4. Die Secondary: Seattles Blueprint
Abschließend gilt es noch einen Blick auf die Secondary zu werfen. Mit Cover 0 und Cover 1 wurden zwei (von vielen möglichen) Coverage-Schemes bereits beleuchtet. Eine Secondary in Cover 2, wie auf den Grafiken auf der ersten Seite zu sehen, bedeutet: Zwei Safeties werden mit deutlichem Abstand zur Line of Scrimmage platziert und teilen sich den hinteren Teil des Feldes in zwei Teile ein.
Wie schon bei den Blitzes muss man zwei Muster unterscheiden: Man und Zone Coverage - also die Frage, ob die Spieler in der Secondary einen direkten Gegenspieler haben, oder ob sie einen Raum abdecken. Zu größerer Bekanntheit hat es in den vergangenen Jahren hierbei Seattles Cover 3 geschafft.
Zur Cover 3 ist zunächst allgemein zu sagen: Zwei Cornerbacks und der Free Safety (in Seattle ist diese Rolle Earl Thomas vorbehalten) sind jeweils für ein Drittel des Feldes hinter der Front Seven verantwortlich. Der Strong Safety (Kam Chancellor) geht in die "Box" (der Bereich unmittelbar hinter der Line of Scrimmage) und kann dort entweder wie ein zusätzlicher Linebacker gegen den Run helfen, oder aber einen Teil der Mitte des Feldes abdecken. Den zweiten Teil übernimmt ein Inside Linebacker. Zwei Outside Backer decken die kurzen, schnellen Pässe zur Seitenlinie, die sogenannte "Flat Route", während ein dritter die drei Defensive Linemen im Pass-Rush unterstützen kann.
Die Legion of Boom in der Analyse: Das vierköpfige Monster
Die Cornerbacks können trotz Zone-Zuständigkeit zudem in Press Coverage agieren, will heißen: Sie stehen vor dem Snap nahe an der Line of Scrimmage und stören den Receiver bei seinem "Release", also beim loslaufen. Danach ziehen sich aber in ihre Zone zurück. Diese Defense braucht sehr gute Linebacker und Defensive Linemen, damit Pass Rush und Run-Defense funktionieren. Bei den Seahawks nehmen Michael Bennett und Bobby Wagner diese Rollen ein. Als Wagner im Vorjahr ausfiel, litt die Run-Defense beträchtlich.
Nickel, Dime und Prevent Defense
Gleichzeitig können Cornerbacks auch als Blitzer eingesetzt werden. Ganz besonders dann, wenn sich eine Defense im sogenannten "Nickel Package" befindet. Das bedeutet, dass ein Linebacker durch einen fünften Defensive Back (Cornerback oder Safety) ersetzt wird (Nickel = 5 Cent). Diese Formation ist in der heutigen NFL immer häufiger anzutreffen, da Offenses vermehrt auf drei oder gar vier Wide Receiver setzen.
Die nächste Stufe ist die "Dime Defense". Hierbei wird noch ein weiterer Linebacker durch einen Defensive Back ersetzt, sodass sechs DBs auf dem Platz stehen. Sieben Defensive Backs, eine eher seltene, aber etwa am Sonntag von den Cardinals gegen San Francisco durchaus eingesetzte Formation, bezeichnet man als "Quarter Defense".
Oft werden sieben DBs verwendet, um die sogenannte Prevent Defense zu spielen (prevent auf Deutsch: "verhindern"): Sie wird unter anderem dann eingesetzt, wenn klar ist, dass der Gegner nur weite Pässe versuchen kann - etwa kurz vor der Halbzeit oder dem Spielende. Kommt dann noch ein achter Defensive Back dazu, wird von einer "Half dollar Defense" gesprochen.
Gerade in der Secondary wird seit Jahren erkennbar, wie sich die Defense auf die stärkere Gewichtung hin zum Passing Game einstellt. Der Free Safety wird als zentrale Absicherung mit extrem hoher Spielintelligenz immer wichtiger - ohne Thomas würde Seattles Legion of Boom etwa nicht funktionieren. Arizonas Defense setzt ihrerseits auch ohne Bowles den Trend fort, Safetys im allgemeinen vielfältig einzusetzen. Ähnlich wie im Passing Game sind der Kreativität der Defensive Coordinator keinerlei Grenzen gesetzt - und man darf gespannt sein, welcher Trend sich als nächstes durchsetzt...
Seite 1: 4-3 und 3-4: It all starts up Front
Seite 2: Der Blitz - ein (kalkuliertes) Risiko
Seite 3: Die Front: Mike, Will, Jack und Sam