Am 17. Juni reckten Jason Tatum, Jaylen Brown und Co. die Larry O`Brien Trophy in die Höhe, sie hatten die Dallas Mavericks mit 4:1 in den NBA Finals dominiert und die 18. Meisterschaft der Franchise perfekt gemacht. Brown wurde zum MVP der Serie gewählt, bei der Parade in Boston war natürlich volle Ekstase zu beobachten.
Bis die Celtics-Fans zwei Wochen später zumindest innehalten mussten, als die Besitzergruppe Boston Basketball Partners L.L.C. den Verkauf der Franchise ankündigte. Ihre Mehrheitsanteile sollen noch in 2024 oder Anfang 2025 verkauft werden. Seitdem war es bisher auffällig ruhig an dieser Front, nur Anteilsbesitzer Steve Pagliuca kündigte an, auch für die Mehrheitsanteile ein Angebot abzugeben. Boston Basketball Partners L.L.C. erwarb die Celtics im Jahr 2002, im jüngsten Ranking von Forbes wurde die Franchise auf dem vierten Platz der NBA eingeordnet mit einem Wert von 4,7 Milliarden Dollar.
Am Montag verriet Bill Simmons (The Ringer), dass er von Jeff Bezos als Interessent gehört habe. Der Amazon-Boss wurde bisher eher mit einer potenziellen neuen Mannschaft in Seattle durch Expansion in Verbindung gebracht. "Ich glaube, das stimmt. Ich glaube, Bezos wird einer der Kandidaten für den Kauf der Celtics sein", schätzte Simmons.
Boston Celtics: Es wird teuer
Nicht jede Mannschaft merkt durch den Wechsel der Besitzergruppe einen direkten Unterschied, dies kann jedoch durchaus der Fall sein. Mat Ishbia zeigte schnell nach dem Kauf der Suns im Dezember 2022 bereits seinen Tatendrang mit großen Trades für Bradley Beal und Kevin Durant. Bei den Celtics wird der nächste Besitzer wohl zwangsläufig ausschlaggebend werden, denn Boston steuert auf eine extreme Situation zu.
Wenige Wochen nach der Meisterschaft wurde Tatum mit dem bisher höchstdotierten Vertrag der NBA-Geschichte ausgestattet, Brown durfte dies bereits ein Jahr zuvor feiern. Dazu wurden Derrick White und Sam Hauser mit Vertragsverlängerungen ausgestattet. Der Kader wird in der kommenden Saison voraussichtlich 203 Millionen Dollar kosten und ist damit 15 Millionen über dem Second Apron, es wird jede Menge Luxury Tax zu zahlen zu geben.
An dieser Front könnte es schon einen großen Unterschied machen, ob jemand wie Bezos die Rechnung einfach zahlt oder eine andere Gruppe von Besitzern vielleicht schon ab 2025 einen Trade für Jrue Holiday oder White einleitet, um Geld zu sparen.
Boston Celtics: Der Kader für 2024/25
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Jrue Holiday (30,0 Millionen Dollar pro Jahr) | Derrick White (20,0) | Jaylen Brown (49,2) | Jayson Tatum (34,8) | Kristaps Porzingis (29,2) |
Payton Pritchard (6,6) | Baylor Scheierman (2,4) | Sam Hauser (2,0) | Al Horford (9,5) | Luke Kornet (2,0) |
Jaden Springer (4,0) | Jordan Walsh (1,8) | Xavier Tillman (2,2) | Neemias Queta (2,1) | |
Boston Celtics: Keine Erfolgsgeschichten bei Olympia
Dass Boston bei Olympia drei Spieler im mit Stars gespickten Team USA stellte und ein vierter Celtic als einer der größten Snubs galt, kann irgendwo auch schon an Erfolg angesehen werden. Dies betonte noch einmal, wie stark diese Mannschaft aufgestellt ist. Brown zeigte sich trotzdem frustriert, dass er nicht mit Tatum, Holiday und White für Paris nominiert wurde.
White rückte nach für Kawhi Leonard, der sich in der Vorbereitung verletzt hatte. Zum Zeitpunkt dieser Nachnominierung meldete sich Brown etwas kryptisch mit drei Emojis via X zu Wort. Einige Tage später drückte er zudem den Verdacht aus, dass Nike eine Rolle darin gespielt hätte, ihn aus dem Kader zu halten. Im Detail wollte er jedoch nicht darauf eingehen. Brown zeigte sich in der Vergangenheit öffentlich kritisch gegenüber der Vorgehensweise des Sportartikelgiganten. Er habe sich mit White ausgesprochen und ihm gratuliert.
Tatum war zwar in Paris dabei, dürfte sich den Verlauf des Turniers jedoch anders vorgestellt haben. Mit breiter Brust als frischgebackener Champion kam er in die Mannschaft, musste sich jedoch noch größeren Superstars wie LeBron James, Kevin Durant und Stephen Curry unterordnen. In zwei Spielen kam er gar nicht zum Einsatz, in einer wechselnden Rolle fand er nie wirklich seinen Rhythmus. Im Finale gegen Frankreich konnte er in elf Minuten nur zwei Punkte beisteuern.
"Das war eine schwere Erfahrung für mich auf dem Court, aber ich werde keine Entscheidung aus der Emotion heraus treffen", sagte Tatum mit Ausblick auf die Olympischen Spiele in Los Angeles. "Wenn man mich jetzt fragt, ob ich 2028 spielen werde - das sind noch vier Jahre, ich müsste mir die Zeit nehmen und darüber nachdenken. Aber die Entscheidung hängt nicht von meinen Erfahrungen diesmal ab oder davon, wie ich mich persönlich gefühlt habe."
Boston Celtics: Riesiger Druck als Titelverteidiger
Tatum und Brown zeigten sich bisher nicht als die souveränen Superstars, die sich von Druck nicht einschränken lassen. Trotz der Meisterschaft sind sie weiter den Gegenbeweis schuldig, denn überragende Leistungen zeigten beide in den Finals nicht. So wird es spannend zu beobachten sein, wie Tatum und Brown sich nach diesem ereignisreichen Sommer in der kommenden Saison präsentieren. Sie sind haushoher Favorit für die Meisterschaft, die Mission der Titelverteidigung brachte jedoch schon das ein oder andere vermeintliche Superteam ins Straucheln.
Direkt im Eröffnungsspiel wird es gegen die New York Knicks gehen, die in der Offseason mit dem Trade für Mikal Bridges wohl gezielt gegen Bostons Flügelduo aufgerüstet haben. Jeder Gegner wird besonders motiviert gegen Boston antreten. Den Saisonstart werden die Celtics zudem ohne Kristaps Porzingis bestreiten müssen.
Der Center hob die Mannschaft in seiner ersten Saison als Celtic auf ein noch höheres Level, blieb jedoch erneut nicht von Verletzungen verschont. 57 Partien machte er für Boston in der Regular Season, seine Postseason war noch stärker von Verletzungen geprägt. Ende Juni wurde er am Bein operiert, das er sich in Spiel 2 der Finals verletzt hatte.
"Wir erwarten, dass Porzingis in fünf bis sechs Monaten wieder spielen kann", teilten die Celtics damals mit. Falls Porzingis erst 2025 wieder aufläuft, sollte das niemanden überraschen. Bis dahin wird Al Horford erneut viel Verantwortung unterm Korb übernehmen müssen, der Veteran ist kurz vor der Meisterschaft 38 Jahre alt geworden.
Boston Celtics: Das Potenzial für Chaos ist da
Die Celtics gehen auf dem Papier wieder als die klar beste Mannschaft in die kommende Saison und sind somit zurecht Favorit auf die Meisterschaft. Doch gewissermaßen stehen sie plötzlich auch an einem Scheideweg, die Franchise könnte in den nächsten Monaten und Jahren in verschiedenste Richtungen abbiegen.
Wie reagieren die Celtics, falls Horford den Ausfall von Porzingis nicht so gut kompensieren kann, wie in der vergangenen Saison? Können Tatum und Brown die Mannschaft tragen, falls ihnen ein Fehlstart passiert? Trotz der Meisterschaft wurde Boston in den vergangenen Playoffs nicht aufs Härteste getestet. Dies wäre wünschenswert zu sehen, denn die Celtics zeigten das Potenzial, eine der besten Mannschaften der vergangenen zwanzig Jahre zu sein.
Mit einer weiteren Meisterschaft könnte Boston alle bestehenden Fragen endgültig vom Tisch räumen, bis dahin kann jedoch viel passieren. Bei den Celtics ist zwischen einer Dynasty und Chaos alles möglich.
NBA: Alle Meister und Vizemeister seit 2000
Jahr | Meister | Vizemeister |
2000 | Los Angeles Lakers | Indiana Pacers |
2001 | Los Angeles Lakers | Philadelphia 76ers |
2002 | Los Angeles Lakers | New Jersey Nets |
2003 | San Antonio Spurs | New Jersey Nets |
2004 | Detroit Pistons | Los Angeles Lakers |
2005 | San Antonio Spurs | Detroit Pistons |
2006 | Miami Heat | Dallas Mavericks |
2007 | San Antonio Spurs | Cleveland Cavaliers |
2008 | Boston Celtics | Los Angeles Lakers |
2009 | Los Angeles Lakers | Orlando Magic |
2010 | Los Angeles Lakers | Boston Celtics |
2011 | Dallas Mavericks | Miami Heat |
2012 | Miami Heat | Oklahoma City Thunder |
2013 | Miami Heat | San Antonio Spurs |
2014 | San Antonio Spurs | Miami Heat |
2015 | Golden State Warriors | Cleveland Cavaliers |
2016 | Cleveland Cavaliers | Golden State Warriors |
2017 | Golden State Warriors | Cleveland Cavaliers |
2018 | Golden State Warriors | Cleveland Cavaliers |
2019 | Toronto Raptors | Golden State Warriors |
2020 | Los Angeles Lakers | Miami Heat |
2021 | Milwaukee Bucks | Phoenix Suns |
2022 | Golden State Warriors | Boston Celtics |
2023 | Denver Nuggets | Miami Heat |
2024 | Boston Celtics | Dallas Mavericks |