Herro ballerte sich mit 4 erfolgreichen Dreiern bei 6 Versuchen zum Topscorer der Hausherren (25 Punkte), überzeugte zusätzlich aber auch als Playmaker (7 Assists bei 0 Turnover). Dahinter folgte Bam Adebayo mit einem starken Double-Double (24 und 12 Rebounds), Jimmy Butler erzielte 15 Punkte (5/16 FG).
Die Sixers dagegen vermissten Center Joel Embiid unter dem Korb, der aufgrund einer Gesichtsfraktur frühestens ab Spiel 3 in die Serie eingreifen kann. So strahlten die Gäste offensiv zu wenig Gefahr aus, um nach dem Seitenwechsel mit Miami mithalten zu können. Die zweite Halbzeit ging mit 56:41 an die Heat.
Der starke Tobias Harris (27, 11/18 FG), Tyrese Maxey (19) und James Harden (16) waren tatsächlich die einzigen Sixers-Scorer mit einer zweistelligen Punkteausbeute. Vor allem The Beard blieb aber blass und konnte das von Embiid hinterlassene Loch nicht füllen (5/13 FG, dazu 9 Rebounds, 5 Assists, 5 Turnover). Spiel 2 findet in der Nacht auf Donnerstag erneut in Miami statt.
Für den verletzten Lowry stand wie gewohnt Gabe Vincent in der ersten Fünf der Heat, bei den Sixers wurde Embiid von DeAndre Jordan vertreten. Das machte sich Miami mit Attacken gegen den 33 Jahre alten Center von der ersten Minute an zu Nutze, sei es im Pick'n'Roll oder mit Adebayo im Post. Dazu mehrere butterweiche Midrange-Jumper von Butler und Miami zauberte einen 18:6-Start aufs Parkett.
Herro fängt Feuer, Harden bleibt blass: Miami gewinnt
Wenig später fiel beim Heat-Star sogar ein Dreier, der auf +14 stellte. P.J. Tucker setzte derweil Harden mit einer Ganzfeldpresse unter Druck. Im Anschluss brachte eine Sixers-Zonenverteidigung die Hausherren etwas aus dem Rhythmus. Philly verkürzte zunächst, bevor Herro seine Farben bis zum Ende des ersten Durchgangs wieder auf 30:22 wegbrachte.
Der potenzielle Sixth Man of the Year kam nun richtig in Fahrt, gemeinsam mit Adebayo sorgte er schnell wieder für eine zweistellige Heat-Führung. Philadelphia stieg auf ein kleines Lineup gänzlich ohne Center um, in dem Harden, Maxey und Harris offensiv das Team in Schlagdistanz hielten. Auf der anderen Seite leistete sich Miami zu viele Turnover (10 in Hälfte eins). Die Sixers beendeten die erste Halbzeit mit einem 10:2-Lauf und übernahmen so erstmals die Führung (51:50).
Nach mehreren ausgeglichen Minuten erspielte sich Miami Mitte des dritten Viertels per 10:0-Lauf wieder einen leichten Vorteil, Harris lieferte die richtige Antwort. Miami ging dennoch mit einem 80:72-Vorteil ins vierte Viertel.
Herro war gefühlt der einzige, der genügend Dreier-Zielwasser intus hatte, was er mit einem sehr tiefen Triple unter Beweis stellte. Gleichzeitig ließ er seine Teamkollegen nicht aus den Augen, sein Assist auf Adebayo brachte Miami bis auf +16 weg, kurz darauf ließ Herro einen weiteren Triple zum 96:77 Mitte des Schlussabschnitts folgen. Die Sixers wirkten nun kraftlos, einen Run hatten sie nicht mehr in sich. Schon vier Minuten vor dem Ende leerten die Coaches ihre Bänke.
Die wichtigsten Statistiken
Miami Heat (1) - Philadelphia 76ers (4) 106:92 (BOXSCORE), Serie: 1-0
- Embiid zu ersetzen, ist natürlich unmöglich. Dass der Ersatz-Starter auf den Namen DeAndre Jordan hört - der im Sommer von den Pistons und während der Saison von den Lakers entlassen wurde -, war für die Heat aber ein gefundenes Fressen. Jordan spielte in Hälfte eins nur viereinhalb Minuten und stand bei -12. Besser machte es Paul Reed, der aber Foulprobleme hatte, sodass selbst Paul Millsap (-2, 6 Minuten) Einsatzzeit bekam oder Coach Doc Rivers auf ein Small-Ball-Lineup setzte. In Halbzeit zwei startete aber wieder Jordan, der nun immerhin besser agierte, aber das Spiel dennoch mit -22 beendete (4 Punkte, 2 Rebounds in 17 Minuten). Small-Ball kam in Hälfte zwei kaum mehr zum Einsatz.
- Als Philadelphia in der ersten Halbzeit auf eine Zonenverteidigung umstellte, hätte Miami ein wenig mehr Wurfglück aus der Distanz gutgetan. Doch der Dreier wollte den ganzen Abend über nicht fallen, selbst teils weit offene Versuche nicht. Das war aber auf beiden Seiten der Fall. Die Heat standen am Ende bei 9/36 von Downtown (25 Prozent), die Sixers bei 6/34 (17,6 Prozent). Vielleicht hätte in dieser Hinsicht Duncan Robinson geholfen, der aber ein DNP-CD kassierte - sein erstes seit April 2019.
- Allein im dritten Viertel sammelte Miami 6 Offensiv-Rebounds, welche die Heat in 7 Second Chance Points ummünzten (PHI: 0). Das war nicht nur in diesem Durchgang ein wichtiger Vorteil für die Hausherren. Insgesamt gewannen die Heat das Rebound-Duell mit 47:37, in Sachen Offensiv-Rebounds stand es 15:9 und bei den Second Chance Points 18:14.
- Die Tiefe der Heat galt schon vor Beginn der Serie als großer Vorteil für den 1-Seed, das bestätigte sich in der Auftaktpartie. Dank Herro zeichnete die Bank der Hausherren für 42 Zähler verantwortlich, die Sixers-Reservisten kamen nur auf 21 Punkte (und einige davon in Garbage Time).
NBA Playoffs - Heat vs. Sixers: Die Stimmen
Erik Spoelstra (Heat-Coach) über den Embiid-Ausfall: "Man will hier keinen Kontext hinzufügen. Man will einfach im Moment bleiben. Uns geht es nur darum, den richtigen Game-Plan für das jeweils nächste Spiel aufzustellen und es zu gewinnen."
Doc Rivers (Sixers-Coach): "Wir mögen DJ. Wir werden ihn weiter starten lassen, ob euch das gefällt oder nicht. Unsere Jungs glauben an ihn. [...] Ihre Physis hatte einen großen Einfluss auf das Spiel. Sie waren deutlich tougher und das physischere Team."
James Harden (Sixers): "Natürlich vermissen wir Joel, aber das unterliegt nicht unserer Kontrolle. Wir müssen unseren Mann stehen und großartig sein, und ich weiß, dass wir das tun werden."
Der Star des Spiels: Tyler Herro
Der 22-Jährige hatte in der ersten Runde so seine Auf und Abs, doch in Spiel 1 stellte er eindrucksvoll unter Beweis, warum er als Favorit auf den Award als Sixth Man of the Year gilt. Herro brachte den Heat enorm wichtiges Scoring und war fast als einziger an diesem Abend eine Waffe von Downtown.
Der Flop des Spiels: James Harden
Klar, bei den Sixers gibt es mehrere Kandidaten an dieser Stelle, Georges Niang (0/7 Dreier) beispielsweise. Aber von Harden muss in dieser Serie einfach mehr kommen, wenn Philadelphia ohne Embiid eine Chance haben will. Besonders viele Freiräume konnte er sich vor allem nach dem Seitenwechsel gegen Miamis Defense nicht erspielen, in Hälfte zwei kam er nur noch auf 4 Zählerchen.
Die Szene des Spiels
Ein heimlicher Held von Spiel 1 war P.J. Tucker, nicht nur wegen dessen teils starker Defense gegen The Beard. Sondern beispielsweise auch wegen seiner Arbeit an den Brettern, wie in dieser Szene. Tuckers Aktivität ermöglichte Miami gleich zwei Offensiv-Rebounds in Folge, bevor sich Adebayo den dritten sicherte und per Trip an die Freiwurflinie endlich Zählbares auf Scoreboard brachte. Kampf können die Heat.
NBA Playoffs: Heat vs. Sixers - Die Serie im Überblick (1-0)
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 3. Mai | 1.30 Uhr | Miami Heat | Philadelphia 76ers | 106:92 |
2 | 5. Mai | 1.30 Uhr | Miami Heat | Philadelphia 76ers | - |
3 | 7. Mai | 1 Uhr | Philadelphia 76ers | Miami Heat | - |
4 | 9. Mai | 2 Uhr | Philadelphia 76ers | Miami Heat | - |
5* | 11. Mai | TBD | Miami Heat | Philadelphia 76ers | - |
6* | 13. Mai | TBD | Philadelphia 76ers | Miami Heat | - |
7* | 16. Mai | TBD | Miami Heat | Philadelphia 76ers | - |
*falls nötig