Nachdem Texans-Coach Bill O'Brien im Vorfeld der Partie noch zögerlich war, kam es letztlich doch, wie alle erwartet hatten: Watson startete statt Tom Savage, im ersten Spiel hatte O'Brien den Quarterback-Tausch bereits während der Partie vollzogen.
Es war ein Spiel mit Licht und Schatten für Watson, der insbesondere im Passing Game (15/24, 125 YDS) noch viel Luft nach oben offenbarte, sich aber zumindest auf ein solides Run Game über Lamar Miller (18 ATT, 61 YDS) und D'Onta Foreman (12 ATT, 40 YDS) verlassen konnte. Watson selbst gelang mit einem 49-Yard-Run der einzige Touchdown der Partie.
Insgesamt prägten die Defenses und vor allem die Defensive Lines die Partie, wie gegen zwei der schwächsten Offensive Lines in der NFL zu erwarten war. Cincinnati konnte so nicht einmal im Run Game etwas bewirken (3,4 Yards pro Run), während Andy Dalton (20/35, 224 YDS) eine weitere über große Teile desolate Partie ablieferte.
Die wichtigsten Statistiken
Cincinnati Bengals (0-2) - Houston Texans (1-1) 9:13 (0:3, 6:7, 3:0, 0:3) BOXSCORE
- Die Pleite hat für Cincinnati schon historische Züge: Die Bengals haben in ihren ersten beiden Spielen neun Punkte auf dem Konto, so wenige hatte zu diesem Zeitpunkt seit den Rams 2009 (sieben Punkte) kein Team mehr. Die Rams beendeten die Saison damals mit einem Sieg. Doch es geht noch weiter: Die Bengals sind das erste Team seit den Eagles 1939 (!), das die Saison mit zwei Heimspielen beginnt und in beiden ohne Touchdown bleibt. Sollte Cincinnati auch in Spiel drei ohne Touchdown bleiben, wäre der Rekord der 1976er Tampa Bay Buccaneers eingestellt.
- Kein gutes Debüt war es für John Ross. Cincinnatis Top-Pick erhielt bei Cincinnatis drittem Drive den Ball via End-Around - und verlor ihn prompt via Fumble. Es sollte seine einzige Ballberührung für den Rest des Spiels bleiben. Rookie-Kollege Joe Mixon erhielt derweil die meisten Rushing-Versuche (9) und verzeichnete dabei immerhin 36 Yards.
- J.J. Watt wirkte nach einem auch für ihn verkorksten Auftakt schon wieder mehr wie er selbst: Houstons D-Liner verzeichnete zwar keinen Sack, sammelte bei 36 Pass-Rush-Snaps aber sechs QB-Pressures und glänzte vor allem gegen den Run. Das stand aber im Schatten von Bengals-Star Geno Atkins, einer der wenigen Lichtblicke aufseiten der Hausherren: Atkins gelangen bereits in der ersten Hälfte bei 13 Pass-Rush-Snaps fünf QB-Pressures, davon zwei Sacks.
- Wie defensiv geprägt die Partie war? So: Beide Teams hatten eine Third-Down-Quote von 26 Prozent (4/15), keines der beiden Teams kam über 310 Total Yards (CIN: 306, HOU: 293). Beide Teams hatten drei Sacks und berechnet man die mit ein, hatten die Texans ganze 3,6 Yards pro Pass Play (Cincinnati: 5,6).
Die Stimmen zum Spiel
Deshaun Watson (Quarterback Texans): "Ich war nicht nervös. Football ist Football. Aber jedes Big Play gibt dir Selbstvertrauen - man muss das einfach Schritt für Schritt angehen. Natürlich ist es gleichzeitig etwas Besonderes. Davon habe ich immer geträumt, ich wollte immer ein NFL-Spieler sein. Dieser Sieg ist für die ganze Stadt Houston."
Marvin Lewis (Head Coach Bengals, über die Quarterback-Frage): "Ich mache mir keine Sorgen um Andy. In meinen Augen hat er keinen Schritt zurück gemacht. Wir müssen ihn weiter sein Ding machen lassen. Wir müssen uns um ihn herum steigern. Heute waren wir nicht gut genug, wir haben offensiv nicht gut genug gespielt und haben defensiv ein Play zugelassen, das wir nicht zulassen dürfen."
Das entscheidende Duell: Houstons D-Line vs. Cincys O-Line
Wenn man aus diesem Spiel eine Lektion mitnehmen will, dann ist es die: Eine gute Offensive Line ist für einen Quarterback wichtiger als ein voll gefülltes Elite-Waffen-Arsenal. Die Bengals ließen gegen Houston 13 Quarterback-Pressures zu, wovon sechs alleine auf das Konto von Right Tackle Jake Fisher gingen. Cincinnatis Offense ist mit dieser Line extrem limitiert, wie im Vorfeld der Saison befürchtet wirkt sich das auch massiv auf das Spiel von Andy Dalton aus. Gegen einen dominanten J.J. Watt und Co. wurde hier das Spiel für die Bengals verloren.
Der Knackpunkt: Deshaun Watsons Touchdown-Run
Manchmal ist die Auswahl der Szene des Spiels oder des Knackpunkts nicht einfach - in diesem Fall schreibt sie sich quasi wie von selbst. Houstons einzig wirklich explosiver Offensiv-Moment dieses Spiels war der 49-Yard-Touchdown-Run von Deshaun Watson eine Minute vor der Halbzeitpause. Es war ein Team-Produkt: Die Line blockte gut, die Receiver blockten Downfield gut und Watson zeigte, was aktuell, trotz aller nach wie vor vorhandener Schwierigkeiten im Passing Game, seine große Stärke gegenüber Tom Savage ist.
Der Star des Spiels: DeAndre Hopkins
Neben der Dominanz der Defensive Lines ist offensiv vor allem Hopkins hervorzuheben, der nach wie vor einer der besten Catch-in-Traffic-Receiver ist und für Watsons Entwicklung extrem wichtig werden kann. Houstons Star-Receiver hat über die ersten beiden Spiele bereits 29 (!) Targets erhalten, davon 13 gegen Cincinnati. In den vergangenen zwölf Jahren ist es erst das 13. Mal, dass ein Receiver über 13 Targets sowie über 54,2 Prozent der Gesamt-Targets erhält. 73 Yards (von Watsons 125 Passing-Yards) standen am Ende bei sieben Catches auf seinem Konto.
Der Flop des Spiels: Andy Dalton
Die reinen Statistiken lesen sich nicht so verheerend, wie das Spiel teilweise aussah. Dalton hatte gleich mehrere Pässe - auch in kritischen Momenten - die mehr als deutlich über seine Receiver flogen, wie erwartet litt in einer wackligen Pocket seine Technik deutlich. Auch muss man ihn dafür kritisieren, dass er in einem solchen Spiel nicht zumindest ein wenig häufiger seinen besten Receiver gesucht hat: Obwohl Houston zwei Cornerbacks (Johnathan Joseph, Kevin Johnson - mutmaßlich beide Verletzungen nicht schwerwiegend) im Laufe des Spiels verletzungsbedingt verlor, sah A.J. Green ganze sieben Targets. In der zweiten Hälfte stand Green bei einem Catch für drei Yards.
Die Taktik-Tafel
- Auch Houston hat , genau wie Cincinnati, nach wie vor Probleme in der Offensive Line, die Texans versuchten dabei einiges und spielten etwa mit zusätzlichen - teilweise insgesamt bis zu sieben - Offensive Linemen. Watsons Mobilität half dabei, einige Schwächen zu überspielen.
- Stichwort Watson: Der Rookie sorgte mit seinem Touchdown-Run fraglos für die Szene des Abends, doch überspielte das schon ein wenig seine generelle Leistung. Watson ist im Passspiel noch immer wacklig, hatte viele One-Read-Pässe und wird hier noch viel Zeit brauchen. Beeindruckend aber sein 13-Play-Drive im Schlussviertel.
- Offensichtlich war der Game Plan der Texans. O'Brien wollte Watson möglichst wenig Verantwortung geben und hatte so einen äußerst konservativen Game Plan vorbereitet: Über weite Strecken verließ sich Houston auf das Run Game, in Kombination mit einigen Scrambles von Watson. So standen unter dem Strich 30 Runs 24 Pässen gegenüber.
- Cincinnati muss sich derweil auch in puncto Game Plan und Play-Calling hinterfragen. Hopkins hätte noch häufiger einen zusätzlichen Safety vertragen, das offensive Play-Calling macht zu wenig, um die offensichtlichen Schwächen in der Line zu verdecken.