Der Trade aus Sicht der Trail Blazers
Es ist seit Monaten bekannt, dass die Blazers an Grant interessiert sind. Und so passt es auch, dass sich dieser Trade am besten in Verbindung mit dem C.J. McCollum-Trade zur Trade Deadline analysieren lässt - nicht zuletzt deshalb, weil Portland in diesem Deal den Firstrounder aus Milwaukee sowie die Trade Exception bekam, die nun für Grant verwendet wurden.
Portland strebt unter dem neuen General Manager Joe Cronin keinen Rebuild an, sondern ein Retooling. Es soll wieder zurück in die Playoffs gehen, dafür wollten die Blazers mehr Balance im Kader. Im Prinzip haben sie nun über zwei Deals Grant und Josh Hart statt McCollum und Larry Nance geholt und dadurch endlich ihr größtes Problem der letzten Jahre ein Stück weit gelöst.
Portland suchte seit Jahren händeringend nach Two-Way-Wings, die den offensiv dominanten Backcourt ergänzen und nüchtern betrachtet auch beschützen sollten. Das ist auch nach dem Abgang von McCollum immer noch nötig - neben Damian Lillard wird nun ja Anfernee Simons starten, also ein weiterer defensiver Schwachpunkt.
Hart und vor allem Grant sind dafür ein guter Anfang, und es muss auch noch nicht das Ende sein - Berichten zufolge ist Portland auch an O.G. Anunoby dran, für den womöglich der Nr.7-Pick nach Toronto gehen könnte. Es ist für sich genommen schon ein Gewinn für die Blazers, dass sie diesen Pick nach dem Trade für Grant überhaupt noch haben.
Der Forward ist im Vakuum wohl ein schwächerer Spieler als McCollum, aber seine Fähigkeiten sind im Blazers-Team wertvoller - er ist lang, athletisch, ein guter Verteidiger, der jünger ist und weniger verdient als McCollum (wobei sein Vertrag 2023 ausläuft). Gerade im Westen braucht es einen Spieler wie ihn, um die besten Wings des Gegners zu verteidigen.
Offensiv wird sich zeigen, wie gut der Fit ist. In Denver war Grant eine starke dritte oder sogar vierte Option, effizient in seiner Rolle - allerdings ging er nicht zuletzt deshalb nach Detroit, weil ihm diese Rolle nicht groß genug war. Bei den Pistons steigerte sich seine Usage enorm, folglich ging aber auch die Effizienz herunter.
Die Statistiken von Jerami Grant in den letzten drei Jahren
Saison (Team) | Spiele | Usage% | Punkte | Würfe | eFG% |
19/20 (DEN) | 71 | 18 | 12 | 8,9 | 55,5 |
20/21 (DET) | 54 | 28,5 | 22,3 | 17,3 | 49,1 |
21/22 (DET) | 47 | 25,7 | 19,2 | 14,9 | 49,1 |
Und in Portland? Lillard ist natürlich die Nummer eins, dann wird Simons nach einem starken Jahr viele Würfe beanspruchen - und Jusuf Nurkic ist, wenn er gehalten wird, auch noch da. Grant wird seine Würfe bekommen, am wertvollsten für ein gutes Team dürfte er indes sein, wenn seine Rolle sich wieder der in Denver zumindest annähert.
Stichwort gutes Team: Es wird sich zeigen müssen, wo die Blazers sich einordnen und welche Moves noch folgen. Es ist wohl damit zu rechnen, dass Simons und Nurkic jeweils gehalten werden, und es scheint gut möglich, dass sie den Nr.7-Pick für einen weiteren Veteranen verwenden. Einen soliden Kern hätte man dann, einen Contender? Eher nicht.
Womöglich wäre Portland besser damit beraten gewesen, sich Richtung Neuaufbau zu orientieren, vielleicht sogar Lillard abzugeben, dessen Trade-Wert nach dem schwächsten (und verletzungsgeplagtesten) Jahr seiner Karriere indes auch nicht auf dem Höhepunkt war. Das war augenscheinlich aber keine Option.
Für den gewählten Weg - noch einmal angreifen mit dem bald 32-jährigen Lillard - ist die Verpflichtung von Grant indes zweifelsohne ein guter erster Schritt. Selbst wenn sich der Erfolg nicht einstellt, hat jemand wie der 28-Jährige mit seinen Fähigkeiten fürs Erste ja auch noch einen gewissen Weiter-Trade-Wert. Zumindest solange, bis ihm ein neuer Monstervertrag vorgelegt wird ...