So reichten auch 42 Punkte (11/24 FG, 9/16 Dreier, 11/13 FT) und 10 Assists von Lillard nicht, nach der Pause verbuchte der Point Guard der Blazers "nur" noch 10 Zähler. Das war ein Problem, da keiner der Rollenspieler gut traf. Nur Co-Star C.J. McCollum (21, 9/12 FG) hatte ansonsten einen effizienten Abend, Norman Powell (15) wachte erst im vierten Viertel auf.
Denver konnte dagegen das Scoring etwas besser verteilen. Nikola Jokic (38, 15/20 FG, 8 Rebounds und 5 Assists) war wie immer Dreh- und Angelpunkt der Nuggets-Offense, um ihn herum konnten aber auch Michael Porter Jr. (18) und Paul Millsap (15, 7 Boards) Akzente setzen. Monte Morris (12, 7 Assists) hatte ebenfalls einige gute Momente, gleiches galt für Aaron Gordon (13).
In Spiel 1 war das Scoring der Guards für Denver das große Problem, zu Beginn war davon nichts zu sehen. Austin Rivers und Facundo Campazzo erzielten 11 der ersten 17 Nuggets-Punkte und initiierten so einen frühen 14:3-Lauf, der die Ball Arena zum Kochen brachte. Auch auf dem Feld ging es hitzig zu, vor einer Auszeit kam es zu einem kleinen Gerangel, selbst ein Assistant Coach der Blazers mischte mit. Wenig später kassierte Carmelo Anthony ein Flagrant-1-Foul, nachdem er Jokic einfach zu Boden geschubst hatte.
Damian Lillard trifft sechs Dreier in Folge für Portland
Der Serbe knüpfte an seine gute Vorstellung vom Auftakt an und hatte nach zwölf Minuten bereits 14 Zähler (6/7 FG) auf dem Konto. Und doch stand es lediglich 31:25 zu Gunsten der Nuggets, weil Lillard selbst vom Logo traf und Portland fünf von acht Triples versenkt hatte.
Im Gegensatz zu Spiel eins konnte der zweite Anzug der Nuggets den Vorsprung um die starken Porter und Paul Millsap sogar ausbauen, die Blazers gingen dagegen schlampig mit dem Ball um, die Folge war ein 14:4-Lauf der Gastgeber. Besonders schön anzusehen war die Partie aber nicht mehr, die Schiedsrichter versuchten mit vielen kleinlichen Pfiffen die kleinen Nickligkeiten zu ersticken. Die Lethargie durchbrach Lillard, der drei Triples am Stück traf und klar machte, dass Campazzo womöglich nicht das richtige Matchup für ihn ist.
Denver versuchte alles, aber Lillard (32 Punkte in Halbzeit eins) war nicht zu stoppen. Inzwischen waren es sechs Dreier am Stück für den All-Star, aus -18 wurden plötzlich nur noch -4. Aber Denver hatte noch vor der Pause die Antwort, Jokic traf zwei Jumper, Aaron Gordon verbuchte ein And-One und so gingen die Nuggets mit einer 73:61-Führung in die Halbzeit.
Nuggets bewahren kühlen Kopf in hitziger zweiter Halbzeit
Nach dem Wechsel setzten die Nuggets Gordon auf Lillard an, nachdem Shaq Harrison kurz vor der Pause seine Sache besser als Campazzo gemacht hatte. Der Flow des Spiels war jedoch dahin, es hagelte wieder Fouls (18!!), Unterbrechungen und jede Menge Beschwerden der Spieler. Die Nuggets bauten den Vorsprung zwischenzeitlich auf +20 aus, die Blazers verkürzten zum Ende des Abschnitts dank McCollum (9, 4/4 im Viertel) noch einmal auf 87:101.
Die Stars saßen nun auf der Bank, Denver fand dank Morris etwas Offense. Bei den Blazers holte sich Jusuf Nurkic (7, 2/8 FG, 13 Rebounds) dagegen schon zehn Minuten vor Schluss sein sechstes Foul ab. Die Intensität der Nuggets zog noch einmal an, Harrison und Millsap erhöhten wieder auf 20 Zähler, während Lillard nicht antworten konnte. Bei Denver kehrte Jokic zurück, der Serbe machte schließlich mit einigen Buckets den Deckel drauf, was laute MVP-Sprechchöre nach sich zog. Knapp drei Minuten vor dem Ende konnte der Center bei +21 in den verdienten Feierabend geschickt werden.
Die Nuggets haben somit die Serie ausgeglichen, müssen aber weiterhin mindestens ein Spiel in Portland gewinnen, um den Heimvorteil zurückzuerlangen. Die erste Chance dazu bekommt Denver in der Nacht auf Freitag, wenn die Nuggets für Spiel 3 bei den Blazers zu Gast sind.
Nuggets vs. Blazers: Die Stimmen zum Spiel
Michael Malone (Head Coach Nuggets): "Es war nickelig und so soll das auch sein. (...) Aaron wollte das Matchup gegen Dame unbedingt haben."
Nikola Jokic (Nuggets): "Basketball ist ein emotionales Spiel. Die Schiedsrichter geben ihr Bestes. Mal machen sie es gut, mal weniger, mal werden sie angeschrien. Ich habe wirklich keine Ahnung, warum man Referee werden möchte."
Terry Stotts (Head Coach Blazers): "Sie waren heute in allem besser als wir, wenn man die 42 Punkte von Dame ausklammert."
Die Statistiken
Denver Nuggets (3) - Portland Trail Blazers (6) 128:109 (BOXSCORE), Serie: 1-1
- Was war das für eine verrückte erste Halbzeit? Die Nuggets spielten 24 Minuten fast perfekten Offensiv-Basketball und führten "nur" mit 12 Punkten. Denver traf 66 Prozent aus dem Feld, verwandelte 13 von 14 Freiwürfe und doch war absolut nichts entschieden. Portland versenkte nämlich 12 von 18 Dreiern, 8 davon durch Lillard. Und aus dem Zweierbereich? Da standen die Blazers bei 6/19 FG, absurd!
- 8 Dreier waren übrigens die Einstellung des NBA-Playoff-Rekords für die meisten Triples in einer Halbzeit. Zuletzt war dies Vince Carter in Spiel 3 der legendären Conference Semifinals zwischen den Toronto Raptors und Philadelphia 76ers gelungen. "Air Canada" erzielte damals 50 Punkte (19/29 FG, 9/13 Dreier). Für Lillard war es das zweite Playoff-Spiel mit mindestens 30 Punkten in einer Halbzeit, das ist in den vergangenen 15 Jahren keinem anderen Spieler gelungen.
- Ballverluste waren diesmal ein Problem für Portland. In Spiel 1 schenkten die Blazers den Ball nur fünfmal her, das hatten die Gäste in Spiel 2 bereits nach zwölf Minuten überboten (6). Am Ende waren es 21 Turnover, die Denver zu 22 Punkten nutzte.
- Denver dominierte auch die anderen Hustle Stats. Die Gastgeber schnappten sich 11 Offensiv-Rebounds und münzten diese in 21 Second Chance Points (POR: 4) um. Dazu erwischten die Nuggets Portland mehrfach in Transition, während die Gäste bis zur Pause nicht einmal so scoren konnten. Auch dieses Duell ging mit 16:4 letztlich deutlich an die Nuggets.
- Um auch noch einmal zu zeigen, wie ruppig es zuging. Die Schiedsrichter pfiffen zusammengerechnet 52 Fouls, es gab 58 Freiwürfe. Die Nuggets kassierten drei technische Fouls (Porter, Malone, Jokic), Portland eines (Assistant Coach Tibbetts). Hinzu kamen zwei Flagrant-1-Fouls gegen Anthony und McCollum. Nurkic (6), McCollum, Anthony und Jokic (je 5) kassierten alle mindestens 5 Fouls.
Der Star des Spiels: Aaron Gordon
Natürlich war Jokic offensiv der Mann, der Denver genug Scoring lieferte, doch das Spiel kippte, als sich Nuggets-Coach Michael Malone in der Pause dazu entschloss, Gordon auf Lillard abzustellen. Die Folge war, dass AG dem Blazers-Star mit seiner Länge das Iso-Game nahm und sogar die Penetration recht gut stoppen konnte. So mussten andere Blazers-Spieler scoren und das funktionierte nicht so effizient, wie es eben Lillard tat. Und nicht nur das: Auch im Angriff streute Gordon hin und wieder Hustle Plays ein, dazu traf er seine zwei Dreier. Einfach eine richtig gute All-Around-Leistung.
Der Flop des Spiels: Carmelo Anthony
Sein Scoring fehlte den Blazers heute. In Spiel 1 war Melo noch eine der positiven Überraschungen, in dieser Partie fiel der Ex-Nuggets-Star lediglich durch seinen unnötigen Schubser gegen Jokic auf. 5 Punkte, 5 Würfe, 5 Fouls in 20 Minuten, das ist das übersichtliche Arbeitsnachweis des Oldies in seinem früheren Wohnzimmer.
Die Szene des Spiels
Es war nicht von dieser Welt, was Lillard in Halbzeit eins in der Mile High City machte. Exemplarisch dafür dieser Dreier vom Logo. Das sollte kein Wurf sein, der locker flockig aus der Bewegung kommt, Lillard ließ es trotzdem wie das Normalste auf dieser Welt aussehen. Außer Stephen Curry kann das in der NBA keiner.