doch in Wahrheit könnte schon 2021 Schluss sein, wenn man sich dessen Vertrag anschaut.
In der kommenden Saison werden also alle Augen auf Rodgers und den generellen Offensivansatz der Packers gerichtet sein. Wie viel Eigenverantwortung wird der Franchise-Ikone noch zugestanden? Wie groß wird der Anteil des Run Games an den Gesamt-Plays sein? Und wie geht Rodgers damit um? Er neigt nicht gerade dazu, seinen Frust zu verbergen, wenn solcher aufkommen sollte. Sollten die Packers früh einige Spiele verlieren, könnte es brodeln in Green Bay.
Abgesehen davon steht die Frage im Raum, wie gut Rodgers selbst eigentlich noch ist. Im Vorjahr war er weit weg von der Quarterback-Elite dieser Liga und die Packers taten herzlich wenig, um seine Situation merklich zu verbessern.