Eine NBA ohne LeBron James? Inzwischen für viele unvorstellbar. Und doch rückt dieses Szenario immer näher, nicht zuletzt durch eben seine Aussagen nach dem Playoff-Aus gegen die Denver Nuggets. Wie realistisch ist das denn jetzt?
Dazu braucht es ein wenig Kontext und in diesem Fall hilft auch der Zusammenhang, in dem James seine Worte wählte, welche innerhalb weniger Minuten viral gingen.
LeBron James: Das hat er auf der PK gesagt
Frage: Sie haben den All-Time-Scoring-Rekord gebrochen und einmal mehr das Alter erfolgreich bekämpft. Wie würden Sie ihre persönliche Saison bewerten?
LeBron: "Ich weiß es nicht. Ich liebe das Spiel, ich liebe das Kräftemessen. Ich liebe es, für meine Mitspieler da zu sein. Es war etwas Besonderes, weil wir einen Rookie-Coach hatten und trotzdem in die Conference Finals gekommen sind. Ich finde das toll, vor allem für Coach Ham und seinen Stab.
Für mich persönlich geht es immer um Verfügbarkeit und die Fähigkeit, mental bereit zu sein. Ich möchte eine Präsenz auf dem Feld, in der Kabine, im Bus oder im Flugzeug zeigen. Das ist anstrengend. Es war eine anstengende Saison für mich und das Team. Wir wissen, was zu Beginn der Saison los war. Es war dennoch eine coole Reise.
Aber ich weiß nicht. Es war in Ordnung. Ich möchte nicht sagen, dass es eine erfolgreiche Saison war, weil ich an diesem Punkt meiner Karriere für nichts anderes als eine weitere Meisterschaft spiele. Eine Teilnahme an den Conference Finals juckt mich da wenig. Das habe ich oft genug geschafft. Es macht mir keinen Spaß, nicht Teil der Finals zu sein.
Aber wir werden sehen, was in der Zukunft passiert. Ich weiß es nicht. Ich habe viele Dinge, über die ich nachdenken muss, wie es mit mir und Basketball weitergeht. Ich werde darüber viel nachdenken."
LeBron James: Was ist mit dem Traum vom Vater-Sohn-Tandem?
Man sieht es bereits. LeBron wurde gar nicht direkt nach einem möglichen Karriereende gefragt, vielmehr öffnete er diese Büchse selbst. Das Ganze kann mehrere Gründe haben, die wir nun beleuchten.
Vorneweg: James hat zumindest für die kommende Saison noch einen Vertrag. Im Sommer 2022 verlängerte der Forward seinen 2023 auslaufenden Deal um zwei Jahre bis 2025, allerdings mit einer Spieler-Option für das kommende Jahr. Diese würde ihm 2023/24 rund 46,9 Millionen Dollar bescheren. Wenn James dennoch seine Karriere beenden möchte, kann er das trotzdem tun.
Es käme durchaus überraschend, weil James in der Vergangenheit nicht müde wurde, zu betonen, dass er unbedingt noch einmal mit seinem Sohn spielen wolle. "Ich habe das ernst gemeint und meine das noch immer so", sagte James nach Spiel 3 gegen die Golden State Warriors, als er gefragt wurde, ob er weiterhin das Ziel hat, mit seinem Sohn in der NBA zu spielen. "Wenn der Kopf mitspielt, wird mein Körper fragen: 'Okay, was machen wir jetzt?'"
LeBron James: Die Verletzungen häufen sich
Im Januar ruderte James zumindest so weit zurück, dass er sich auch vorstellen könne, gegen seinen Sohn zu spielen, wenn eine Vereinigung der beiden nicht klappen würde. 2024/25, wenn Bronny frühestens in die NBA kommen könnte, würde LeBron im Dezember seinen 40. Geburtstag feiern und noch mehr NBA-Minuten auf dem Buckel haben.
Schon jetzt hat James fast 65.800 Minuten hinter sich, lediglich Kareem Abdul-Jabbar hat rund 400 mehr. Wie LeBron auch selbst immer betont, ist ihm seine Einsatzfähigkeit heilig, jedoch häufen sich in den vergangenen Jahren diverse Verletzungen, die ihn immer wieder zum Zuschauen zwangen. Der einst unkaputtbare LeBron, den gibt es nicht mehr.
James selbst erklärte noch nach seiner Fußverletzung im März, weshalb er 13 Spiele verpasste, dass ihm die Ärzte zu einem Saisonende rieten, was dieser aber ignorierte. Es ist möglich, dass LeBron nun im Sommer sich noch einmal einer Behandlung unterziehen muss, ein MRT soll Aufschluss darüber bringen.
LeBron James: Immer noch besser als 90 Prozent der NBA
Und trotzdem kann LeBron, wenn nötig, eine große Last schultern. Wir sahen es in Spiel 4 gegen die Nuggets, als James fast die vollen 48 Minuten auf dem Feld stand, allerdings sich auch immer wieder Pausen während des Spiels genehmigen musste. LeBron hat weiter Top-Niveau, seine 27/7/7-Statline (noch immer warten wir auf exakt dieses Spiel) kann er weiterhin, wann er will, auflegen - so gut ist er mit 38 Jahren noch immer.
Und genau das ist der Knackpunkt. Natürlich ist LeBron nicht mehr besser als in seiner Prime, dennoch kann er weiter einer der besten Spieler in den Playoffs sein (Zitat LeBron: "Ich bin immer noch besser als 90 Prozent der NBA-Spieler, vielleicht sogar 95"). Das hat er allen Unkenrufen zum Trotz in dieser Postseason unter Beweis gestellt. Gegen die Nuggets war es nicht Anthony Davis, sondern James, der mit aller Macht beinahe einen Sweep gegen ein offensichtlich besseres Team verhindert hätte.
Man kann es also auch anders deuten - und zwar als klares Power Play und Druckmittel gegenüber GM Rob Pelinka. Dies zieht sich nun wie ein roter Faden durch dessen Zeit bei den Lakers. In Cleveland war stets sein auslaufender Vertrag der Hebel, nun könnte es das Spekulieren über ein mögliches Karriereende sein.
LeBron James: Rücktrittsgedanken nur ein Druckmittel?
Wir werden in den kommenden Tagen noch einmal näher auf die anstehende Offseason der Lakers eingehen, aber mit den Ausnahmen von LeBron, Davis, Jarred Vanderbilt und Rookie Max Christie hat kein Spieler einen garantierten Vertrag für die kommende Saison. Sollten die Lakers den Kern halten wollen, wird dies jede Menge Geld kosten und trotz LeBron waren die Lakers in dieser Hinsicht stets recht konvervativ, auch wenn man in dieser Saison die Luxussteuer zahlte.
Noch im Februar trommelte LeBron für einen Trade von Kyrie Irving, Pelinka schlug mit mehreren kleinen Deals (erfolgreich) eine andere Richtung ein. Dieses Thema wird nun aber wieder hochkochen, obwohl es Gerüchte um einen Handschlag-Deal zwischen Free Agent Irving und den Mavs gibt. Dennoch: Bereits zum zweiten Mal war Irving bei einem Lakers-Playoff-Spiel in der Halle, das sorgte natürlich erneut für Spekulationen.
Ob Irving nun wirklich Thema ist oder nicht, spielt aber eigentlich keine Rolle. Wenn LeBron weitermacht, dann nur, wenn er die Chance auf einen weiteren Ring sieht. Auch wenn es letztlich ein Sweep war, so weit weg waren die Lakers nicht. Über vier Spiele verloren die Lakers lediglich mit -22, in allen Partien waren sie bis zum Ende im Spiel. Ergebnisse lügen zwar nicht, es ist trotzdem ein Hoffnungsschimmer.
Lakers: Diese Spieler haben noch Vertrag
Spieler (Alter) | Position | 23/24 | 24/25 | 25/26 |
LeBron James (38) | Forward | 46,9 | 50,7* | UFA |
Anthony Davis (30) | Center | 40,6 | 43,2* | UFA |
Malik Beasley (26) | Guard/Forward | 16,5** | UFA | - |
Mo Bamba (25) | Center | 10,3*** | UFA | - |
Jarred Vanderbilt (24) | Forward | 4,7 | UFA | - |
Shaquille Harrison (29) | Guard | 2,4*** | - | - |
Max Christie (20) | Guard | 1,7 | RFA | - |
* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent
LeBron James: Wie wäre es mit einem Sabbatical?
Und dann gibt es noch eine andere Theorie, welche im Internet die Runde macht und folgende Schritte vorsieht
- Ein Jahr aussetzen
- Bronny bei USC unterstützen
- Die Akkus noch einmal komplett aufladen
- Das Comeback in der Saison 2024/25
- Beim Team unterschreiben, welches Bronny draftet
Hier gibt es nur einen kleinen Haken. Sollte LeBron tatsächlich temporär zurücktreten, würde der Vertrag ausgesetzt werden. Alternativ kann LeBron abtreten, muss dann aber ein volles Jahr (nach Vertragsende) warten, um wieder bei einem anderen Team zu unterschreiben. Da das neue CBA aber weiter noch nicht veröffentlicht ist, können sich jedoch auch hier noch Dinge ändern.
So oder so: In den kommenden Wochen wird es endlose Spekulationen geben, an denen sich James nicht weiter beteiligen wird. Am Ende des Tages heißt es Abwarten und Tee trinken und dennoch bleibt das Gefühl, dass es das für LeBron noch nicht gewesen sein kann. 40 Punkte hin oder her, LeBron wird nicht mit einem Sweep die Sneaker an den Nagel hängen.