Dak Prescott - "Der ultimative Krieger"
Und auch von seinen Teamkollegen erhält Prescott Rückendeckung. In erster Linie, weil er es ist, der ihnen den Rücken freihält: "Er schiebt die Schuld niemals auf jemand anderen. Sogar wenn es nicht seine Schuld ist, sagt er, dass es seine Schuld wäre", so Safety Jeff Heath. "So verhält sich ein Leader. Es ist leicht, andere zu beschuldigen, aber in seiner Position macht er alles richtig."
"Wie soll man nicht an Dak glauben? Er ist ein Winner. Er ist ein Champion", sagt Tackle La'El Collins über Prescott. "Er ist ein Wahnsinns-Spieler. Ein Wahnsinns-Leader, ein Vorbild und immer er selbst. Egal was bei einem Play passieren mag. Du weißt, dass er zurückkommen wird und du dich auf ihn verlassen kannst."
"Er ist der ultimative Krieger. In guten wie in schlechten Zeiten", beschreibt DeMarcus Lawrence seinen Quarterback. "Das respektierst du von ihm als Mann und als deinem Quarterback. Er hat uns hier her gebracht und ist ein Teil von uns."
Cowboys-Saison nimmt Wende durch Cooper-Trade
Die Saison der Cowboys und die von Prescott sollte in ihrer Bye-Week eine drastische Änderung nehmen. Mit dem Trade für Amari Cooper zum Preis eines Erstrunden-Picks schien die Franchise mit dem Stern an der Seite seines Helmes zunächst einen zu teuren Deal eingegangen zu sein. Cooper befand sich bei den Raiders zuvor schon in der zweiten Spielzeit, in welcher die Leistungen keineswegs dem verhandelten Gegenwert entsprachen. Doch stellte sich der Deal nach wenigen Spielen als hervorragend heraus.
Cooper schien den Tapetenwechsel nämlich mindestens so sehr gebraucht zu haben, wie die Cowboys einen neuen Nummer-1-Receiver. Der Neuzugang schaffte es schnell, sich im Scheme zurecht zu finden. Er konnte sich endlich wieder aus Press-Coverage befreien und in Eins-gegen-Eins-Situationen durchsetzen. Er schaffte es, sich von seinen Gegenspielern zu lösen, hielt plötzlich wieder alles fest, was in seine Richtung flog und hatte nun auch wieder das nötige Quäntchen Glück, wenn es für ein Big Play denn auch mal die Mithilfe der Gegenspieler benötigte.
Die Konsequenz war für Dallas' Offense sensationell. In sechs Spielen nach Coopers Ankunft hatten Prescotts Receiver 0,8 Yards mehr Separation und der Quarterback knapp 10 Prozent seltener Würfe in enge Fenster.
Die Gefahr, die Cooper als Deep Threat und mit seiner Fähigkeit, Plays nach dem Catch zu kreieren, darstellte, forcierte gegnerische Defenses wieder weiter von der Line of Scrimmage entfernt zu verteidigen. Und die sich dadurch öffnenden Lücken waren gefundenes Fressen für ein Running Game, das sich bietende Möglichkeiten nutzen kann, wie kaum ein anderes.
Bremst Prescott die Cowboys-Offense?
Die Cowboys-Offense an sich präsentierte sich zum einen nun weitaus balancierter, zum anderen stellte sie neben der starken Defense auch eine zweite ernstzunehmende Unit dar. Dallas gewann sieben seiner letzten acht Spiele in der Regular Season und legte dabei unter anderem Top-Teams wie die New Orleans Saints lahm. Die NFC East war schon frühzeitig in den Händen des Teams von Jason Garrett.
Einen Favoriten-Status konnten sich die Cowboys aber dennoch zu keiner Zeit verdienen. Zu inkonstant waren die Leistungen der Offense und Prescott hatte häufig seinen Teil dazu beizutragen. Auffallend waren vor allem immer wieder schlechte Pocket Awareness: während die Leistungen in der Rookie-Saison gegen Pressure noch hervorragend war, so sind sie in der dritten Saison enttäuschend.
Prescott musste 2018 56 Sacks hinnehmen. Nur Houstons Deshaun Watson toppt diesen Wert mit 61. Bei 24,8 Prozent der Dropbacks unter Druck ging Dallas' QB mit dem Ball zu Boden und noch schlimmer stellen sich die 44 Sacks gegen einen regulären Rush dar. Prescott hält den Ball gerne zu lange und das hat ihn in dieser Spielzeit 15 Sacks gekostet. Diese Probleme kommen vor allem in der Red Zone zum Vorschein, wo die Defense nur ein kleines Feld verteidigen muss und gerne Extra-Personal sendet.
Prescott kann gegen die Rams Kritiker verstummen lassen
Prescotts Verhalten gegen Pressure steht in der Divisional Round (in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 2.25 Uhr live auf DAZN) gegen die Los Angeles Rams unter besonderem Fokus. In Aaron Donald schicken die Champions der NFC West den vermeintlich besten Verteidiger der Liga von der Defensive-Tackle-Position ins Rennen.
Gelingt es Prescott hier nicht, den Ball schnell loszuwerden, so laufen die Cowboys Gefahr, in schlechte Down-&-Distance-Situationen zu kommen und der brandgefährlichen Rams-Offense den Ball zu oft in die Hände zu legen.
Denn auch wenn die Cowboys in dieser Saison defensiv schon die ein oder andere Top-Offense stark limitieren konnten und Passing-Game-Coordinator Kris Richard die Rams-Offense während seiner Zeit bei der letzten Station in Seattle kennen lernen durfte, wird es schlussendlich darauf ankommen, ob man offensiv Schritt halten kann.
Das vierte Viertel - das Prescott-Viertel
Trifft Prescott gegen Druck die richtigen Entscheidungen und hält Dallas' Offense auf dem Platz, dann könnte es im Verbund mit einer starken Leistung der Cowboys-Defense stattdessen nämlich auf eine der Parade-Disziplinen Prescotts ankommen: Das vierte Viertel. Hierfür scheint Prescott zu leben, ganz besonders in der Postseason.
Das war bei einem grandiosen Comeback gegen die Packers vor zwei Jahren so, als es am Ende nur durch einen genialen Moment von Aaron Rodgers nicht für die Overtime reichen sollte. Und das war auch am vergangenen Samstag gegen die Seahawks so, als Prescott mit einer reinen Willensleistung die Entscheidung herbeiführen wollte, den Sieg durch physisch anspruchsvolle Runs erzwang und seinem Leader-Ruf dabei wieder einmal gerecht wurde.
Es war eines der Spiele, die den Cowboys und Jerry Jones Recht geben, wenn von einer Vertragsverlängerung für Prescott gesprochen wird. Dennoch ist auch klar: Prescott zählt aktuell nicht zu den Top-10-Quarterbacks in der Liga und das ist vermutlich so lange zu verkraften, wie der Vertrag keinen Einfluss auf die Handlungen der Franchise hat.
Ob Prescott einen Vertrag für weit über 20 Millionen Dollar pro Jahr wert ist? Mit einer starken Playoff-Performance bei einem der großen Titel-Favoriten kann er jedenfalls weitere Argumente für sich sammeln.