Es war ein würdiges Spiel 7 mit jeder Menge Drama, welches Kevin Durant mit einem verrückten Wurf in die Verlängerung schickte. Dort scorten beide Teams zusammengerechnet nur noch 8 Zähler, ein Sprungwurf von Khris Middleton gut 40 Sekunden vor Schluss war der siegbringende Wurf der Serie. Durant fabrizierte im Anschluss einen Airball, als er das Spiel in die zweite Verlängerung schicken wollte.
Durant (48, 17/36 FG) erzielte die meisten Punkte, der frühere Warriors-Forward spielte die vollen 53 Minuten. Gleiches galt auch für James Harden (22, 5/17 FG, 9 Assists), der etwas spritziger als noch in den vergangenen Spielen wirkte, am Ende aber kein Faktor mehr war. Blake Griffin (17, 11 Rebounds) und Bruce Brown (14) machten ihre Sache ebenfalls mehr als ordentlich.
Topscorer der Bucks war einmal mehr Giannis Antetokounmpo, der in 50 Minuten auf 40 Punkte (15/24 FG), 13 Rebounds sowie 5 Assists kam. Der Grieche traf 8 von 14 Freiwürfen, die Fans im Barclays Center zählten bei jedem Versuch bis 10, die Mississippi-Regel beachteten sie dabei aber nicht. Unterstützung bekam Giannis im Angriff von Brook Lopez (19, 4 Blocks), während Jrue Holiday (13, 5/23 FG, 8 Assists) und Khris Middleton (23, 9/26 FG, 10 Rebounds) nach anfänglichen Schwierigkeiten erst im vierten Viertel aufwachten.
Nets vs. Bucks, Spiel 7: Hier gibt es die Highlights der Partie.
Giannis Antetokounmpo mit starker Vorstellung
Bei Milwaukee gab es in der Starting Five keine Veränderungen, Nets-Coach Steve Nash brachte dagegen Bruce Brown für Jeff Green. Die Gäste netzten ihre ersten beiden Distanzwürfe, Brooklyn antwortete mit 11 Zählern am Stück. Die Nets bewegten den Ball gut, auch Harden zog endlich wieder zum Korb und auch Fouls.
Milwaukee hatte große Probleme im Halbfeld, hatte aber Glück, dass Antetokounmpo zu Beginn auch Sprungwürfe traf. P.J. Tucker machte seine Sache gegen Durant gut, Holiday war dann aber zu klein. KD stand wie Giannis nach einem Viertel bei 10 Zählern, die Nets waren 28:25 vorne.
Für die Nets hatte aber auch Brown kurze Zeit später die gleiche Ausbeute (unter anderem mit einem Slam über Giannis), sodass die Gastgeber konstant vorne blieben. Es wurde alles etwas langsamer, beide Coaches wechselten kaum, sodass einige Stars müde wirkten. Dank einiger Offensiv-Rebounds blieben die Bucks dran, dann übernahm Durant vor der Pause und war aus der Mitteldistanz nicht zu stoppen trotz guter Bucks-Defense. Mit 53:47 für die Gastgeber ging es in die Pause.
Kevin Durant schickt Spiel in die Verlängerung
Milwaukee startete danach wieder besser, viertelübergreifend übernahmen die Gäste nach einem 16:2-Lauf wieder die Führung. Diese hielt aber nicht lange, stattdessen ging es nun hin und her. Griffin hatte einen persönlichen 5:0-Lauf, Antetokounmpo traf einen Dreier mit Brett. Die Nets waren recht schnell im Bonus, dazu holte sich Tucker vier Minuten vor Ende des Viertels ein recht unnötiges viertes Foul ab. Es war eine kritische Phase für Milwaukee mit einer kurzen Pause für Giannis. Der Grieche (16 PTS im Abschnitt) pausierte aber nur kurz und die Bucks initiierten mit einem Dreier von Pat Connaughton zum Ende des Viertels noch einen 8:0-Lauf, welcher ihnen eine 82:81-Führung nach 36 Minuten bescherte.
Durant stopfte dann über Connaughton mit Foul, Holiday traf endlich aus der Distanz. Gleiches galt für Harden, der mit ablaufender Uhr einen wilden Bank Shot traf. Brooklyn bekam die Calls und hatte die 50/50-Bälle auf seiner Seite. +5 war der Vorsprung, doch Milwaukee machte die nächsten 8 Zähler und führte nach einem Holiday-Triple zwei Minuten vor dem Ende.
Holiday war jetzt wach, es war ein Shootout mit Durant, der ebenso wieder heiß war. Tucker zwang KD aber wieder zu einem Ballverlust, Middleton traf beide Freiwürfe. 65 Sekunden vor dem Ende waren die Bucks wieder mit 4 vorn. KD verkürzte, aber Milwaukee konnte dank eines Offensiv-Rebounds große Teile der Uhr herunterspielen.
Es blieben Brooklyn aber noch 6,1 Sekunden, nachdem die Bucks keinen Wurf losbekamen. Das sollte sich rächen, denn Durant versenkte fünf Sekunden später einen unfassbaren Fadeaway, hatte jedoch minimal seinen Fuß auf der Dreierlinie, weswegen es in die Verlängerung ging, in welcher die Bucks trotz des Ausfoulens von Tucker die Oberhand behielten. Nun warten die Bucks auf ihren kommenden Gegner, welcher in der Nacht auf Montag zwischen Philadelphia und Atlanta ausgespielt wird. Die Conference Finals starten dann in der Nacht auf Donnerstag.
Die wichtigsten Statistiken
Brooklyn Nets (2) - Milwaukee Bucks (3) 111:115 OT (BOXSCORE), Serie: 3-4
- Dass Milwaukee zur Pause nur mit 6 Zählern hinten lag, grenzte an ein Wunder. Holiday und Middleton hatten zusammengerechnet nur 4 ihrer 22 Würfe getroffen, auf der anderen Seite stand Brooklyn bei fast 50 Prozent aus dem Feld. Was die Bucks aber rettete, waren Offensiv-Rebounds. Insgesamt waren es 10 zur Pause, die zu 14 Zählern führten.
- Klammert man Antetokounmpo aus, hatten die Nets klare Vorteile an der Freiwurflinie. Der Grieche nahm acht der neun Bucks-Freiwürfe in Halbzeit eins (4/8 FT), darunter war auch ein fieser Airball. Auf der anderen Seite ging Harden schon im ersten Viertel siebenmal an die Linie. Am Ende war es ausgeglichener (25:21 Nets), auch wenn der Großteil der Pfiffe zugunsten von Brooklyn ging.
- Die Minuten waren in dieser Partie ein großes Thema. Die Nets spielten Durant, Harden und Griffin (!) die ersten 16 Minuten des Spiels, KD und Harden gingen sogar über die volle Distanz. Letztlich setzte Nash auf eine Rotation aus sieben Spielern, von der Bank kommend sahen nur Landry Shamet und Green Minuten. Beide blieben ohne Punkte, sodass die Starter alle Punkte erzielten. Das gab es seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1971 noch nie in einem Spiel 7.
- Die Overtime war dann ein Duell taumelnder Boxer. Es dauerte fast vier Minuten, bis Milwaukee überhaupt Punkte erzielte, Brooklyn blieb dagegen die letzten 4:38 Minuten ohne Score und vergab zehn Versuche am Stück.
- Über 33 Punkte legte Durant in Elimination Games auf, diesmal legte KD noch eine Schippe drauf. Mit seinem Turnaround-Jumper zum Ausgleich stellte der 32-Jährige einen neuen Scoringrekord auf. Zuvor hatten Sam Jones und Dominique Wilkins die Bestmarke für die meisten Punkte in einem Spiel 7 gehalten
- Es war erst das siebte Spiel 7, welches in die Verlängerung ging. Letztmals war dies 2006 geschehen, als sich die Dallas Mavericks in den Western Conference Semifinals bei den San Antonio Spurs in der Overtime durchsetzen.
Nets vs. Bucks: Die Stimmen zum Spiel
Kevin Durant (Nets): "Mein verdammter riesiger Fuß war auf der Linie. Ich habe gerade gesehen, wie knapp das war. Ich hätte beinahe ihre Saison beendet, nun ist sie für uns vorbei."
James Harden (Nets): "Ich habe mit einer Oberschenkelzerrung zweiten Grades gespielt. Ich fühle mich jetzt richtig sch****"
Mike Budenholzer (Head Coach Bucks) über seine Big Three: "Diese Jungs wollten unbedingt gewinnen. Sie haben einen Weg gefunden, auswärts ein Spiel 7 zu gewinnen. Sie haben wichtige Plays am Ende gemacht und wir brauchten sie alle."
Giannis Antetokounmpo (Bucks): "Unsere Arbeit ist noch nicht erledigt, wir sind noch nicht am Ziel."
Der Star des Spiels: Giannis Antetokounmpo
Für den zweifachen MVP stand viel auf dem Spiel - und der Grieche lieferte ab. Ja, die Freiwürfe bleiben schwierig und manche Würfe fragwürdig, ansonsten war das aber die Dominanz, welche Milwaukee brauchte, um dieses Spiel zu gewinnen - auch weil Middleton und Holiday bis ins vierte Viertel keinen Blumentopf trafen. Das kostete Kraft und das merkte man dem Forward an, aber genau das war es, was alle von ihm sehen wollten. Der heimliche Star war P.J. Tucker, der gegen Durant erneut ein Wahnsinnsspiel machte - trotz dessen 48 Zähler.
Der Flop des Spiels: Joe Harris
Es war schon sehr unglücklich wie der beste Schütze der Nets agierte. 3/7 aus der Distanz sehen ordentlich aus, aber viel mehr kam von ihm nicht. Immerhin war seine Defense gegen Holiday solide, ansonsten aber das schwächste Glied im Nets-Team.
Die Szene des Spiels
Wie eng doch Sieg und Niederlage beisammen liegen? Mit Schuhgröße 43 hätte Durant die Serie mit seinem Wurf 1 Sekunde vor Ende der regulären Spielzeit entschieden, stattdessen berührte sein Zeh die Dreierlinie und sein Wurf wurde als langer Zweiter gewertet, weswegen es "nur" in die Verlängerung ging. Ein völlig verrückter Wurf war es allemal.