Warum gab Teampräsident Danny Ainge seine Rolle auf?
Vor ziemlich genau zwei Jahren erlitt Ainge einen Herzinfarkt, es ist also durchaus möglich, dass gesundheitliche Gründe bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Allerdings wird Ainge auch bereits jetzt eine gewisse Nähe zu den Utah Jazz nachgesagt, es scheint realistisch, dass er dort relativ bald in beratender Funktion wieder auftauchen wird.
Die Rolle des "obersten Befehlshabers" hat sich für Ainge womöglich ein wenig abgenutzt. Seit 2003 leitete er das Front Office der Celtics und traf in dieser Zeit viele kontroverse, aber auch viele gute Entscheidungen: Beispielsweise baute er das 2008er Meister-Team zusammen und akquirierte auch die Picks in Trades, aus denen in den letzten Jahren Tatum und Brown wurden.
Seither hat Ainge womöglich aber das Glück verlassen. In den vergangenen Jahren verloren die Celtics unter anderem Spieler wie Kyrie Irving, Al Horford und Gordon Hayward, die Draft-Entscheidungen saßen nicht immer, auch in der Free Agency wurden einige Fehler gemacht. Ainge hat mindestens ein schwieriges Jahr hinter sich.
Boston: Ainge lag einige Male daneben
Hayward ziehen zu lassen, war aus finanziellen Gründen verständlich, zumal der Forward sich ja auch in dieser Spielzeit wieder verletzte. Keinen Ersatz zu holen und einfach darauf zu vertrauen, dass die verbliebenen Stars sowie ein paar No-Names oder Rookies Haywards Rolle würden kompensieren können, war jedoch fahrlässig.
Boston investierte seine wichtigste finanzielle Ressource (die Midlevel Exception) 2020 nicht in den Flügel, sondern in einen Center mit Tristan Thompson, obwohl es hier mit Daniel Theis und Robert Williams schon Optionen gab. Den Desmond-Bane-Pick verscherbelte man nach Memphis, dabei wäre dieser womöglich von Tag 1 an einer der vier verlässlichsten Wings im Kader gewesen.
Auch während der Saison waren Ainges Moves nicht von Erfolg gekrönt: Fournier wurde schnell von der Celtics-Seuche eingeholt, für ihn musste Theis aus finanziellen Gründen nach Chicago verschenkt werden. Die Verpflichtung von Jabari Parker war eine weitere Idee, die nicht so wirklich aufging.
Vieles war logisch - und funktionierte nicht
Das Problem bei vielen dieser Deals, bei Fournier, auch beim Theis-Trade, der Platz für Williams schaffen sollte: Selbst wenn eine Logik dahinter erkennbar war, lief es eben schlecht. Und das auch nicht zum ersten Mal; vor zwei Jahren hätte jeder GM ein Kemba-Walker-statt-Terry-Rozier-Upgrade mit Kusshand genommen, aus heutiger Sicht ist das nicht der Fall.
Auch bei Hayward hat sich Ainge wohl verpokert: Berichten zufolge wollten die Pacers Myles Turner und Doug McDermott für ihn nach Boston schicken, Ainge forderte stattdessen T.J. Warren und verlor Hayward dann an Charlotte, wodurch am Ende nur eine Trade Exception für Hayward zurückkam.
Ainge hat mitnichten alle Probleme der Celtics in dieser Saison oder darüber hinaus zu verantworten, über manches hatte er schlichtweg keine Kontrolle. Unterm Strich steht nach Jahren im Überfluss vor allem hinsichtlich Draft-Picks trotzdem ein dünner Kader bereit, dem die Balance an mehreren Ecken fehlt.
Und das ist vor allem ein Thema des GMs - der nun nicht mehr Ainge heißt. Stattdessen beerbt Stevens den Mann, der ihn einst vom College nach Boston gelotst hatte.