Die Mavs verbesserten auf dem Papier ein 60-Siege-Team der Vorsaison um Dirk Nowitzki, Michael Finley und Nash um einen weiteren hochkarätigen Scorer, der dem Team nach der Pleite in den West-Finals 2003 gegen San Antonio über die letzte Hürde helfen sollte. Stattdessen folgte jedoch Walkers bis dato schlechteste Saison in der Association.
Eine Ausbeute von 14,0 Punkten bei einem schwachen True-Shooting-Wert von 47,5 Prozent verzeichneten die Statistiker über das ganze Jahr, einzelne Ausreißer retteten eine insgesamt schwache Spielzeit auch nicht mehr. Die Mavs mussten sich dieses Mal bereits in Runde eins der Postseason geschlagen geben (1-4 vs. Kings) und schickten Walker im Sommer weiter nach Atlanta.
Insgesamt wurde "Employee Number Eight", wie er aufgrund seiner Rückennummer genannt wurde, nach dem Celtics-Abgang in fünf Jahren sechsmal getradet. Es gab noch ein paar Hochs wie eine kurzzeitige Rückkehr nach Boston oder - das Highlight seiner Karriere - den Gewinn der Championship mit den Miami Heat 2006 als Scorer von der Bank (13,8 Punkte im Schnitt in den Finals gegen Dallas).
Doch Walkers Karriere war nun, teils auch aufgrund von Gewichtsproblemen, auf dem absteigenden Ast. Miami tradete ihn 2007 weiter nach Minnesota, die Wolves verschifften ihn wiederum ein Jahr später nach Memphis, die ihn ohne einen Einsatz entließen. Es sollte sein letzter NBA-Vertrag bleiben, ein späterer Comeback-Versuch in der D-League blieb ohne Erfolg.
Antoine Walker: Vorbild Jay-Z und der "Auto-Fetisch"
Es wirkt schier unglaublich, wie ein ehemaliger NBA-Star noch zwölf Jahren in der Liga und einem fürstlichen Gehalt nur zwei Jahre später pleite sein kann. Walker hat vor allem drei Gründe dafür ausgemacht. Nummer eins: ein ausschweifender Lebensstil. Schon in jungen Jahren gab es das große Geld. Keine gute Kombination.
"Jay-Z, Puffy, all diese Rapper. Ich wollte so sein wie sie", erklärte Walker. "Du siehst sie mit ihrem Schmuck, mit ihren dicken Ketten, den schönen Autos. Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: Wenn ich viel Geld habe, mache ich das auch." Der Luxuswahn äußerte sich unter anderem in einem "Auto-Fetisch", wie er bei Bloomberg verriet.
Walker hatte acht, neun Autos, aber natürlich nur die von der teuersten Sorte. Bentleys, Maybachs, Mercedes, alles dabei. Hinzu kamen Designer-Uhren oder maßgeschneiderte Anzüge - für jedes Spiel des Playoff-Runs 2002 ein neuer. Sein Finanzberater, den er tatsächlich hatte, war machtlos. Die meisten Entscheidungen traf Walker allein, als "junges, arrogantes Kind wollte ich nicht auf ihn hören".
Problematisch wurde dies vor allem deshalb, weil er diesen Lebensstil mit Freunden und Familien teilen wollte. Das neue Haus für seine Mutter war nur der Stein des Anstoßes. Natürlich unterstützte er auch seine fünf Geschwister, darüber hinaus half er angeblich bis zu 30 Bekannten finanziell aus. Den engsten Freundeskreis lud er zu Urlauben auf der halben Welt ein. Cancun und Puerto Rico, Flüge und Hotels, das Essen sowieso - alles ging auf Walkers Rechnung. Und das für acht bis zehn Kumpels. "Ich habe ihnen alles gegeben, was sie wollten. Am Ende war ich ein offener Bankautomat."
Antoine Walker: 36 Stunden Glücksspiel mit Michael Jordan
Grund Nummer zwei: Glückspiel. Nach eigenen Angaben verlor Walker mehrere Millionen Dollar beim Glücksspiel, das begann schon während der NBA-Karriere. Einmal, so erzählte es der Scorer, verbrachte er 36 Stunden am Stück beim Kartenspielen mit Michael Jordan, mit dem sich eine gute Freundschaft entwickelte.
Nach der aktiven Laufbahn war er ein gern gesehener Gast in Las Vegas und ging in den Casinos des Red Rock, Caesars Palace oder Planet Hollywood ein und aus. Zumindest so lange, bis er versuchte mit ungedeckten Schecks zu bezahlen oder einen Rabatt auf seine knapp 800.000 Dollar Spielschulden auszuhandeln. Ersteres brachte ihm 2009 mehrere Klagen ein.
Und Grund Nummer drei: die Finanzkrise. Walker hatte eine Menge Geld in Immobilien investiert, doch 2008 crashte der Markt und die Dollars waren weg. Im Zuge dessen musste Walker Konkurs anmelden. Gerichtsdokumente belegten Schulden in Höhe von 12,7 Millionen Dollar. Er musste nicht nur das Haus seiner Mutter, sondern unter anderem auch seinen Championship-Ring verkaufen.
"Das war meine dunkelste Stunde", blickte Walker später zurück. Nicht nur aus geschäftlicher, sondern auch aus privater Sicht. Seine Verlobte, Reality-Star Evelyn Lozada, ließ ihn sitzen (sie meinte später, die Beziehung sei schon viel früher zu Ende gewesen), auch Freunde kehrten ihm den Rücken: "Das war das schlimmste. Die OGs, meine Teamkollegen, meine Freunde, jeder, mit dem ich gefeiert hatte, als ich Geld hatte ... sie sind einfach verschwunden."
Doch seither hat sich Walker berappelt. 2013 war er wieder schuldenfrei, später arbeitete er unter anderem als Basketball-Analyst für Fox Sports. Seine wichtigste Mission sieht er heute aber in anderen Dingen, einem Bildungsprogramm für junge College- und NBA-Spieler zum Beispiel, das als Hilfestellung in Finanzfragen fungieren soll - denn Walker ist kein Einzelschicksal. Vor einigen Jahren hat er geholfen, das Projekt ins Leben zu rufen und engagiert sich dort seither. Die nachfolgenden Generationen sollen nicht die gleichen Fehler machen wie er.