Die Passing Defense der Patriots ist im Laufe der Saison stark in Verruf geraten, doch sollten die Männer aus Massachusetts bereits früh klar machen, dass sie daran etwas ändern wollen. Mit der bislang besten Saisonleistung stellte man die potente Falcons-Offense, allen voran Julio Jones und Devonta Freeman, kalt.
Die Pats-Offense agierte ihrerseits wiedermal über eine Vielzahl von kurzen Pässen und hoher Arbeitsrate des Running-Back-Corps. Rob Gronkowski war dabei einmal mehr das meistgesuchte Ziel von Tom Brady (21/29, 249 YDS, 2TD). Beim ersten Touchdown agierte der Tight End aber in einer Blocking-Funktion, in dem er Brandin Cooks nach einem Touch-Pass von Brady bis in die Endzone eskortierte. Kurz zuvor profitierten die Patriots von einer Roughing-the-Passer-Penalty, die eine mögliche Interception verhinderte.
Im Weg stand man sich bei den Falcons unter Anderem bei den Special Teams. Der eigentlich stets souveräne Matt Bryant verpatzte die ersten beiden Field-Goal-Versuche. Der erste aus 37 Yards hätte die Falcons in Führung bringen sollen, wurde aber durch Cassius Marsh geblockt. Beim zweiten Versuch traf Bryant aus 36 Yards im dritten Viertel nur das linke Upright.
Der nächste Annäherungsversuch wurde Anfang des Schlussviertels gestoppt. Die Falcons konnten den Ball von der Ein-Yard-Linie nicht in die Endzone bekommen. Das Playcalling war in vielen Situationen des Spiels fragwürdig. So versuchte man in der ersten Halbzeit zweimal bei 4th and Long sein Glück. Mit drei Pleiten in Folge und großen Offensivproblemen müssen sich die Falcons nun einige Fragen stellen.
Die wichtigsten Statistiken
New England Patriots (5-2) - Atlanta Falcons (3-3) 23:7 (0:0, 17:0, 3:0, 3:7) BOXSCORE
- Vor seinem Touchdown im zweiten Viertel hatte James White lange nicht mehr die Endzone gefunden. Das letzte Mal war um genauer zu sein, natürlich, im Super Bowl. Im Februar waren es sogar drei Touchdowns des Running Backs.
- Hervorragendes Spiel von Brandin Cooks. Der Wide Receiver der Patriots fing vier seiner fünf Targets für 71 Yards und einen Touchdown. Von Pro Football Focus gab es das Receiver-Rating von 158,3.
- Die Patriots halten zum ersten Mal in dieser Saison einen gegnerischen Quarterback bei weniger als 300 Yards. Überraschenderweise ist dies Matt Ryan (23/33, 233 YDS, TD).
- Die Falcons hatten in der vergangenen Saison eine der besten Scoring-Offenses aller Zeiten. Nach drei absolvierten Vierteln des Spiels gegen die Patriots hatte man fünf aufeinanderfolgenden Vierteln keinen einzigen Punkt erzielt.
- Vor dem Touchdown von Julio Jones hatten die Patriots gegen die Falcons Sage und Schreibe 54 Punkte in Serie erzielt, ohne das der Gegner auch nur einmal punktete. Vor der Serie führten die Falcons in Super Bowl LI mit 28:3.
- Es war das achte Mal in der Geschichte des Super Bowls, dass in der Folgesaison das entscheidende Spiel der Vorsaison erneut ausgetragen wurde. Zum sechsten Mal behielt der Champion die Oberhand.
Die Stimmen zum Spiel
Tom Brady (New England Patriots)
"Es war ein toller Sieg für uns. Jeder hatte seinen Anteil und die Defense hat wahnsinnig gut gespielt. Wir wussten, dass wir in allen drei Phasen gut spielen müssen und das ist uns auch gelungen."
Dan Quinn (Atlanta Falcons, Head Coach)
"Die Vorbereitung und der Plan stimmen. Die Ausführung passt allerdings noch nicht. Wir können unser Potenzial noch nicht ausschöpfen. Ich weiß nicht warum das gerade der Fall ist."
Das entscheidende Duell: Patriots' O-Line vs. Falcons Pass-Rush
Wie stoppt man diese Patriots-Offense? Diese Frage konnten auch die Falcons nicht beantworten. Der Druck auf Tom Brady war jedenfalls nicht so groß, wie es sich Dan Quinn wohl gewünscht hätte. Zwar konnten De'Vondre Campbell und Vic Beasley Jr. zwei Sacks einsammeln. Mehr ging aber nicht. Brady hat von seiner Line zu viel Zeit geschenkt bekommen und nutzte diese mit gewohnter Konstanz. Auch das Running Game profitierte von der hervorragenden Line-Arbeit. Mit Dion Lewis, Rex Burkhead und James White liefen gleich drei Running Backs für mindestens 4,8 Yards pro Laufversuch.
Der Knackpunkt: Roughing the Passer Penalty gegen Adrian Clayborn
Vielleicht der erste große Momentum-Changer, der die Falcons auf den Weg hätte bringen können. Brady verließ die Pocket nach einem Play-Action-Spielzug und entschied sich mit Druck für einen langen Pass in die Endzone in Richtung Philipp Dorsett. Auf Dorsetts Seite waren allerdings gleich zwei Verteidiger und Robert Alford kam zur einfachen Interception. Allerdings vernichtete eine Flagge das Big Play. Adrian Clayborn nämlich ging zu spät in Brady - Roughing the Passer. Die Pats kamen daraufhin zum ersten Touchdown der Partie und die Offense sollte ab hier nicht mehr abbremsen.
Der Star des Spiels: Tom Brady
Der Abend hätte schlimm losgehen können, hätte die Roughing-the-Passer-Penalty nicht die Interception verhindert. Daraufhin aber zeigte Brady einmal mehr das gesamte Repertoir. Kurze Pässe auf die Running Backs, lang in Richtung Gronkowski, Chris Hogan und Cooks und auch ein paar Bullett-Pässe waren dabei. Desweiteren glänzte Brady bei Third Down. Brady beendete die Partie mit einem Passer Rating von 121,2.
Der Flop des Spiels: Steve Sarkisian (OC, Falcons)
Die Kritik gegen den Offensive-Coordinator der Falcons dürfte nach diesem Auftritt nicht geringer werden. Trotz der potenten Offensiv-Waffen bekommt Sarkisian keinen Rhythmus in seiner Offense zustande. Gegen die Patriots wirkte es lange Zeit so, als ob lediglich Scrambles von Matt Ryan Erfolg brachten. In der ersten Halbzeit war einer davon bei einem ungewöhnlichen 4th and 7 im zweiten Drive des Spiels nahe der Mittellinie geglückt. Da war der Score noch ausgeglichen. Vor der Pause ging man erneut für 4th and 6, an der New England 47. Das überflüssige Passing Play ging in die Hose und mit zehn Punkten Vorsprung hatten die Pats nochmal einen kurzen Drive, der in einer Three-Possession-Führung endete.
Die Taktik-Tafel:
- Der Falcons-Offense mangel es an Kreativität. Für Ryan gab es wenig Play Action oder Misdirection im Scheme und so gingen dann auch 23 der 33 geworfenen Pässe in die Richtung von Jones oder Mohamed Sanu.
- Das Running Game stagnierte derweil etwas ungewohnt. Zwar kam man im Endeffekt auf über 100 Rushing Yards, doch verhalfen mehrere äußerst erfolgreiche Scrambles von Ryan zu dieser Statistik. 21-Personnel-Formationen mit Freeman und Tevin Coleman gab es nur viel zu selten zu beobachten.
- Besser machten es da die Patriots. Jeder der vier Running Backs hatte mindestens sieben Ballkontakte und maximal 14. Häufig spielte man in Formationen mit zwei Running Backs auf dem Feld. Diese waren auch kontinuierlich für kurze Pässe parat.
- 36 Carries. 29 Pässe. Mit ihrer flexiblen Offense kontrollierten die Patriots die Uhr und Feldposition. Und auf der defensiven Seite spielte man ohne zwei seiner besten Corner, Stephon Gilmore und Eric Rowe, das beste Spiel des Jahres. Vertreter war Johnson Bademosi und durfte sich in mehreren Snaps Julio Jones annehmen.