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Alt und Jung im Fadenkreuz

Robert Griffin III steht vor der neuen Saison mächtig unter Druck
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Colin Kaepernick, QB, San Francisco 49ers

Der fast schon sprudelnde Aderlass der San Francisco 49ers wurde ausführlich und in aller Länge diskutiert - die Trennung von Aldon Smith kurz vor dem Start der Preseason war der traurige Höhepunkt einer historisch desolaten Offseason. Auch die Offense blieb davon nicht verschont. Neben All-Pro-RB Frank Gore, dem jahrelangen Rückgrat der 49ers, muss sich vor allem die O-Line neu finden.

Genau hier kommt Kaepernick ins Spiel. Für den 27-Jährigen ist es in diesem Jahr an der Zeit zu beweisen, dass er das Team tragen kann. Eine andere Möglichkeit wird Kaep überhaupt nicht haben, das Schicksal der 49ers wird stärker als je zuvor auf seinen muskulösen Schultern lasten. Sein Kanonenarm, sowie seine Dynamik im Running Game werden dabei aber nicht reichen.

Gegner werden Kaepernick dazu zwingen, sie über das Passspiel zu schlagen - und ihm aufgrund der dezimierten O-Line weniger Zeit dafür geben. Der Super-Bowl-Finalist von 2012 kämpft dabei gegen den Trend, denn Defenses hatten schon in der Vorsaison zunehmend erkannt, dass sein Spiel zu eindimensional ist und der Niners-QB in verschiedenen Bereichen Probleme hat. Nach wie vor wirkt er in der Pocket unsicher und geht viel zu selten tatsächlich durch seine Passing-Progressions. Auch die Beinarbeit bei Dropbacks passt häufig nicht - allesamt Probleme, die im Übrigen auch Robert Griffin III offenbart.

Deshalb ist die kommende Saison für Kaepernick, in dessen Vertrag es zudem zahlreiche Erfolgs-Klauseln gibt und der theoretisch in jedem Jahr entlassen werden könnte, so wichtig. San Francisco wird sich entscheiden müssen, ob die Offense weiter rund um Kaep und dessen Fähigkeiten aufgebaut wird, wie etwa bei der teuren Verpflichtung von Deep-Threat-WR Torrey Smith.

Hier wird der neue Offensive Coordinator gefragt sein: Geep Chryst verfügt zum einen über größere Erfahrung als QB-Coach (Arizona, San Diego), zum anderen soll er das System und die Reads vereinfachen - und dadurch an die Fähigkeiten seines Quarterbacks anpassen. Es ist keine Make-or-Break-Season für den Mann, der die Liga vor drei Jahren noch im Sturm eroberte. Allerdings kann sie die Weichen für Kaepernicks weitere NFL-Karriere und damit unweigerliche auch für die Zukunft der 49ers stellen.

Darren McFadden, RB, Dallas Cowboys

Eine gewisse Dünnhäutigkeit war McFadden durchaus anzumerken, als er nach zweiwöchiger Zwangspause, verursacht durch eine Oberschenkelverletzung, endlich auch ins Training Camp der Dallas Cowboys einstieg. "Jeder hat das Recht auf seine Meinung", erklärte der 27-Jährige, "darüber werde ich mir keine Gedanken machen. Ich will einfach Football spielen und jedem zeigen, was ich kann."

Tatsache ist aber: Genau hier steht das große Fragezeichen. McFadden hat in der Vorsaison zum ersten Mal in seiner NFL-Karriere alle 16 Spiele absolviert. Der 2008er Top-Raiders-Pick hatte eine von anhaltenden kleineren Verletzungen geprägte Karriere in Oakland und konnte an seine genauso herausragende wie vielversprechende College-Karriere nie anknüpfen - lediglich eine Saison mit über 1.000 Rushing-Yards steht bislang in seinem Resümee. Sein Rushing-Schnitt pro Lauf fiel seit 2011 (5,4 Yards) auf 3,3, 3,3 und 3,4.

Durch den Wechsel nach Dallas bietet sich McFadden jetzt eine Chance - gleichzeitig setzt ihn die Aufgabe, Vorjahres-NFL-Toprusher DeMarco Murray zu ersetzen, aber enorm unter Druck: Die Gelegenheit, an der Seite eines Top-QB-WR-Duos sowie hinter der besten Offensive Line der NFL zu laufen, muss McFadden nutzen. Frei nach dem Bradford-Motto: Wenn er hier nicht explodieren kann, wo dann?

Immerhin war Joseph Randle in der laufenden Saisonvorbereitung ebenfalls mehrfach angeschlagen. Mehrere Insider-Quellen berichteten über die vergangenen Wochen, dass Boys-Eigentümer Jerry Jones extrem große Stücke auf McFadden hält. Der Running Back, der einen Zweijahresvertrag erhalten hat, muss die College-Vorschusslorbeeren jetzt bestätigen, will er das NFL-Kapitel seiner Karriere noch umschreiben.

Jay Cutler, QB, Chicago Bears

Kein Brandon Marshall, (mutmaßlich) kein Kevin White - und dennoch keine Ausreden. So in etwa könnte man die Lage von Jay Cutler vor der kommenden Saison kurz zusammenfassen. Tatsächlich konnte der 32-Jährige in der Vorsaison einen persönlichen Passing-TD-Bestwert feiern (28), doch auch andere Zahlen schnellten im Vergleich zu den vergangenen Jahren in die Höhe.

Da wären die 18 Picks, die insgesamt zwölf Fumbles - und vor allem aber die Körpersprache auf dem Platz. Kaum einmal schaffte es Cutler, der 2014 einen Siebenjahresvertrag über bis zu 126,7 Millionen Dollar unterschrieben hatte, sein taumelndes Team anzuführen oder gar mitzureißen.

Im Gegensatz etwa zu Kaepernicks Deal hat Cutler in seinem Mega-Vertrag aber keine Boni-lastigen Aspekte, die gute Leistungen von ihm fordern. 38 Millionen seines Deals waren für 2014 und 2015 insgesamt voll garantiert, im März kamen zehn Millionen für die 2016er Saison dazu.

Somit ist nicht davon auszugehen, dass ihn die Bears einfach entlassen - zumal Alternativen rar gesät sind. Dennoch steht Cutler unter extremster Beobachtung, sei es durch die Medien, den eigenen (mal wieder neuen) Trainerstab, und natürlich die eigenen Fans.

Adrian Peterson, RB, Minnesota Vikings

Im Gegensatz zu den meisten anderen hier aufgeführten großen Namen steht Peterson weder vertraglich, noch was die zukünftige Ausrichtung seines Teams angeht unter Druck. Der Running Back hat den von ihm monatelang angepeilten neuen Deal erhalten und wird mindestens in dieser und der nächsten Saison in Minnesota spielen.

Auch an seinen Fähigkeiten besteht keinerlei Zweifel - der Mann, der die Liga 2012 wenige Monate nach seinem Kreuzbandriss auf den Kopf stellte, wird das Spiel nach seiner einjährigen Zwangspause nicht verlernt haben. Im Gegenteil: Peterson wird topfit und mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch in die Saison gehen. Eine gefährliche Mischung für jeden Gegner.

Somit ist der 30-Jährige ein Sonderfall in dieser Aufzählung, der seinen ganz eigenen Erwartungsdruck zu bewältigen hat. Peterson muss das finanzielle Vertrauen der Vikes, die ihn trotz des Prügel-Skandals und der wiederholten Wechselforderungen aus dem Lager des Running Backs finanziell belohnt haben, zurückzahlen.

Peterson soll Quarterback Teddy Bridgewater in dessen zweitem Jahr dabei helfen, den nächsten Schritt zu machen, indem Gegner das Running Game wieder konstant fürchten. Und das ohne den intern besten Run-Blocker Phil Loadholt (Achillessehnenriss) sowie ohne Petersons so geschätzten Blocking-Fullback Jerome Felton (nach Buffalo).

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