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NBA Finals - Deandre Ayton wandelt auf den Spuren von Kareem: Ein Superstar in seiner Rolle

Deandre Ayton war auch in Spiel 1 der NBA Finals ein Sieggarant der Phoenix Suns.
© getty

Deandre Ayton hat auf eine ohnehin starke Postseason ein überragendes Spiel 1 in den NBA Finals folgen lassen. Der Center hat sich zu einer optimalen dritten Kraft bei den Phoenix Suns entwickelt.

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Eigentlich ist Chris Paul berühmt dafür, dass er den Ball gerne teilt. Der Point God gilt als Meister darin, jeden um sich herum besser zu machen und damit auch zu Zahlen (und Zahltagen) zu verhelfen. Das tat und tut er auch bei den Suns, doch am Ende von Spiel 1 der Finals kam ein anderer Paul durch. Einer, der einem Mitspieler einen Meilenstein wegschnappt.

19 Rebounds hatte Deandre Ayton schon auf dem Konto, als in den Schlusssekunden des 118:105-Erfolgs gegen die Bucks Bryn Forbes einen Dreier verfehlte. Ayton bekam eine Hand an den Ball und versuchte, ihn unter Kontrolle zu bringen. Rebound Nr. 20 hätte ein 22-20-Debüt in den Finals bedeutet, das hat seit weiland Bill Walton im Jahr 1977 niemand mehr geschafft.

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Doch Paul verhinderte das - obwohl das Spiel längst entschieden war, konnte er nicht aus seiner Haut und riss den Ball an sich. Devin Booker, der Aytons Statistik auf dem Schirm hatte, konnte es nicht fassen und maulte den 36-Jährigen an; Ayton hingegen lachte nur. "Book hat ihn angeschrien. Mich hat es nicht wirklich interessiert", sagte der Big Man im Anschluss. Das musste es auch nicht - historisch war seine Leistung so oder so.

Dieser Rebound wäre die Nr. 20 für Deandre Ayton gewesen ...
© nba.com/stats
Dieser Rebound wäre die Nr. 20 für Deandre Ayton gewesen ...

Deandre Ayton jagt Kareem Abdul-Jabbar

Mit seiner schlussendlichen Statline (22 Punkte, 19 Rebounds, 8/10 FG) machte Ayton Jagd auf eine andere Legende - und zwar diejenige, die die beiden diesjährigen Finalisten historisch verbindet. 1969 entschied ein Münzwurf zwischen Phoenix und Milwaukee, welches Team im Draft an Nr.1 einen gewissen Kareem Abdul-Jabbar draften dürfen würde.

Dieser kam nach Milwaukee und debütierte bereits zwei Jahre später mit 31 Punkten, 17 Rebounds und 81,3 Prozent aus dem Feld in den Finals. Es war das einzige 20+-15+-80 Prozent-Debüt auf der größten Bühne. Nimmt man den Begriff "Debüt" aus der Gleichung, haben es immerhin auch noch Bill Russell und Wilt Chamberlain geschafft. Seit der Nacht auf Mittwoch ist Ayton der Vierte im Bunde.

Der 22-Jährige nimmt für Phoenix dabei eine völlig andere Rolle ein als der damalige Liga-MVP Abdul-Jabbar in Milwaukee oder Russell und Chamberlain, die beiden größten Legenden der 60er Jahre. Für die moderne NBA erweist er sich im Lauf dieser Playoffs jedoch immer mehr als nahezu idealer Center.

Deandre Ayton: Die Mentalität eines Rollenspielers

Ayton wurde 2018 an Position 1 gedraftet, im aktuellen Suns-Team spielt er jedoch keineswegs wie ein Youngster mit Allüren, sondern mit der Mentalität eines Rollenspielers - und genau das macht ihn zum Star. Er verteidigt auf hohem Niveau, was vor zwei Jahren noch utopisch schien.

Er beschränkt sich vorne fast immer auf die Abschlüsse, die nahezu sicher sind, er setzt starke Screens, er rennt das Feld beständig rauf und runter und beschäftigt den Gegner auch dadurch.

"Er versteht seine Rolle einfach", lobte Coach Monty Williams. "Manchmal denkt ein Spieler, wenn man ihm eine Rolle gibt, dass ihn diese limitiert. DA denkt das nicht. Er versteht, wie er offensiv und defensiv einen Einfluss nehmen kann. Es hilft, dass Chris und Book ihm Würfe verschaffen, aber er versteht auch selbst gut die Winkel und Screens und wann er wo sein muss, um zu attackieren."

Deandre Ayton ist der beste Roll-Man der Playoffs

Schon über die gesamte Postseason offenbart Ayton ein sensationelles Verständnis dafür, was er kann - und was er sich sparen sollte. Laut nba.com/stats nimmt er über 82 Prozent seiner Abschlüsse nah am Korb. Ayton kann zwar durchaus aus der Mitteldistanz treffen, am effektivsten ist er jedoch, wenn er als Roll-Man zum Layup oder Dunk kommt, auch einen Hook-Shot hat er im Repertoire.

1,59 Punkte pro Play generieren die Suns mit Ayton als Roll-Man - das ist ein lächerlich hoher Wert, gerade angesichts der hohen Frequenz dieser Aktionen. Zum Vergleich: Gegenüber Brook Lopez kommt auf 1,55 Punkte, die Suns laufen jedoch fast dreimal so viele dieser Plays mit Ayton. Er schwebt in dieser Hinsicht in den Playoffs in einer eigenen Sphäre.

Auch in Spiel 1 traf er einen Jump-Hook über den kleineren P.J. Tucker, ansonsten war jeder seiner erfolgreichen Abschlüsse ein Layup oder Dunk, zumeist aus dem Pick'n'Roll. Es zeichnet sich schon über die gesamte Postseason ein vergleichbares Bild, und trotzdem hat niemand dauerhaft eine Antwort auf Ayton, der jetzt bei 71,6 Prozent True Shooting in seiner ersten Postseason steht.

Das Wurfprofil von Deandre Ayton in den Playoffs: (Fast) alles im grünen Bereich.
© nba.com/stats
Das Wurfprofil von Deandre Ayton in den Playoffs: (Fast) alles im grünen Bereich.

Monty Williams lobt die Defense von Deandre Ayton

Und es bleibt nicht bei der Offense. Ayton ist in der Lage, auf kleinere Spieler zu switchen, er ist zudem mittlerweile ein sehr guter Ringbeschützer. Über die Playoffs haben gegnerische Spieler insgesamt um 11,7 Prozent schlechter abgeschlossen, wenn Ayton der nächste Verteidiger war, dabei hatte er es schon mit vollkommen unterschiedlichen Herausforderungen zu tun.

"Es gibt Spiele, in denen er defensiv alle möglichen Fehler von uns ausbessert", sagte Williams. "Normalerweise dauert das bei jungen Bigs sehr lange, aber ich denke, die Zusammenarbeit mit Chris, Devin und [Assistant] Coach Mark Bryant hat ihm sehr geholfen."

Zusammenarbeit ist tatsächlich einer der zentralen Schlüssel. Gerade wenn man an den Beginn der Saison zurückdenkt, als vor allem Paul Ayton noch regelmäßig auf dem Court zusammenstauchte, wenn dieser etwas falsch machte. Wie der Center vor wenigen Tagen sagte, kam es hinter den Kulissen zeitweise sogar beinahe zu Handgreiflichkeiten.

Chris Paul schwärmt: "Er hat das größte Herz"

Davon ist man nun weit entfernt. Ayton ist eine Art Juniorpartner der etablierten All-Stars Paul und Booker geworden, das Trio profitiert immens voneinander, fordert und fördert sich gegenseitig. Und Paul sieht sich selbst als größter Fürsprecher Aytons, selbst wenn er ihm am Ende eines Spiels mal einen Rebound klaut.

"Seine Reife, nicht nur als Basketball-Spieler, sondern als Person", entgegnete Paul nach dem Spiel auf die Frage, worauf er bei Ayton in diesen Playoffs stolz sei. "Nicht jeder lernt ihn abseits des Courts kennen, aber er hat das größte Herz. Einer der besten Typen, die man je erleben wird. Daher verdient er den Erfolg und die Aufmerksamkeit, die er jetzt bekommt."

Auch auf die Frage, wie Ayton selbst mit der großen Aufmerksamkeit zurechtkommt, gab dieser eine reife Antwort: "Ich atme einfach dreimal tief ein. Schließe meine Augen und danach fühlt sich die Halle leer an, um ehrlich zu sein. Ich sehe nur meine Mitspieler und Coaches. Und dann habe ich einen Job zu erledigen."

NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 1-0

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsResultat/TV
17. Juli3 UhrSunsBucks118:105
29. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
312. Juli2 UhrBucksSunsDAZN
415. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
5*18. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
6*21. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich